Dorfladen Harthausen hat eröffnet – Feier am 10. Oktober

Harthausen · Wie zu Omas Zeiten

Die Harthauser nutzen die Möglichkeit eines nahen Einkaufs intensiv, Geschäftsführerin Johanna Mayer (Mitte) ist zufrieden. Foto: Föll

Die Harthauser nutzen die Möglichkeit eines nahen Einkaufs intensiv, Geschäftsführerin Johanna Mayer (Mitte) ist zufrieden. Foto: Föll

Harthausen · Seit 24. September hat der Dorfladen Harthausen geöffnet und das Geschäft »brummt«. »Wir sind sehr zufrieden«, sagt Geschäftsführerin Johanna Mayer. Sie wirkt etwas erschöpft. Weit über 2.000 Stunden haben hier sechs Leute vor der Eröffnung geschuftet, damit alles rechtzeitig fertig wird – alles ehrenamtlich, die Arbeit der örtlichen Handwerker eingeschlossen. Regale mussten aufgebaut und bestückt werden, sämtliche Artikel mussten eingescannt, Größe, Gewicht und Preis registriert werden, damit die Kasse später den richtigen Preis für das Produkt anzeigt.

Doch es hat sich gelohnt. Der kleine Laden in dem ehemaligen Feuerwehrhaus am Eingang des Dorfes hat Charme: Der Ständer, in dem das Obst und Gemüse liegt und das Brotregal mit seinen hübschen Verzierungen, beides aus Holz, sind handgearbeitet. Vor dem Fenster stehen zwei Stehtische, an denen man einen Kaffee trinken kann, die Mitarbeiterinnen tragen blaue Blusen, an deren Ausschnitt eine Holzklammer mit dem jeweiligen Vornamen geklemmt ist. Und sie helfen natürlich dabei, die Einkäufe in den Taschen zu verstauen. Der elfjährige Tim schiebt seinen Kinder-Einkaufswagen durch die Regale und füllt ihn mit Salat, Milch und was er sonst noch auf dem Einkaufszettel der Mutter stehen hat. »Früher sind wir nach Eglharting oder Ebersberg zum Einkaufen gefahren«, sagt er. Jetzt kann er alleine für seine Mutter einkaufen. Eine ältere Dame aus Harthausen ist ebenfalls froh, nicht mehr durch die Gegend fahren zu müssen. »Und ich kaufe hier nicht nur, was mir gerade ausgegangen ist, sondern fast alles, sonst kann der Laden nicht existieren«, betont sie.

Hier gibt es alles, was man zum täglichen Leben braucht, und das in hervorragender Qualität und größtenteils von regionalen Erzeugern: Gemüse aus Ismaning, Backwaren aus Haar, Wurst aus Perlach, Kartoffeln aus Harthausen, Wein aus Eglharting und Traunsteiner Fasslbier – eine kleine Besonderheit. Und eine kleine Kaffee-Rösterei aus Aßling bei Grafing hat sogar eine »Harthauser Mischung« kreiert. Im nächsten Frühjahr soll noch Käse aus einer Käserei in Tegernsee dazu kommen. Außerdem gibt es alle anderen Molkereiprodukte, Pizza aus der Tiefkühltruhe, ein Trockensortiment wie Sauerkraut oder Pfirsiche in der Dose, und Waschmittel, Toilettenpapier etc. Für den Einkauf ist Johanna Mayer zusammen mit ihrer Kollegin Sibylle Christl zuständig, die hier auf 400-Euro-Basis arbeitet. Insgesamt bedienen in dem Harthauser Dorfladen sieben Frauen: Eine Ganztagskraft, fünf auf 400-Euro-Basis und eine Halbtagskraft. Sie sind die einzigen, die Lohn bekommen. Die Arbeit, die sonst noch anfällt wie Buchführung usw. wird ehrenamtlich erledigt.

Am 1. Dezember letzten Jahres hatten sich die Harthauser in einer Infoveranstaltung im Bürgerhaus für das Projekt ausgesprochen, das damals von Gemeinderätin Karin Albrecht (parteilos) ­initiiert worden war und große Unterstützung von Bürgermeister Klaus Korn-eder (SPD) erhielt. Damals war von einem Fachmann die Gründung einer Genossenschaft vorgeschlagen worden. »Das haben wir aber nicht gemacht, sondern wir haben eine Mini-GmbH gegründet, die kostengünstiger ist«, erklärt Hans Albrecht, der Mann von Karin Albrecht. Die offizielle Bezeichnung der Mini-GmbH lautet »haftungsbeschränkte Unternehmergesellschaft« (UG). Diese Form der GmbH ohne bestimmtes Stammkapital gibt es seit November 2008, um Unternehmensgründungen zu erleichtern. »Drei Gesellschafter haben sich bereit erklärt, diese Mini-GmbH zu gründen: Johanna Mayer, Karl Josef und meine Frau«, so Albrecht weiter. Darüber hinaus gibt es noch etwa 190 stille Gesellschafter, die den Aufsichtsrat bilden und die mit ihren Einlagen das Startkapital erbrachten. Ein Anteil kann für 200 Euro erworben werden. »Doch auch wenn jemand mehr Anteile kauft, hat er nur eine Stimme im Aufsichtsrat«, sagt Albrecht. Mit 42.000 Euro ging das junge Unternehmen an den Start. »Das hört sich viel an, ist es aber nicht«, sagt Mayer. Man müsse sparen. So wurde die Kühltheke für Wurst und Käse gebraucht gekauft, Teile der Einrichtung selbst gezimmert. »Demnächst wollen wir noch eine größere Kühlung anschaffen, die ist notwendig«, sagt Mayer. Trotz Idealismus soll ein Gewinn erwirtschaftet werden, der an die Gesellschafter ausgeschüttet wird – allerdings nicht in barer Münze, »sondern in Form von Warengutscheinen, damit die Wertschöpfung gewährleistet ist«, erklärt Albrecht. Nach dem erfolgreichen Probebetrieb soll nun gefeiert werden: Am 10. Oktober sind ab 10.00 Uhr alle Bürger zu einem gemütlichen Beisammensein und zum bequemen Einkaufen eingeladen.

Für Kinder wird es eine Spielecke mit Kaufladen und Zirkusschminken geben, für die Erwachsenen gibt es Bier vom Holzfass, Gegrilltes und Kuchen. Durch den Dorfladen hat sich in Harthausen Einiges bewegt. Am deutlichsten zeigt sich dies wohl bei den Kindern: »Das Einstiegsverhalten in den Bus morgens hat sich verändert«, sagt Albrecht schmunzelnd. Früher hätten sich die Kinder in der Ortsmitte am Maibaum versammelt, jetzt bevorzugten sie die Haltestelle vor dem Dorfladen. Der hat nämlich schon ab 7.00 Uhr geöffnet und lockt mit Süßigkeiten.

Sybille Föll

Öffnungszeiten des Dorfladens: Montag bis Freitag 7.00 – 13.00 Uhr und 15.00 bis 18.00 (Mittwochnachmittag geschlossen), Samstag 7.00 bis 12.00 Uhr.

Artikel vom 07.10.2009
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