Bezirksausschüsse unterschiedlicher Meinung

Giesing/Harlaching · Regsam-Zukunft ungewiss

Regsam-Moderator Basilios Mylonas. Foto: hw

Regsam-Moderator Basilios Mylonas. Foto: hw

Giesing/Harlaching · Soziale Dienste in den Münchner Stadtteilen vernetzen, den Dialog pflegen, Synergien zwischen Sozialeinrichtungen anregen und insbesondere die Wirksamkeit erhöhen – das alles soll das im Auftrag des städtischen Sozialreferates generierte Projekt »Regsam« (Regionalisierung sozialer Arbeit in München) gewährleisten.

Während jedoch in den Anfangsjahren für jeden Stadtbezirk ein eigener Regsam-Moderator zur Bewältigung dieser Aufgaben zur Verfügung stand, wurde aufgrund knapper Kassen auch hier deutlich vonseiten der Stadt gespart. Nach der Streichung diverser Stellen betreut nun ein Moderator bis zu drei Stadtteile – zudem stundenreduziert oftmals als Halbtagskraft. Doch Regsam gänzlich beerdigen will die Stadt offensichtlich mit Blick auf anstehende soziale Erfordernisse nicht. Vielmehr soll noch in diesem Oktober im Sozialausschuss des Münchner Stadtrates eine Entscheidung über die geplante, zunächst zweijährige Vertragsverlängerung fallen. Vorab werden in diesen Tagen die Bezirksausschüsse nach ihrer Meinung in der Sache befragt – und nehmen bisweilen ausführlich und sehr kontrovers Stellung. In den beiden für Giesing und Harlaching zuständigen Bezirksausschüssen 17 und 18 wird die Zukunftsfrage Regsam dabei unterschiedlich bewertet. Während Obergiesing (BA 17) sich trotz einiger Kritik für einen Fortbestand stark macht, endete die entsprechende Abstimmung in Untergiesing-Harlaching (BA 18) bei einem 9 : 9 Stimmenpatt und damit nach den Regularien gegen einen weiteren Regsam-Fortbestand. Grundsätzlich für eine Fortsetzung der Regsam-Arbeit sprach sich das Obergiesinger Stadtteilgremium einmütig aus. Der Sprecher des örtlichen Unterausschusses Soziales, Klaus Neumann (SPD), unterstrich »die Wichtigkeit von Regsam für den Stadtbezirk Obergiesing und sein Sozialleben«. Allerdings sparte er auch nicht mit Kritik an den jüngsten Personalkürzungen. »Mit den derzeitigen Zeitkontingenten sind die vielfältigen Aufgaben der Mitarbeiter von Regsam kaum zu bewältigen«. Neben der Forderung nach personeller Aufstockung wurde in Obergiesing auch der Wunsch nach »mehr Stadtteilbezug der Moderatoren« deutlich. Diese Mittler zwischen den sozialen Angeboten sollten möglichst auch im von ihnen betreuten Stadtteil wohnen.

Neumann sah in diesem Zusammenhang das Wirken des neuen Obergiesinger Moderators Basilios Mylonas »sehr positiv«. Weniger Lob konnte dieser jedoch bei seinem Vorstellungsabstecher nach Untergiesing-Harlaching einheimsen. Dort sprach sich zwar die örtliche SPD-Fraktion ebenfalls für eine Fortsetzung der Regsam-Arbeit aus – Mehrheiten in dieser Frage bekamen die Genossen vor Ort aber nicht zustande. Vor allem in der CSU des 18. Stadtbezirks will man das Projekt Regsam offenbar lieber heute als morgen beenden. »Wir halten Regsam für eine Einrichtung, die es nicht braucht«, vertrat CSU-Sprecher Clemens Baumgärtner vehement die Linie seiner Fraktion. »Es ist nicht einzusehen, über 500.000 Euro jährlich in ein Projekt zu stecken, das keine konkrete Hilfen bietet«. Kirchengemeinden und soziale Verbände böten dagegen konkrete Hilfe etwa für Alte und Behinderte, so Baumgärtner weiter. »Bei aller Vernetzung ist bei Regsam längst ein Knoten drin«, so der CSU-Mann. Regsam-Moderator Mylonas dagegen verteidigte das Wirken seiner Institution. »Gerade weil sich die Sozialarbeit mit vielen Träger-Köpfen derzeit wie eine Hydra ausbreitet, ist Vernetzung extrem wichtig«, so der Moderator. Auch Regsam verfolge das Bestreben, Giesing mit einem eigenen Sozialbürgerhaus zu versorgen. Schützenhilfe bekam Mylonas vonseiten der örtlichen SPD. »Dort wird hervorragende soziale Arbeit geleistet, wir stehen voll hinter einer Fortsetzung des Projektes«, so SPD-Fraktionssprecherin Christa Knappik. Eine Haltung, die nicht alle teilten. Grünen-Mandatar Braren Braar wandte sich deutlich gegen den »von Regsam selbst aufgebauten Nimbus eigener Unverzichtbarkeit«. Wie die jüngst vom BA unterstützte, von Regsam unabhängige Pflegebörse gezeigt habe, verstünden sich durchaus auch andere auf soziales Wirken, so Braar weiter. Das Abstimmungsergebnis bezeichnete Knappik dann als »neue Politik sozialer Kälte«. Die Stadt muss nun über die Zukunft von Regsam weiter entscheiden.

Hettich

Artikel vom 07.10.2009
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