Unter dem Wohnbaugebiet W5 findet sich ein ganzes Dorf aus dem Mittelalter

Poing · Aus Alt mach’ Neu!

Das Wohnbaugebiet W5 in Poing fördert Beachtliches zutage: neben Brunnen, Holzpflöcken und Feuerstellen auch ein Skelett (li.). Ausgrabungsleiter Norbert Piller (re.) zeigt sich begeistert.	Foto: Petra Tränkel

Das Wohnbaugebiet W5 in Poing fördert Beachtliches zutage: neben Brunnen, Holzpflöcken und Feuerstellen auch ein Skelett (li.). Ausgrabungsleiter Norbert Piller (re.) zeigt sich begeistert. Foto: Petra Tränkel

Poing · »So eine dichte Besiedlung in dieser Größe ist sehr selten«, sagt Ausgrabungsleiter Norbert Piller auch nach langer Berufserfahrung immer noch begeistert. Mit den Ausgrabungen hat das neue Wohnbaugebiet W 5 seine Geschichte preisgegeben: hier stand im Mittelalter ein ganzes Dorf. Rund 25 Hektar groß ist das Areal, das wie eine Mondlandschaft aussieht. Denn seit März haben die Archäologen den Humus abgetragen und die Erde nach Spuren der Vergangenheit durchforscht.

Dabei fand man bisher 2.020 Funde, zum Teil richtig sensationelle wie ein Skelett, datiert auf sogar 2200 v. Chr.. »Dieser Fund ist aus der Glockenbecherkultur«, erklärt Piller. Insgesamt vier solcher alten Gräber hat man entdeckt. Anhand der Grabbeigaben wie Keramikgefäßen und Pfeilspitzen kann das Alter bestimmt werden. Dieses Areal mit den 4.000 Jahre alten Funden grenzt an das Wohngebiet W4, in dem drei römische Gutshöfe gefunden wurden, erklärt Archäologin Petra Haller. Sind Baugebiete geplant, so ist es Aufgabe der Archäologen, beauftragt vom Landesamt für Denkmalpflege, etwaige historische Funde zu sichern. Die Fundstücke werden in die Staatssammlung gebracht, die entdeckten Grundrisse von ehemaligen Häusern, Brunnen, Feuerstellen werden nummeriert, aufgezeichnet und fotografiert.

Finanziert werden diese 350.000 Euro teuren Ausgrabungen in Poing durch die acht Bauträger, vertreten durch Südhausbau München. Die Archäologen arbeiten mit Hochdruck, denn diese Woche soll abgeschlossen werden. Doch fast täglich fördern sie noch neue Funde zutage wie die Feuerstelle, die als dunkler Kreis in der Erde zu sehen ist, oder ein trichterförmiger Brunnen. Sie sind Teile der außergewöhnlichen mittelalterlichen Siedlung mit 36 Häusern. Übersät ist der Boden mit großen dunklen Flecken. »Das sind die Holzpflöcke der Häuser, in denen sechs bis zehn Personen gelebt haben«, so der Experte. Dabei gibt es kleine Häuser von 12 Quadratmetern und ganz große. Täglich besuchen Schulklassen die Ausgrabungsstätte.

Damit ist jetzt Schluss, denn schon bald werden hier moderne Häuser stehen. »Bei der 1.150-Jahr-Feier wird eine kleine Dokumentation aufgebaut«, tröstet Haller. Und wenn der zweite Abschnitt des Bürgerhauses entsteht, dann soll dort auch ein Museum für alle Ausgrabungen aus Poing eingerichtet werden. Petra Tränkel

Artikel vom 13.10.2009
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