In die Diskussion um den VHS-Standort Garching kommt endlich Bewegung

Garching · VHS am Rathausplatz?

Spielplatz und neue VHS zusammen auf dem Rathausplatz – das fände auch Izabela Bugdoll (li.) zusammen mit vielen weiteren Eltern und Kindern klasse.	F.: sh

Spielplatz und neue VHS zusammen auf dem Rathausplatz – das fände auch Izabela Bugdoll (li.) zusammen mit vielen weiteren Eltern und Kindern klasse. F.: sh

Garching · Das Problem ist seit langem bekannt – doch jetzt scheint sich endlich eine Lösung abzuzeichnen: Die Räume der Volkshochschule im Norden des Landkreises München an der Bürgermeister-Wagner-Straße sind sanierungsbedürftig und für verschiedene Kursangebote völlig unzureichend. In der vergangenen Bauausschusssitzung einigte man sich auf zwei mögliche Standorte zur Errichtung eines neuen VHS-Gebäudes.

Während die Mehrheit einen Neubau am Rathausplatz favorisierte, kam auch die Variante »Gesindehaus« an der Freisinger Landstraße erneut zur Sprache. Das vorhandene Grundstück am Rathausplatz ist eine Baulücke und seit Jahren als improvisierter Spielplatz genutzt. Dennoch stellt er eine Oase für junge Mütter mit ihrem Nachwuchs im Ortszentrum dar. Sollte nun das Grundstück bebaut werden, müsste der Spielplatz verschwinden.

Aus diesem Grund gingen am Tag der Bauausschusssitzung 274 Unterschriften junger Familien bei Bürgermeisterin Hannelore Gabor ein, die um den Erhalt des Spielplatzes kämpfen. Izabela Bugdoll besucht fast täglich mit ihren Kindern den Spielplatz. Sie hat sich an der Unterschriftenaktion beteiligt, weil sie im Erhalt des jetzigen Spielplatzes viele Vorteile sieht: »Hier sind unsere Kinder weit weg von einer belebten Straße. Mitten im Zentrum kann ich auf dem Heimweg viele Dinge erledigen – und ich fürchte auch, dass ein alternativer Standort weniger schön ist.« Da an der besagten Stelle am Rathausplatz schon von jeher eine spätere Bebauung vorgesehen war und das Grundstück als Spielwiese zu teuer sei, schlug Albert Biersack von der CSU eine »großflächige Lösung« für den Rathausplatz vor und begrüßte das Engagement der Garchinger in dieser Angelegenheit. »Es wäre die Aufgabe eines Planers, alle Interessen zu vereinen. Wir sollten nicht nur die Baulücke am Rathausplatz sinnvoll schließen, sondern auch den jetzigen Platz umgestalten, so dass gleichzeitig ein neuer Spielplatz mit Qualität entstehen kann«, erklärte er in seiner Stellungnahme im Sitzungssaal.

Auch Peter Riedl von den Unabhängigen Garchingern teilt diese Auffassung: »Die Stadt Garching hat das Grundstück zur Bebauung mit einem öffentlichen Gebäude gekauft. Alle anderen Grundstücksvorschläge hingegen können unabhängig bebaut werden, ohne dass es sich um ein öffentliches Bauwerk handeln muss. Bleibt die Fläche am Rathaus ein Spielplatz, dann handelt es sich, betrachtet man den Grundstückswert, um einen Luxusspielplatz.« Für ihn wäre dieser auch sehr gut an einem anderen Platz im Zentrum vorstellbar. Jedoch sollte die Parkplatzsituation für die VHS-Besucher »unbedingt geklärt« werden. Sein Parteikollege Florian Baierl bat die Verwaltung eindringlich, die Stellplatzsituation ernst zu nehmen, da bereits jetzt bei Veranstaltungen im Rathaus oder im Bürgerhaus die Parkplätze nicht ausreichten. Ingrid Wundrak von den Grünen betonte, eine Bildungseinrichtung gehöre in das Stadtzentrum. Da die Stadt dieses Grundstück bereits besitze, solle es auch dafür genutzt werden. Sie steht auch einem begrünten Rathausplatz mit Spieleinrichtungen sehr positiv gegenüber.

Für die »Unabhängigen Bürger für Garching« sprach Alfons Kraft. Er bezweifelt die vorläufige Kostenanalyse von 3,8 bis 4,5 Millionen Euro Baukosten, vor allem, wenn eine Erweiterung der Tiefgarage notwendig würde. Er schlug eine Verlagerung der VHS in den Römerhof vor. Bezüglich der Baukosten fürchtet auch Dr. Joachim Krause von der SPD, dass 4,5 Millionen zu knapp bemessen seien. Am Rathausplatz dürfe »kein Billigbau« entstehen, sondern ein repräsentatives Gebäude. Um den Kosten-Nutzen-Faktor zu berücksichtigen, sollten die Räumlichkeiten dann auch für andere Zwecke nutzbar sein. »Es gibt auch noch andere Bürger Garchings, die bezüglich öffentlicher Räumlichkeiten Wünsche haben«, bekräftigte er – und schlug beispielsweise die erweiterte Nutzung für kulturelle Vereinszwecke oder Vorträge vor.

Für die »Berücksichtigung aller Interessen« will Bürgermeisterin Hannelore Gabor den Stadtrat in die Entscheidungsfindung einbeziehen. Sie stelle sich einen belebten Rathausplatz vor, auf dem sich auch junge Familien wohl fühlten. »Die Umgestaltung des Rathausplatzes erlaubt sowohl den Bau eines VHS-Gebäudes als auch die Anlage eines Spielplatzes«, meinte sie zuversichtlich.

Um dem Stadtrat bei der Sitzung im November konkrete Vorschläge zur Abstimmung anzubieten, einigte man sich zu einer Gegenüberstellung bezüglich der Bau- und, im Falle des Gesindehauses, der Renovierungskosten sowie der Stellplatzsituation am Rathausplatz und am Gesindehaus. Aufgrund der ermittelten Zahlen will sich der Stadtrat dann endgültig entscheiden.

Der Direktor der VHS, Dr. Lothar Stetz, könnte mit jedem der beiden Vorschläge »gut leben«, würde jedoch aufgrund der zentralen Lage und der optimalen Verkehrsanbindung den Standort Rathausplatz bevorzugen: »Ein Wechselspiel zwischen Stadt und VHS könnte entstehen, wenn die Kursteilnehmer die Einkaufs- und Konsummöglichkeiten am Rathausplatz nutzen. So könnte die VHS der Stadt auch wieder etwas zurückgeben.« Siglinde Haaf

Artikel vom 13.10.2009
Auf Facebook teilen / empfehlen Whatsapp

Weiterlesen





Wochenanzeiger München
 
Kleinanzeigen München
 
Zeitungen online lesen
z. B. Samstagsblatt, Münchener Nord-Rundschau, Schwabinger-Seiten, Südost-Kurier, Moosacher Anzeiger, TSV 1860, ...