Amateurfunker in der Gemeinde agieren in luftiger Höhe – Nachwuchs gesucht

Ismaning · Von Ismaning zum Mars

Vom Ismaninger Wahrzeichen aus, dem Wasserturm, kommunizieren die Amateurfunker Ismaning C32 wie Hermann Hagn mit der ganzen Welt. 	Foto: ko

Vom Ismaninger Wahrzeichen aus, dem Wasserturm, kommunizieren die Amateurfunker Ismaning C32 wie Hermann Hagn mit der ganzen Welt. Foto: ko

Ismaning · Hoch über den Köpfen der Ismaninger, fast in der Spitze des Wasserturmes, finden Gespräche rund um den Globus statt. Denn in rund 27 Metern Höhe haben dort direkt unter dem Wasserbehälter seit den 1980er-Jahren die örtlichen Amateurfunker ihr Domizil. Mehrere Funkanlagen und viel Kleinelektronik gibt es dort in der Clubstation, Landkarten und Vereinswimpel aus aller Welt zieren die Wände.

Besonders stolz ist Hermann Hagn, Vorsitzender des Amateurfunker-Ortsverbandes Ismaning C32, darauf, dass die Ismaninger Funker bereits am Bau von Satelliten beteiligt waren. Durch Kontakt in den 1980er-Jahren zu »AMSAT«, einem weltweiten Zusammenschluss von Ingenieuren, Wissenschaftlern und Funkamateuren, waren die Ismaninger Funker im Jahr 1988 beteiligt, den »OSCAR-13«-Satelliten an Bord der Ariane-4-Rakete ins All zu schicken. »RUDAK« (Regenerativer Umsetzer für digitale Amateurfunk-Kommunikation) heißt das Modul, das vor seinem Weg in den Weltraum im Ismaninger Wasserturm entwickelt und getestet wurde: verantwortlich dafür, Fehler bei der Datenübertragung zwischen Satelliten und Erde auszumerzen. Dabei wurden zum ersten Mal Daten in digitaler Form übermittelt. »Das war damals relativ neu und spektakulär«, erinnert sich Hagn. »Vorher ging das nur durch Sprache oder Telegrafie.«

Seine internationalen Kontakte über das Internet statt über den Äther zu pflegen, weist Hermann Hagn weit von sich. Er sei ein »alter Funker«, sagt er, und am PC könne er nicht so fachmännisch herumschrauben wie am Funkgerät, wenn einmal etwas defekt sei. Hagn lehrt am Physikdepartment der TU München und hat Elektrotechnik studiert. »Ich bin einer der letzten Analog-Elektrotechniker und kann an der Ausrüstung alles selber machen.« Was für ihn neben den Kontakten zu Menschen in aller Welt den Reiz seines Hobbys ausmacht. Seine Funkerlizenz hat Hagn vor über 40 Jahren abgelegt.

Seit seiner Jugend interessiert er sich für die Materie. Im Alter von zehn Jahren hat der jetzt 72-Jährige auf dem Dachboden seines Onkels Sicherungen gefunden, »die haben mich fasziniert«. Dann hat er sein erstes eigenes Radio gebaut. »Ich bin seither mit dem Funker-Bazillus infiziert.« Das Hobby der rund 30 Ortsverbandsmitglieder ist anspruchsvoll. Es mangelt an Nachwuchs, denn viele würden durch die aufwändige Lizenzprüfung abgeschreckt, meint Hagn. Die umfasst unter anderem Technikkenntnis, die richtige Funkerkommunikation und das Wissen um gängige Abkürzungen. Funker verständigen sich über den Äther auch mit dem Morsealphabet. Denn damit hat man eine größere Reichweite bei Störungen auf der Frequenz. Es gebe richtige Morseprofis, erzählt Hagn. Die könnten ein Gespräch mit der Morsetaste mit 200 Zeichen pro Minute führen. Bei der Prüfung würden 60 Signale pro Minute verlangt.

Tüftler, die Lust haben, ebenfalls »in die Luft zu gehen«, so nennt man im Jargon das Funken, sind laut Hagn herzlich zum Vereinsabend jeden letzten Freitag im Monat ab 20 Uhr in die Bahnhofsgaststätte Soller am Ismaninger S-Bahnhof eingeladen. Nähere Informationen gibt es im Internet unter www.ov-c32.de. K. Ossoinig

Artikel vom 06.10.2009
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