Am Tag des offenen Denkmals sein Stadtviertel neu entdecken

Harlaching/ Giesing · Viel zu erleben

Das Lola-Montez-Haus öffnet am Tag des offenen Denkmals seine Pforten.  Foto: hw

Das Lola-Montez-Haus öffnet am Tag des offenen Denkmals seine Pforten. Foto: hw

Harlaching/ Giesing · Direkt am Isarhochufer im Harlachinger Naherholungsgebiet Hochleite liegt ein geschichtsträchtiges bauliches Juwel: das Lola Montez Haus. Nur viermal im Monat ist das »königliche Liebesnest« für Veranstaltungen geöffnet.

Interessierte können aber den Tag des offenen Denkmals zum Thema »Historische Orte des Genusses« am kommenden Sonntag, 13. September, nutzen, um ab 10.00 Uhr mit offenem Ende gemeinsam mit Hauseigentümer Frank M. Wiedenmann auf den Spuren der Tänzerin und König Ludwigs I. zu wandeln. Bei den 30-minütigen Führungen in kleinen Gruppen mit nicht mehr als zehn Personen freut sich Wiedenmann auf offene Diskussionen bei kostenlosem Fingerfood und Getränken. Das hält er für »unterhaltsamer und kurzweiliger« als Vorträge zum König und seiner Mätresse. Aus Erfahrung weiß der Hauseigentümer, dass viele Besucher »exotische Fragen« stellen, über die man besser gemeinsam nachgrübeln könne. Mutmaßungen über die Stelldicheins des berühmten, aber tragischen Liebespaares lassen sich vor der Kulisse des kuscheligen Häuschens sicher hervorragend anstellen. Das Innere des Gebäudes im Schweizer Landhausstil, das besser in die Berge passen würde, zieren viele Relikte, die Besucher annehmen lassen könnten, Lola oder Ludwig bögen gleich um die Ecke: Bierseidel mit traditionell blau-weißem Rautenmuster, samtig rotgoldene Kissen vor dem Kamin, das königliche Wappen auf einigen Gegenständen und zartes Porzellan mit dem Konterfei der Tänzerin. Das Häuschen birgt zudem eine zweite romantische Liebesgeschichte neueren Datums. Denn Medienwissenschaftler Wiedenmann hat das Gebäude vor 13 Jahren erworben, um es seiner Frau Evelyn zum 50. Geburtstag zu schenken. Klammheimlich und unter Auflagen des Denkmalschutzes hat er das geschichtsträchtige Domizil wieder aufbauen lassen. Unter strengster Geheimhaltung haben Handwerker das heutige Juwel wieder erschaffen. »Die Bauleute habe ich angewiesen, auf Anfrage meiner Frau zu erzählen, ein Geschäftsmann aus Frankfurt hätte das Haus gekauft«, erinnert sich Wiedenmann schmunzelnd. Der Erfolg war dann auch durchschlagend. Wiedenmann hat das Häuschen Christo ähnlich komplett verpackt vor rund 400 Gästen an seine Frau übergeben. »Sie war sprachlos – in Tränen erstickt – so dramatisch habe ich mir das damals nicht vorgestellt«, erzählt der Eigentümer. Die bauliche Liebeserklärung Frank M. Wiedenmanns an seine Frau hat ein Happy End. Das der prominenten Vorgänger leider nicht, was wohl gerade die sagenumwobene Romantik ausmacht. König Ludwig versteckte die Tänzerin im Haus an der Hochleite, nachdem sie von Münchner Bürgern aus der Stadt gejagt wurde. Den Münchnern und Ludwigs adeliger Verwandtschaft war das »gschlamperte Verhältnis« der beiden ein Dorn im Auge. Und so nutzten König und Tänzerin das kleinste Gebäude des königlichen Reitstalls, das Haus des Hufschmieds, als romantischen Zufluchtsort für erotische Stunden.

