Pflegeheim öffnet sich auch für Nicht-Haarer

Haar · Maria-Stadler-Haus geht neue Wege

Das Maria-Stadler-Haus legte schon immer Wert auf Offenheit.  Foto: Gemeinde Haar

Das Maria-Stadler-Haus legte schon immer Wert auf Offenheit. Foto: Gemeinde Haar

Haar · Alt werden und dabei nicht alleine sein. Helfende Hände zur Stelle haben, wenn die eigene Gesundheit nicht mehr alle Handgriffe zulässt. Pflege bekommen, wenn das Alter mit Gebrechen einhergeht. Dies waren wohl bei der Gründung der meisten Altenheime die Grundgedanken.

Die Realität ist heute jedoch eine andere: Kaum ein älterer Mensch bezieht ein Zimmer im Altenheim, solange er noch vital ist. Im Gegenteil: Der Umzug ins Heim findet immer häufiger im sprichwörtlich letzten Moment statt – dann, wenn es zuhause eben gar nicht mehr geht. Auch im Haarer Maria-Stadler-Haus ist das so. Eine Entwicklung, auf die das Haus nun reagiert. »Die Leute bleiben so lange wie möglich daheim. So ist die Verweildauer in unserem Haus mittlerweile sehr viel kürzer.« Peter Reitberger, Leiter des Maria-Stadler-Hauses, beobachtet diese aktuelle Entwicklung nun schon seit einiger Zeit: Etwa 30 der insgesamt 100 Bewohner des Haarer Heimes waren früher im Laufe eines Jahres ausgezogen oder verstorben. Heute liegt dieser Wechsel bei etwa 60 Bewohnern im Jahr.

»Das liegt vor allem an dem Pflegeweiterentwicklungsgesetz. Danach erhalten die Pflegebedürftigen für die häusliche Pflege seit Juli 2008 ein deutlich höheres Pflegegeld als bisher«, erklärt auch die Vereinsvorsitzende des Maria Stadler e.V, Theresa Heil. Das Ergebnis: Längst ist auch das Maria-Stadler-Haus zum reinen Pflegeheim geworden, nicht selten kommen die Menschen nur noch, um hier die letzten Wochen, bestenfalls Monate ihres Lebens zu verbringen. Und mittlerweile gibt es zeitweise auch das eine oder andere leer stehende Bett im Haarer Heim. Die Leitung des Hauses passt sich den Gegebenheiten an. Zunächst öffnet sich das Haus nun auch über die Haarer Gemeindegrenzen hinaus. »Die Nachfrage aus Haar ist nicht mehr ganz so hoch wie bislang und deshalb können wir jetzt auch Menschen aufnehmen, die außerhalb Haars wohnen – zum Beispiel in Trudering und den angrenzenden Gemeinden«, erklärt Heil.

Eine bereits bewährte Praxis bleibt bestehen: Im Rahmen der Familienzusammenführung hat das Maria-Stadler-Haus immer schon Pflegebedürftige aus ganz Deutschland aufgenommen, deren Angehörige in Haar leben. Außerdem sind immer wieder Plätze in der Kurzzeitpflege frei.

Schulungen

Die zweite Reaktion auf die Veränderungen: Das Personal des Maria-Stadler-Hauses wird sich stärker mit Schmerzpatienten und Hospizarbeit beschäftigen. Ab Oktober startet ein Projekt, bei dem man sich mit dem Hospiz- und Palliativgedanken auseinandersetzen wird. »Wir werden einige unserer Pflegekräfte zu Palliativ-Care-Fachkräften ausbilden lassen«, erklärt Reitberger. Und auch sonst wird das Personal geschult, um Sterbende gefühlvoll und professionell auf ihrem letzten Weg begleiten zu können.

Vernetzung

Reitberger will für eine gute Versorgung möglichst alle ins Boot holen. »Wir arbeiten in Zukunft nicht nur verstärkt mit dem Hospizkreis Haar zusammen, sondern ich strebe eine engere Vernetzung verschiedener Einrichtungen und Personen an«, erklärt der Heimleiter. So möchte er künftig auch gerne im Bereich Palliativmedizin mit den Krankenhäusern oder den Ärzten Hand in Hand arbeiten.

Ein lebendiges Haus

»Eines muss jedoch klargestellt werden: Auch wenn das Personal nun speziell für die letzten Tage im Leben eines Menschen geschult wird, so ist das Maria-Stadler-Haus keinesfalls ein Haus des Sterbens«, betont Reitberger. Dass hier gelebt wird, dafür sorgen nicht nur die Persönlichkeiten, die hier wohnen, sondern auch die zahlreichen Besucher und ehrenamtlichen Helfer. Sie gehen im Maria-Stadler-Haus schon in guter Tradition ein und aus, helfen beim Essen eingeben, tanzen oder musizieren mit den Bewohnern oder betreiben das Bierstüberl. »Wir sind ein offenes Haus«, sagt Reitberger mit Nachdruck. Darin sieht auch Theresa Heil einen großen Vorteil, dessen sich viele ältere Menschen ihrer Meinung nach gar nicht bewusst sind. »Hier im Heim bekommt man viel mehr Besuch als zuhause«, sagt sie. Oft schauten die Besucher nämlich nicht nur bei ihren Verwandten vorbei, sondern klopften bei dieser Gelegenheit dann auch noch an der Tür der früheren Nachbarin oder pflegebedürftigen Bekannten.

22 Jahre ist es nun her, dass das Maria-Stadler-Haus seine Pforten öffnete. Der Grundgedanke war damals ein besonderer: Kein großer Träger sollte die Altenbetreuung in Haar übernehmen, sondern die Haarer selbst wollten sich hierum kümmern. Damals entstand der Maria Stadler e.V., der bis heute Träger des Altenheimes ist. Diesem Verein kann man auch nach wie vor beitreten – die 24 Euro Mitgliedsbeitrag kommen direkt dem Altenheim zugute.

Kontakt Maria-Stadler-Haus, Salmdorfer Straße 2, 85540 Haar, Tel. 0 89 / 4 60 02-5 00, E-Mail: verwaltung@msh-haar.de Maria Stadler e.V., Vorsitzende: Theresa Heil, Tel. 0 89 / 46 76 72, E-Mail: theresa.heil@t-online.de

Artikel vom 09.09.2009
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