Das letzte Wort ist noch nicht gesprochen

Harlaching/Giesing · Heftige Szenen im BA

Giesing/ Harlaching · Bisweilen heftiger Krach ist im Bezirksausschuss Untergiesing-Harlaching keine Seltenheit zwischen einzelnen Protagonisten oder ganzen Fraktionen. Doch mit dem streitumtosten Abgang der örtlichen SPD-Mandatarin Barbara Kruppka aus dem Stadtteilgremium haben diese Dissonanzen eine neue Qualität erreicht.

Bereits nach einer Viertelstunde hatte Kruppka seinerzeit die Julisitzung des BA verlassen und angekündigt, künftig nicht mehr mitwirken zu wollen. »Reine Zeit- und vor allem Steuergeldverschwendung« erklärte sie, da ihrer Meinung nach regelmäßig Entscheidungen der vorberatenden Unterausschüsse im Vollgremium übergangen würden. So weit, so ungut. Für enorme Aufregung hatte zuletzt während der Septembersitzung des BA ein internes Schreiben Kruppkas an die Geschäftsstelle des Bezirksausschusses gesorgt, das uns vorliegt. Darin begründete Kruppka ihren BA-Rückzug noch einmal schriftlich. In scharfer Form wandte sich Kruppka allerdings gegen Vorwürfe aus dem Bezirksausschuss, sie habe dieses Schreiben durch eine Vergabe an die Presse und andere Institutionen auch bewusst öffentlich gemacht. »Nichts davon ist passiert«, so Kruppka gegenüber unserer Zeitung. Dem Münchner Wochenanzeiger stellte sie das besagte Schreiben erst aktuell und im Nachklang der Diskussionen auf entsprechende Nachfrage zur Verfügung. Sie habe die Details zu ihrem Rücktritt nicht in die Öffentlichkeit tragen wollen, so Kruppka. Doch dort kursieren sie längst. »Es ist ein feiges und unschönes Verhalten von Frau Kruppka, nicht selbst den Mut zu haben, uns das alles ins Gesicht zu sagen!«

Grünen-Fraktionssprecher Sebastian Weisenburger sparte gegenüber der in der letzten Sitzung abwesenden Kruppka in seiner Kritik nicht an Deutlichkeit und Schärfe. Schließlich war in besagtem Begründungsschreiben Kruppkas auch die parteilos für die Grünen im BA agierende Melly Kieweg besonders harter Kritik vonseiten der SPD-Frau ausgesetzt. Dieser warf Kruppka explizit vor, in der Juli-Sitzung des Stadtteilgremiums vier Budgetförderanträge »unter Künstlernamen« gestellt zu haben, die eigentlich von Kieweg selbst stammten. Besonders an die Adresse der CSU gerichtet legte Kruppka in ihrem Schreiben nach: »In diesem BA« werde »wenig sachliche Arbeit geleistet«. Dagegen werde am »Beispiel der Plakatierung des Frühschoppens von Herrn Gauweiler auf Kosten des BA« deutlich, dass »Profil- und Imagepflege von einzelnen Mitgliedern auf Kosten der Allgemeinheit betrieben« werde. Dem BA-Vorsitzenden Thomas Schwindel hielt Kruppka vor, »scheinheilig« zu agieren. CSU-Fraktionssprecher Clemens Baumgärtner mochte diese schriftlichen Anschuldigungen keinesfalls hinnehmen. »Eine Beleidigung, eine Frechheit und vor allem üble Nachrede!« so fasste er die Vorhaltungen Kruppkas zusammen.

Auch FDP-Sprecher Günter Görlich ließ es an Deutlichkeit nicht missen: »Frau Kruppka hat hier Behauptungen aufgestellt, die so keinesfalls richtig sind!« Seitens der SPD herrschte in der Sache vor allem – offensichtlich selbst verordnete - Zurückhaltung vor. Gegen die Stimmen der örtlichen Sozialdemokraten sprach die BA-Mehrheit auf Antrag der Grünen Barbara Kruppka eine »Missbilligung« aus. Zudem, so CSU-Sprecher Baumgärtner einig mit Grünen-Sprecher Weisenburger, würden die »sachlichen Gründe für so einen Abgang« aus dem BA »nicht ausreichen«. Doch die weitere Erörterung dieser rechtlichen Satzungsfrage blieb dem BA und dem Auditorium in der Sitzung erspart. Durch einen Umzug weg aus Untergiesing-Harlaching zum 1. Oktober beendete Kruppka das leidige Kapitel durch Ortswechsel. Damit muss sie sogar aus dem BA 18 ausscheiden. Doch auch wenn der Umzugswagen bereit steht: Die leidige Causa könnte durchaus noch ein Nachspiel haben. Denn ihre Missbilligung werde sie »keinesfalls akzeptieren«, so Barbara Kruppka. Vielmehr verlangte sie vonseiten des BA eine »öffentliche Richtigstellung und Entschuldigung«, so die Gerügte. Andernfalls, so Kruppka, »sehe ich mich gezwungen andere Maßnahmen mit Regressansprüchen einzuleiten.« In der Sitzung hatte SPD-Fraktionssprecherin Christa Knappik das Fehlen Kruppkas auch mit »beruflichen und gesundheitlichen Problemen« ihrer bisherigen Fraktionskollegin begründet. Diese, Kruppka, wies in ihrer schriftlichen Replik diese Behauptung Knappiks, sie habe berufliche und gesundheitliche Probleme, als »unwahr« zurück – auch diese Behauptung werde von ihr »schärfstens zurückgewiesen«, so Barbara Kruppka wörtlich.

Harald Hettich

Artikel vom 30.09.2009
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