Interview mit Karl Wagner

Milbertshofen · Wege aus der Krise

Karl Wagner, Mitbegründer von »Milbertshofen in Aktion«, appelliert an den Gemeinsinn der Milbertshofener.	Foto: au

Karl Wagner, Mitbegründer von »Milbertshofen in Aktion«, appelliert an den Gemeinsinn der Milbertshofener. Foto: au

Milbertshofen · Bankenpleiten, Kaufhausinsolvenzen, Entlassungen ­– es vergeht kaum ein Tag, an dem in den Nachrichten nicht von den Konsequenzen der weltweiten Wirtschaftskrise berichtet wird. Doch wie sieht die Situation eigentlich im Stadtteil, bei den Gewerbetreibenden in Milbertshofen aus? Wir sprachen mit Karl Wagner, Mitbegründer des Milbertshofener Gewerbevereins »Milbertshofen in Aktion«, über die wirtschaftliche Lage im Stadtteil.

Herr Wagner, alle reden von der Wirtschaftskrise. Macht sich diese denn auch bei den Gewerbetreibenden in Milbertshofen bemerkbar?

Ja, selbstverständlich. Der Kunde spart schließlich überall. Vor allem bei den kleinen Händlern in Milbertshofen ist das Geschäft rückläufig.

Wie gravierend sind die Auswirkungen?

Die genauen Zahlen der einzelnen Unternehmen kenne ich natürlich nicht. Aber es ist auf jeden Fall überall ein deutlicher Einbruch der Umsätze zu bemerken.

Welche Branchen sind besonders betroffen?

Zwar sind die Verkäufe überall rückläufig, aber Geschäfte, die Güter des alltäglichen Bedarfs anbieten, sind natürlich weniger betroffen. Hier ist der Kunde ja auf den Kauf angewiesen und kann erstmal nicht sparen. Den anderen geht es da schlechter. Denn gerade bei teureren Anschaffungen hält sich der Kunde zurück und schiebt diese auf.

Mussten schon Menschen entlassen werden?

Entlassungen sind nicht unbedingt das Problem, denn hier sind fast ausschließlich Familienbetriebe ansässig, die überhaupt keine Angestellten haben. Die größeren Geschäfte, die auch Personal haben, haben natürlich schon zu kämpfen. Ich gehe dennoch davon aus, dass dort nicht entlassen wird. Aber ich vermute, zu Neueinstellungen wird es so schnell auch nicht kommen. Große Sprünge sind erst mal nicht drin.

Glauben Sie, dass dies auch Auswirkungen auf das Stadtteilleben haben wird?

Das kommt drauf an. Ich sag immer: »Nur gemeinsam können wir es schaffen«. Das heißt, wenn die Anwohner die Geschäfte in Milbertshofen auch durch ihre Einkäufe unterstützen, wird Milbertshofen von größeren Auswirkungen der Wirtschaftskrise verschont bleiben.

Was kann das Aktionsbündnis tun, um die Auswirkungen der Krise im Zaum zu halten?

Naja, wir versuchen natürlich mit unseren begrenzten Mitteln, nach wie vor das Gewerbe durch Maßnahmen wie unseren Aktionstag oder die Frühjahrs- und Weih­nachtsaktion zu unterstützen. Mehr kann der Gewerbeverein da erst mal nicht machen.

Und was raten Sie den Geschäftsinhabern?

Unser Motto ist: »Gemeinsam sind wir stark.« Deshalb sollten sich die Geschäfte gegenseitig unterstützen und sich gegenseitig bei den Kunden empfehlen. Das machen sie zwar schon, aber hier besteht sicher noch Steigerungspotenzial. Vor allem aber ist die Politik gefragt. Ich finde es nicht richtig, dass immer nur die großen Firmen unterstützt werden. Die Kleinen bleiben dabei auf der Strecke.

Zum Schluss noch eine Zukunftsprognose: Wie sehen Sie die künftige Entwicklung der Gewerbebetriebe in Milbertshofen?

Generell bin ich optimistisch und denke, dass sich Geschäfte, die Qualität und an­ständige Beratung bieten, langfristig auch halten werden. Die Gewerbetreibenden können aber die Krise natürlich nicht alleine meistern. Alle, also auch die Politik und die kommunalen Einrichtungen, müssen dem Gewerbe mehr Unterstützung bieten. Ich bin mir sicher: Gemeinsam werden wir die Krise bewältigen. Sara Austen

Artikel vom 09.09.2009
Auf Facebook teilen / empfehlen Whatsapp

Weiterlesen





Wochenanzeiger München
 
Kleinanzeigen München
 
Zeitungen online lesen
z. B. Samstagsblatt, Münchener Nord-Rundschau, Schwabinger-Seiten, Südost-Kurier, Moosacher Anzeiger, TSV 1860, ...