Kostenlose rechtliche Betreuung für Pflegebedürftige in Schwabing

Schwabing · Wer hilft wie und wann?

Veronika Vaitl und Wilhelm Eckert beraten im Betreuungsverein rund um Hilfe- und Sozialleistungen für Pflegebedürftige.	Foto: ko

Veronika Vaitl und Wilhelm Eckert beraten im Betreuungsverein rund um Hilfe- und Sozialleistungen für Pflegebedürftige. Foto: ko

Schwabing · Veronika Vaitl kümmert sich in Schwabing um die rechtliche Betreuung von Pflegebedürftigen, psychisch Kranken und behinderten Menschen. Viele Angehörige etwa wüssten gar nicht, was im Krankheitsfall an Unterstützung möglich sei, sagt die Sozialpädagogin. Kostenlos und unter Schweigepflicht berät sie daher beim Betreuungsverein unter dem Dach des Vereins Kinderschutz e.V. rund um Hilfe- und Sozialleistungen.

In Schwabing kümmert sich Veronika Vaitl unter anderem um eine Familie, deren Tochter das Down-Syndrom hat. Die Eltern mussten zunächst, nachdem die junge Frau gerade 18 Jahre alt geworden ist, gerichtlich als Betreuer bestellt werden. Vaitl hat ebenso dazu beigetragen, mehrere Handy-Verträge wieder zu lösen, die die Tochter abgeschlossen hatte. »Wir bieten Hilfestellung jeglicher Art«, sagt die Sozialpädagogin.

Gerade viele Verwandte müssen ins kalte Wasser springen, wenn von einem Tag zum anderen ein Familienmitglied zum Pflegefall wird. Wie Wilhelm Eckert, der Veronika Vaitl beim Betreuungsverein zeitweise unterstützt hat. Vor einigen Jahren hatte sich seine Mutter einen Oberschenkelhalsbruch zugezogen. »Ich habe damals zwar alles organisiert, war aber völlig unbedarft«, sagt Eckert. Erst nachdem er sich einige Jahre später ehrenamtlich für Pflegebedürftige engagiert habe, sei ihm klar geworden, was man alles an Unterstützung bekommen könne. So können Inhaber eines Schwerbehindertenausweises zum Beispiel in manchen Fällen kostenlos eine Begleitperson im öffentlichen Nahverkehr mitnehmen. Es kann die Befreiung von der GEZ-Gebühr oder ein Sozialtarif bei der Telekom beantragt werden. Der Betreuungsverein hilft auch, etwa das richtige Pflegeheim zu finden.

Vaitl führt bei ihrer Arbeit oft persönliche Gespräche mit den Angehörigen, die durch die Betreuung an die Grenzen der eigenen Belastbarkeit stoßen. Von den rund 11.000 Münchnern, für die momentan ein rechtlicher Betreuer, früher Vormund, bestellt ist, werden ungefähr 5.000 Menschen von Familienmitgliedern betreut. Und die sind emotional natürlich ganz besonders beteiligt. »Die, die zu mir kommen, sind froh, wenn sie sich mal alles von der Seele reden können«, sagt Vaitl. Dabei gehe es auch um die psychosoziale Stärkung der Betreuer. Damit diese sich nicht »nach einem halben Jahr aufarbeiten«. Und um Angehörige zu bestärken, dass es »vollkommen in Ordnung ist, etwas für sich selbst zu tun, zum Beispiel mal drei Wochen wegzufahren«.

Vaitl und Eckert haben Verständnis dafür, dass manche Bürger, die gerne ihre Hilfe in Anspruch nehmen würden, es nicht schaffen, eine gewisse Hemmschwelle zu überwinden. Beide sehen aber auch, wie gestresst Verwandte oft seien. »Es ist ok, die schwierige Situation etwas lockerer zu sehen«, sagt Veronika Vaitl. Für Hilfe stehen sie und Wilhelm Eckert kostenlos und zur Verschwiegenheit verpflichtet zur Verfügung. Laut der Sozialpädagogin genügt ein Anruf, »egal, um was es sich handelt«. Sie ist unter der Telefonnummer 23 17 16 97 32 zu erreichen. Kirsten Ossoinig

Artikel vom 08.09.2009
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