Geplanter Mobilfunkmast spaltet Bürger in zwei Lager

Trudering · Ohne Henne kein Ei

Ein ähnlicher Mobilfunkmast steht wohl bald Am Eulenhorst. Foto: Kohnke

Ein ähnlicher Mobilfunkmast steht wohl bald Am Eulenhorst. Foto: Kohnke

Trudering · Erhitzte Gemüter gab es auf der jüngsten Sitzung des Bezirksausschusses 15 Trudering/ Riem beim Tagesordnungspunkt 2.1 über den geplanten Mobilfunkmast nahe der Straße Am Eulenhorst.

Hier will ein Mobilfunkbetreiber einen zirka 44 Meter hohen Sendemasten aufstellen, als Ersatz für den alten Standort in der Gerstäckerstraße. Nicht im Wohngebiet, sondern im angrenzenden Wald, rund 450 Meter entfernt von den nächstgelegenen Häusern. Die Baugenehmigung ist erteilt, der rechtliche Weg seit 8. Juli geebnet. So weit, so gut?

Das kommt auf den Standpunkt an. Gleich mehrere Anwohner hatten sich im Vorfeld der Sitzung ratsuchend an Mitglieder des Bezirksausschusses (BA) gewandt. »Es wurde offensichtlich seit Jahren über diesen Mobilfunkmasten in Verwaltungskreisen verhandelt, ohne dass hier etwas an die betroffene Öffentlichkeit durchgesickert ist«, kritisiert Erich Krebs, einer der direkt Betroffenen.

Eine Schädigung des Naherholungsgebietes und der Wohnqualität befürchtet das Ehepaar Meyer. Die Unruhe unter der Bevölkerung sei beträchtlich, eine Planung ohne Einbeziehung der Bürgerinteressen könne das Vertrauen in die Verwaltung stark beeinträchtigen. Deshalb engagieren sich die Meyers auch in einer Bürgerinitiative direkt vor Ort. An einem kleinen Info-Stand Am Eulenhorst liegen Listen aus. »Es sind schon an die 360 Unterschriften gegen eine Aufstellung zusammen gekommen«, erzählt Dr. Emmi Meyer. Ihr sei kein weiterer Funkmast dieser Höhe bekannt, die Sorge um zu hohe Strahlenbelastungen mache sich breit. »Vielleicht wird das hier sogar noch ein Präzedenzfall«, vermutet sie. Ganz anders sieht die Geschichte ein ebenfalls Betroffener. Uwe Keller betont in seinem Schreiben an den BA: »Ich bin für die Aufstellung des Mobilfunkmasten. Wir wohnen im Hoferichterweg, ein mobiles Telefonieren ist mir hier nicht möglich«. Er denke, dass die überwiegende, aber schweigende Mehrheit aus der Nachbarschaft das genauso sieht.

Dr. Georg Kronawitter, Mitglied des Truderinger Bezirksausschusses, weiß um die Problematik. Der CSU-Stadtrat erklärt: »Ohne die Höhe des Turms kritiklos rechtfertigen zu wollen, kann ich mich dem Argument nicht entziehen, dass eine Bevölkerung, die mehr Handys als Köpfe zählt, auch die Versorgung dieser Han-dys durch Antennen implizit gebilligt hat«. Bislang sei es immer das Ziel des BAs gewesen, diese »Dinger« aus den reinen Truderinger Wohnvierteln herauszuhalten. Kronawitter ist überzeugt, dass mit der Aufstellung des besagten Masten auf städtischem Grund etwa sechs kleinere Antennen eingespart würden. Er weiß, dass die Suche nach Mobilfunkstandorten datenschutzrechtlichen Bestimmungen unterliegt, die seit 2006 eine Veröffentlichung dieser Vorgänge verbieten.

Eine Tatsache, die Dr. Stephanie Hentschel (CSU) im Verlauf der BA-Sitzung den betroffenen Anwohnern nur mit Mühe verdeutlichen konnte. Die Vorsitzende zum üblichen Procedere: »Bei der Suche nach geeigneten Standorten bekommen wir lediglich eine Suchkreismeldung und haben Gelegenheit zu einer Stellungnahme«. Irgendwann danach, manchmal Jahre später, bekäme der BA dann die Vertragsanzeige. »Über die Standortsicherung werden wir nur in Kenntnis gesetzt. Hier wird eine feste Adresse benannt und ausdrücklich auf die Verschwiegenheitspflicht hingewiesen«, so Hentschel. Gleiches gelte für die darauf folgende Baubeginnsanzeige.

»Der BA ist ein denkbar schlechter Prügelknabe für diese Diskussion«, betonte Grünen-Fraktionssprecher Herbert Danner, an diesem Abend übrigens der Einzige ohne Handy im Saal. Seiner Ansicht nach habe die Abstimmung über den Funkmasten längst stattgefunden, weil eben fast jeder ein Handy habe. Die Stadtverwaltung hätte seiner Ansicht nach beizeiten einschreiten müssen.

»Die Gesellschaft sollte sich jetzt selbst an der Nase packen. Jeder muss sich halt überlegen, ober er das Handy benutzt oder übers Festnetz telefoniert«. Ganz nach dem Motto: Ohne Henne kein Ei, ohne Mobilfunkmast kein Handy. Eventuell könnten durch diesen Masten tatsächlich andere Standorte in Wohngebieten verhindert werden.

Fazit: Die Bürgerschreiben werden nun ans Rathaus weitergeleitet. »Mit der Vorgabe, dass ein Vertreter der Stadtverwaltung zur Bürgerversammlung kommt und das bisherige Verfahren genau erläutert«, betont die Vorsitzende Stephanie Hentschel.

Termin für alle Interessierten ist der 1. Oktober um 19.00 Uhr im Kulturzentrum Trudering, Wasserburger Landstraße 32. Ferner wurde ein Antrag der CSU an die Stadt einstimmig angenommen, in dem unter anderem gefordert wird, auch bei Mobilfunk-Bauten bereits frühzeitig die Öffentlichkeit herzustellen.

K. Kohnke

Artikel vom 23.09.2009
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