Bogenhausen · Lebenskünstler um 1900

Diefenbach, Selbstbildnis, nach 1882.

Bogenhausen · Das Museum Villa Stuck in der Prinzregentenstraße 60 zeigt die erste umfassende Ausstellung über den Maler, Pazifisten und Lebensreformer Karl Wilhelm Diefenbach (1851 – 1913). Die Ausstellung »Lieber sterben, als meine Ideale verleugnen! Karl Wilhelm Diefenbach (1851 – 1913)« ist vom 29. Oktober bis 17. Januar, Dienstag bis Sonntag von 11 bis 18 Uhr, zu besichtigen. Der Eintritt kostet 9 Euro, ermäßigt 4,50 Euro.

Die vielseitige Künstlerpersönlichkeit erscheint als Phänomen der Jahrhundertwende und seine Kunst als Sprachrohr seiner reformerischen und weitsichtigen Ambitionen um Vegetarismus, Pazifismus und spirituelle Neuorientierung. Nach seinem Studium an der Münchner Kunstakademie erregte er Aufsehen mit seinen Propaganda-Reden für Licht- und Luftbäder des freien Körpers und gegen den Verzehr von »Tierfetzen« vor dem Hofbräuhaus, mit dem ersten Nudistenprozess der Geschichte vor dem Münchner Landgericht sowie mit seiner Kommune »Humanitas« bei Höllriegelskreuth.

Seine Suche nach neuen Wegen führte ihn aus dem Schwabinger »Wahnmoching« ins abgeschiedene Isartal, von dort über Wien, Kairo und Triest und schließlich auf die von Bohemiens und Künstlern besiedelte Mittelmeerinsel Capri, wo er 1913 starb und zu Unrecht in Vergessenheit geriet. Als Maler ist Diefenbach ein eigenständiger Vertreter von Jugendstil und Symbolismus, dessen Leben und Werk von immerwährendem Kampf und Scheitern geprägt ist. Heute haben seine Ideale von einem Leben im Einklang mit der Natur zahlreiche Anhänger und höchste Anerkennung gefunden.

In der Ausstellung selbst werden nicht nur Werke von Karl Wilhelm Diefenbach zu sehen sein, sondern auch von Künstlern in seinem Umfeld und in seiner Folge wie beispielsweise von Hugo Höppener genannt Fidus, Gusto Gräser und František Kupka.

Artikel vom 27.10.2009
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