Längere Laufzeiten sorgen für Unmut

München · Post kommt nicht in Schwung

Gott sei Dank, endlich September! Das mag mancher Kunde der Deutschen Post AG denken, in der stillen Hoffnung, das Unternehmen sortiert in seinen Briefzentren überregionale Post auch wieder am Sonntag. Zur Erinnerung: Im Juli und August hat die Deutsche Post diesen Service eingestellt, weil das Briefaufkommen in den Sommermonaten erfahrungsgemäß geringer sei als üblich. Die Konsequenz waren längere Laufzeiten, speziell dann, wenn ein Brief am Freitag aufgegeben wurde.

Aber jetzt ist ja Gott sei Dank endlich September, da verringern sich die Laufzeiten wieder auf Normalmaß. „Das stimmt nicht“, widerspricht Daniela Ponfick von der Online-Videothek verleihshop.de. „Wir haben im Juli und im August tatsächlich sehr schlechte Erfahrungen gemacht, die Laufzeiten waren länger.“ Dafür gäbe es ja noch eine Erklärung. Aber die Situation habe sich seit Anfang September eben nicht normalisiert.

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Online-Videotheken sind auf die funktionierende Dienstleistung der Deutschen Post angewiesen. Sie versenden Leih-DVDs an ihre registrierten Kunden und erhalten deren Rücksendungen auf dem selben Weg. Länger werdende Laufzeiten machen den Anbietern zu schaffen, denn die Kunden werden unzufrieden. Entsprechend fallen deren Reaktionen aus: „Seit Anfang September ist der Service der Deutschen Post dermaßen schlecht geworden, dass ich überlege, meine Mitgliedschaft bei der Videothek zu kündigen“, schreibt uns ein Leser aus dem Münchner Norden. Er ist nicht der Einzige, der über Konsequenzen nachdenkt. So hätten sich bei verleihshop.de mehrere Kunden über den verschlechterten Service beschwert. „Gekündigt hat letztlich keiner unserer Kunden, wir konnten sie mit Gutscheinen zufriedenstellen“, erläutert Ponfick. Heißt im Klartext: Der Anbieter entschädigt seine Kunden für geringeren Service, den er selbst nicht zu verantworten hat. Auf eine Anfrage von verleihshop.de habe die Deutsche Post auf ihre eingeschränkte Sortiertätigkeit sonntags im Juli und August verwiesen.

Die gleichen Erfahrungen hat auch die Online-Videothek videobuster.de gemacht. Wie Pressesprecherin Deike Uhtenwoldt mitteilt, habe es mehrere Kundenbeschwerden wegen der längeren Laufzeiten gegeben. Auch ihr Unternehmen habe sich an die Deutsche Post gewandt. Die Antwort aus Bonn klang eigentlich ganz zuversichtlich. So hieß es: „Diese Maßnahme war zeitlich begrenzt und endete am 25. August 2009.“ In der Folgezeit habe sich jedoch keine Normalisierung feststellen lassen.

Zu den konkreten Vorgängen kann die Deutsche Post nichts sagen, erklärt Sprecher Erwin Nier. „Das müsste man sich genauer anschauen.“ Nier unterstellt den Online-Videotheken im Allgemeinen, sie würden ihre DVDs als normale Post oder Warensendung verschicken, um Geld zu sparen. Damit hätten sie keinen Anspruch auf termingerechte Zustellung innerhalb eines Werktags. Nier verweist auf die Quote von 80 Prozent der Briefsendungen, die einen Tag nach Einwurf zugestellt werden müssen. Die selbst gestellte Vorgabe „E+1“ könne nicht ohne Ausnahme eingehalten werden.

Für den Leser, der sich an uns gewandt hat, ist das „einfach nur noch ein Witz“, wie er selbst sagt. „Dass die Post seit Anfang des Jahres nicht mehr um 9.30 Uhr zugestellt wird, sondern jetzt erst um 14 Uhr kommt, weil an Austrägern gespart wird, damit könnte ich ja noch leben. Aber die Geschwindigkeit ist einfach nur unverschämt. Langsamere Beförderung, gleicher Preis – der Kunde leidet darunter. Danke, Deutsche Post.“

Wenn auch Sie Ärger mit der Post haben, schreiben Sie uns. Wir leiten die Anfragen an die Bundesnetzagentur weiter, damit Sie sicher eine Antwort bekommen.

Schildern Sie uns Ihr Problem. Schreiben Sie an Münchner Samstagsblatt, Stichwort: Post, Moosacher Straße 56 – 58, 80809 München. Oder per E-Mail an redaktion@wochenanzeiger.de , Betreff: Post.

Artikel vom 10.09.2009
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