Marvin (5) aus Moosach wurde schwer verletzt – Unglücksfahrer noch unbekannt

Moosach · Polizei sucht Unfallfahrer

Marvin aus Moosach wurde von einem Radfahrer angefahren und erlitt einen Oberschenkelbruch und Verletzungen im Gesicht.	Foto: Polizei

Marvin aus Moosach wurde von einem Radfahrer angefahren und erlitt einen Oberschenkelbruch und Verletzungen im Gesicht. Foto: Polizei

Moosach · Jetzt ist es fast sieben Wochen her, dass der kleine Marvin (5) aus Moosach bei einem Unfall mit einem Radfahrer schwer verletzt wurde. Doch von dem Mann gibt es derzeit keine verwertbare Spur, wie die Polizei erklärt. Am 30. August war Marvin bei einem Spaziergang mit seinen Eltern im Hirschgarten angefahren worden. Er war ein Stück vorausgeeilt, hatte nicht auf andere im Park geachtet, schon war es passiert.

Der Radfahrer hatte Marvin angefahren, war dabei selbst gestürzt. Zeugenaussagen zufolge habe die Schuld bei Marvin gelegen, weil er unvermittelt in die Spur des Radfahrers gelangt war. Doch Klaus Kellerer, Leiter der Polizeiinspektion Moosach, bewertet die Situation anders: »Kinder schätzen Situation, Abstand und Tempo anders ein. Dafür können sie nichts, das ist einfach so. Deshalb sind Geduld und Achtsamkeit im Umgang mit Kindern sehr wichtig.«

Das kann Anja Riemann nur betonen. Die Mutter des Fünfjährigen kümmerte sich unmittelbar nach dem Unfall um ihren Sohn, ohne nach den Personalien des Fahrers zu fragen. »Laut einer umfassenden Zeugenbefragung war der Radfahrer zunächst noch am Unfallort geblieben. Da jedoch keine Polizei vor Ort war und sich auch die Zeugen entfernten, hatte er keinen Ansprechpartner und fuhr unerkannt weiter«, erklärt Unfallfluchtfahnder Jürgen Desch vom Unfallkommando der Polizei München. Zwei Männer vom Sicherheitsdienst hätten dem Radfahrer nach seinem Sturz geholfen, gegenüber der Mutter aber unsensibel reagiert: »Sie haben gerufen, dass ich besser auf mein Kind aufpassen solle«, erzählt sie. Dabei waren laut Ermittlungen weder Marvins Eltern grob nachlässig noch der Radfahrer grob fahrlässig. Als erfahrene Kinderbetreuerin weiß Anja Riemann, wie »unberechenbar Kinder sind, dass man sie aber nicht festleinen« oder in einem Ganzkörper-Airbag packen kann. Daher müssten auch die Mitmenschen die Kleinen im Blick haben.

Auch die Ungeduld der »Großen« sei ein Risikofaktor. »Und dies führt zu leichten bis schweren Verletzungen mit zum Teil langwierigen Folgen«, weiß Prof. Dr. Stephan Kellnar, Chefarzt der Kinderchirurgie am Klinikum Dritter Orden in Nymphenburg, der Marvin operierte. »Zwar kann das Wachstum ein heilender Vorteil sein. Dennoch können Arm- und Beinbrüche Wachstumsstörungen hervorrufen und Verletzungen an Kopf und Bauch zum Beispiel nach Quetschungen am Lenker zu Blutungen in Hirn, Milz und Leber führen.«

Die Polizei setzt nun darauf, dass der Unglücksfahrer sich doch noch zu seiner Verantwortung gegenüber dem kleinen Marvin bekennt und sich bei der Polizei meldet. Doch dagegen spricht, dass er in der Öffentlichkeit bislang wie ein Straßenrambo dargestellt worden sei. »Das erschwert unsere Arbeit. Jetzt hat der Mann Angst, sich bei uns zu melden, was er hätte tun müssen, um das Ganze wie einen Unfall und nicht wie Unfallflucht zu behandeln. Auch jetzt wäre ein Kontakt mit uns noch möglich und sinnvoll«, betont Jürgen Desch.

Anja Riemann empfindet keine Wut für den Mann. Sie ist enttäuscht, dass er sich nicht meldet. Bente Matthes

Artikel vom 13.10.2009
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