Heilig Kreuz Kirche

Spannendes gibt es aber auch im angrenzenden Stadtteil Giesing am Tag des offenen Denkmals zu bewundern. Die Katholische Pfarrgemeinde Heilig Kreuz in der Ichostraße 1 in 81541 München öffnet an diesem Tag ihre Pforten und bietet von 10.00 bis 19.30 Uhr ein buntes Programm. Die neugotische Hallenkirche wurde 1886 eingeweiht. Sie wurde im Auftrag von König Ludwig I. von Hofoberbaudirektor v. Dollmann im Stil der Kathedralgotik geplant, und steht am höchstgelegenen Kirchplatz Münchens. »Obwohl der Turm mit seinen 95 Metern drei Meter kleiner ist als die Türme der Frauenkirche, überragt sie die Türme deutlich, da sie auf einer Anhöhe steht«, erläutert der engagierte Seelsorger. Die aufwendigen Außenrenovierungen an der Heilig Kreuz Kirche wurden vor wenigen Jahren abgeschlossen, seit rund fünf Jahren ist sie innen eingerüstet, da der Zahn der Zeit arg an ihr genagt hat. »Die Bestandsaufnahme der Schäden ist nun abgeschlossen, nun muss man sehen, wo man die Gelder für die Sanierungsarbeiten auftreiben kann«, informiert Pfarrer Dirnberger. Eigens zum Tag des Offenen Denkmals wurden aber einige der verhüllten Kostbarkeiten in der Kirche wieder frei gelegt, um sie für die Öffentlichkeit zugänglich zu machen. »Wir wollen am Tag des offenen Denkmals aber mehr machen, als nur die Tür aufsperren«, verrät er. Deshalb haben sich rund 100 ehrenamtliche Helfer aufgemacht, um ein spannendes Programm für die ganze Familie auf die Beine zu stellen. Los geht es um 10.00 Uhr mit einem Festgottesdienst. Um 12.30 Uhr findet ein Mittagskonzert mit Pauken, Trompeten und Orgel statt. Das Kinderprogramm startet ebenfalls um 12.30 Uhr und dauert bis 17.30 Uhr. So gibt es unter anderem um 15.00 und um 16.00 Uhr Führungen von Kindern für Kinder.

»Die Grundschüler der 4. Klasse der Ichogrundschule haben eine Führung für Kinder vorbereitet und zeigen dabei Dinge, die ihnen an der Kirche wichtig sind«, freut sich Dirnberger. Auch eine Ausstellung der Grundschüler zum Thema Heilig Kreuz Kirche wird es an diesem Tag zu bewundern geben. Nicht versäumen darf man auch die Möglichkeit den stattlichen Turm zu besteigen. Lohnend ist diese Mühe nicht nur wegen der spektakulären Aussicht sondern auch, weil der Dachstuhl komplett renoviert wurde und nun wieder zu besichtigen ist. Den ganzen Tag über ist für das leibliche Wohl der Besucher bestens gesorgt. Den krönenden Abschluss bildet um 19.30 Uhr eine kleine Nachtmusik im illuminierten Pfarrgarten. Der Eintritt in Höhe von 15 Euro inklusive Begrüßungsgetränk und Flying Buffet soll für die Kirchenrenovierung verwendet werden. »Viele tausend Menschen fahren jeden Tag an unserer Kirche vorbei, jetzt hoffen wir, dass möglichst viele davon am Tag des offenen Denkmals auch ihren Weg zu uns finden«, so der Pfarrer.

Giesinger Bahnhof

Fast gleich um die Ecke kann man am Tag des offenen Denkmals auch den Giesinger Kulturbahnhof am Giesinger Bahnhofplatz 1 bewundern. 1898 wurde der Bahnhof in Betrieb genommen, 1972 ging mit der S-Bahn die Ära der Lokalbahn zu Ende. Nach einer symbolischen Schlüsselübergabe 1998 an die Landeshauptstadt München, begannen 2002 die Sanierung und der Umbau.

Durch seine Bauweise und Lage verkörpert das Gebäude noch heute die ursprüngliche Lebensweise einer Münchner Vorstadt. Seit 2004 wird der Bahnhof als Stadtteilkulturzentrum genutzt. Geöffnet ist der Kulturbahnhof ab 11.00 Uhr.

Führungen werden um 11.00, 13.00 und 15.00 Uhr durch den Architekten Wolfgang Senninger angeboten, Außerdem wird ein Jazzfrühschoppen, ein buntes Kinderprogramm von der Spiellandschaft Stadt, Nachmittags-Livemusik mit Tanz und vieles mehr stattfinden.

Ossoinig/Woschée

Artikel vom 09.09.2009
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