Gemeinden entlang der S6 sind gegen Zusammenlegungspläne

Ottobrunn/Landkreis · Gegen S-Bahnpläne

Die Anliegergemeinden befürchten, dass durch die Zusammenlegung der beiden S-Bahnlinien S6 und S7 sich noch mehr Verspätungen einstellen. Foto: Schunk

Die Anliegergemeinden befürchten, dass durch die Zusammenlegung der beiden S-Bahnlinien S6 und S7 sich noch mehr Verspätungen einstellen. Foto: Schunk

Ottobrunn/Landkreis · Die von vielen Gemeindevertretern und Bürgern des südöstlichen Landkreises kritisch betrachtete Zusammenlegung der S6 und S7 zum 13. Dezember diesen Jahres ist beschlossene Sache. Auf der jüngsten Bürgerversammlung im Ratssaal des Ottobrunner Wolf-Ferrari-Hauses warb der Chef der Münchner S-Bahn, Bernhard Weisser, für die Maßnahme und bezeichnete sie als unumgänglich. »Nach x-fachen Überprüfungen sind wir zu der Überzeugung gelangt: Das geht.«

Hintergrund ist die Umstrukturierung der Fahrpläne im Münchner S-Bahn-Netz, die die Bahn wegen des neuen Haltepunktes »Hirschgarten« auf der Strecke Pasing-Obermenzing eingeleitet hatte. Dies hat zur Folge, dass die beiden Teiläste Kreuzstraße-Ostbahnhof (S6) und Ostbahnhof-Wolfratshausen (S7) zur »S7 neu« zusammengelegt werden müssen, was wiederum bedeutet, dass die Züge auf dieser Strecke teilweise lediglich auf eingleisigen Außenästen fahren. Für die Bürgermeister und Kommunalpolitiker der betroffenen Gemeinden im S-Bahn-Einzugsgebiet Aying, Höhenkirchen-Siegertsbrunn, Hohenbrunn, Ottobrunn und Neubiberg ist das eine regelrechte Horrorvision, denn dort fürchtet man mit jetzt weiteren massiven Verspätungen auf dem Streckenabschnitt. Bereits in den Jahren 2001 bis 2004 habe man mit der Zusammenlegung »schlechte Erfahrungen« gemacht: »Warum wollen Sie den S-Bahn-Fahrern zwischen Wolfratshausen und Kreuzstraße erneut untragbare Zustände zumuten?«, fragten die jeweiligen Bürgermeister in einem Schreiben, das im April diesen Jahres an die Bayerische Eisenbahngesellschaft gegangen war. Um die Ängste zu zerstreuen, fährt seitdem Weisser durch die betroffenen Gemeinden und rührt auf den dortigen Bürgerversammlungen die Werbetrommel in eigener Sache. So auch in Ottobrunn, wo sich allerdings der Widerstand seitens der Gäste im gut besuchten Ratssaal des Wolf-Ferrari-Hauses ohnehin in Grenzen hielt: Die Nachfragen von Brigitte Chahine und Otto Metzner griffen Missstände beim Schneeräumen auf den Bahnsteigen auf, auch die fehlende Überdachung des Ottobrunner S-Bahn-Bereichs war Thema. Weisser selbst verteidigte die geplante Koppelung: Sie sei das Ergebnis von komplexen Analysen und die einzig denkbare Vari­ante, um den Zwei-Minuten-Takt auf der Münchner S-Bahn-Stammstrecke aufrechtzuerhalten und für einen möglichst reibungslosen Ablauf zu sorgen. Weisser verwies darauf, dass die Münchner S-Bahn seit der Inbetriebnahme 1972 um 22 Prozent ausgebaut worden sei. Auf einem Streckennetz von 442 Kilometer fielen 20,3 Millionen Zugkilometer an, täglich würden über 1000 Züge fahren.

Um Verbesserungen im Liniennetz zu erzielen und gleichzeitig das hohe Fahrgastaufkommen abzuwickeln, müssten »enorme Herausforderungen« gestemmt werden. Es gibt keine andere Lösung. »Wir mussten das Fahrbahngefüge komplett ändern. Sechs Varianten standen zur Auswahl, es gab nur ein Linienkonzept, das qualitätsgesichert ist.« Nach allen Regeln der Planung müsse dieses System kommen, schloss Weisser seine Ausführungen. Überzeugen die Bürgermeister die Zuversicht und das vehemente Plädoyer? Johann Eichler (PWG), Rathauschef der Gemeinde Aying, beantwortet diese Frage mit einem klaren »Nein«. Die Kritik in dem Schreiben habe nichts von ihrer Gültigkeit verloren: »Es mag ja sein, dass diese Lösung aus Sicht der Bahn die sinnvollste ist. Wir bezweifeln aber, dass die Variante die Möglichkeit hat, die Verspätungen aufzufangen«, moniert das Gemeindeoberhaupt. Er lasse sich zwar gerne eines Besseren belehren und werde garantiert keine Einwände erheben, sollten die Prognosen der Bahn zutreffen. Genau dies aber bezweifelt er. Die betroffenen Gemeinden jedenfalls würden die zu erwartenden Verspätungen nicht dulden und sich – sollte das Projekt scheitern – »auf anderer Ebene mit der Bahn reden« und sich an die Regierung von Oberbayern wenden. Am Ostbahnhof umsteigen werden die Gäste allerdings weiterhin müssen, wenn sie an der Kreuzstraße in die S6 einsteigen und in Richtung Tutzing weiterfahren wollen. Weisser räumte ein, dass dies »lästig« sei und versicherte, alles tun zu wollen, dass »diese Geschichte bald der Vergangenheit angehört«. Nicht zuletzt dieser Missstand ist den Kommunalpolitikern ein Dorn im Auge. »Wir werden diese Unterbrechung nicht akzeptieren. Die Aufhebung der durchgehenden Verbindung im Dezember 2008 bedeutete für die Fahrgäste eine Wartezeit von 18 Minuten.« Zudem seien sie gezwungen, am Ostbahnhof die Unterführung zu benutzen, wenn sie in die Stadtmitte weiterfahren wollten, hatten die Bürgermeister in ihrem Positionspapier vom April diesen Jahres kritisiert. Auch diese Forderung habe nach wie vor Gültigkeit, erklärte Hans Eichler weiter.

mst

Artikel vom 21.10.2009
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