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Albrecht Ackerland über Sport im Verein
München · Da schau her!
Was wäre ich ohne meinen Verein. Der Verein gehört zum Menschen, wie die Atemluft und das flüssige Brot. Ohne den Verein wäre der Mensch: ein Niemand. Es gibt diese berühmten sprichwörtlichen Kaninchenzüchtervereine, von denen ich aber buchstäblich noch kein einziges Mitglied kennenlernen durfte. Das liegt wahrscheinlich nur an der Tatsache, dass mir Rehkeule vom Geschmack her mehr liegt.
So gesehen müsste ich Mitglied in einem Schützenverein sein. Wenn sie mir nur nicht so unheimlich wären. Aber: Meines Wissens war der Jennerwein Schorsch auch in keiner Schützengilde, was ihn nicht daran hinderte, erfolgreich für seinen Gamsbraten zu sorgen. Nur der Sicherheit halber: Nein, ich bin kein Wilderer.
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Münchner Vereine
Artikel vom 29.10.2009
Aber ein Vereinsmitglied bin ich. Wenn auch in keinem Sportverein, in keinem Schachclub, in keinem Kleingartenverein, in keinem Verein zum Schutze der Wildsau. Denn: Wenn ich Geselligkeit will, dann gehe ich in die Boazn. Bei aller Ehrfurcht dem Vereinswesen gegenüber: Nur Gleichgesinnte unter sich – das stelle ich mir schon arg langweilig vor.
Einen sportlichen Anteil hat mein Verein aber nun doch. Treppensteigen. Drei Stockwerke. 66 Stufen. Zum Briefkasten. Jeden Morgen. Mein Verein heißt: Zeitungsabonnement. Es ist eine schöne, beschauliche, ruhige Angelegenheit, das Zeitungslesen. Es herrscht keine Anwesenheitspflicht, Vereinsvorsitzender und Kassenwart und einfaches Mitglied bin ich selbst. In einer Person.
Mir würde sehr viel fehlen, nicht nur geistig, vor allem körperlich. Ich bin von Natur aus ein fauler Hund, wenn ich auf einen Berg steige, dann muss schon schönes Wetter sein und oben auf der Alm eine Russenmaß warten. Fitness-Studio? Hören's mir auf. Fußballverein? Da gibt’s oft recht gute Vereinsgaststätten. Sie merken: Ich wäre heillos verfettet, wohnte ich nicht im dritten Stock, hätte meine Zeitungen früh morgens nicht im Briefkasten. Denn über meiner Faulheit steht die Neugier, und die lässt mich sogar vor dem ersten Kaffee frisch wie ein Zicklein treppab-treppauf fegen.
Allerdings ist mein Verein auch eine einsame Angelegenheit, was ja für sich schon der Tatsache widerspricht, dass es sich hier überhaupt um einen echten Verein handelt, gar um einen Sportverein. Denn das gemeinsame Schwitzen mit Leuten, die man sich als Freunde nicht unbedingt aussuchte, das hat auch etwas Charakterbildendes. Zumindest so lange, bis man alt genug ist, gleich ins Vereinsheim zu gehen – ohne Schwitzen. Wenn man sich das leisten kann, körperlich jetzt. Ich kann das: Meine Abos bestelle ich vorerst nicht ab.
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