Die Kulisse des »Sommertheaters« wechselt, bleibt aber ungewöhnlich

Freimann · Theater auf dem Speicher

Sie spielen »Herzenstheater«: Die Schauspieler und Sänger Sebastian Korp, Isabelle Scheiber und Ramon Bessel (von links) stehen im Herbst in Bernard Shaws »Helden« und Molières »Der eingebildete Kranke« auf der Bühne.	Foto: ko

Sie spielen »Herzenstheater«: Die Schauspieler und Sänger Sebastian Korp, Isabelle Scheiber und Ramon Bessel (von links) stehen im Herbst in Bernard Shaws »Helden« und Molières »Der eingebildete Kranke« auf der Bühne. Foto: ko

Freimann · Das Ensemble des Münchner Sommertheaters wird bei der Herbst-Aufführung von Bernard Shaws »Helden« sicher nicht außerplanmäßig salutieren. Schließlich finden die Theaterstücke ab September im ehemaligen Getreidespeicher über der Remise der Mohr-Villa statt – und nicht, wie im Sommer, im Amphitheater im Nordteil des Englischen Gartens, unter freiem Himmel. Auf der Freilichtbühne konnte es schon mal passieren, dass die Schauspieler die Umwelt ins Spiel integrieren mussten – wie eben mit dem militärischen Gruß gen Himmel, als ein Hubschrauber in luftigen Höhen die Szenerie kreuzte.

Der Getreidespeicher der Mohr-Villa bietet Platz für rund 200 Besucher. Im Englischen Garten sind es bis zu 2.500 Zuschauer pro Vorstellung. Für die Schauspieler und Sänger Ramon Bessel, Sebastian Korp und Isabelle Scheiber hat jeder Aufführungsort seinen ganz eigenen Reiz. So fokussiere sich die Aufmerksamkeit der Theaterbesucher in der Mohr-Villa komplett auf die beleuchtete Bühne, sagt Ramon Bessel. »Man kann alle auf einmal spüren und erreichen. Draußen entstehen Spannungslöcher, dort wird das Publikum schnell mal vom Umfeld aufgesaugt.« Sebastian Korp empfindet die Zuschauer im Englischen Garten als »Mitspieler«; man sei »ganz nah« an ihnen dran. Laut Isabelle Scheiber müsse man unbedingt beides, Theater im Englischen Garten und in der Mohr-Villa, erlebt haben. Die Stimmung im Park empfindet sie als »archaisch und ursprünglich«.

Für die Ensemblemitglieder ist das, was sie tun, »Herzenstheater«. »Wie Brot zum Abbeißen« sollten die Zuschauer die Aufführungen betrachten, sagt Ramon Bessel. Dem Schauspieler liegt viel daran, dass die Inszenierungen aussehen »wie mit leichter Hand hingeworfen«. Die Knochenarbeit, die dahinter steckt, ist auf der Bühne nicht mehr sichtbar: 2.500 Zuschauer im Freien über eine Distanz von 15 Metern bis zur letzten Reihe zu fesseln, etwa. Atemlose Atmosphäre zu schaffen. »Das zieht Energie«, sagt Bessel. Und besonders bei Regen ist Körperkraft gefragt. Dann müssten die Schauspieler bis zu zwei Tonnen Gewicht auf den Lastwagen verladen. Kostüme, Scheinwerfer, Requisiten, alles werde dann »zu einem großen nassen Klumpen«.

Theaterleiterin und Regisseurin Ulrike Dissmann inszeniert durchweg Komödien. William Shakespeare, Moli­ère, Oscar Wilde und Stücke vieler anderer großer Dichter hat sie mit ihren Schauspielern auf die Bühne gebracht. »Die Zuschauer sollen mit den Figuren Bekanntschaft schließen und sich ein wenig selbst wiedererkennen«, sagt Isabelle Scheiber. Gelegenheit dazu haben die Theaterbesucher am Donnerstag, 24., Freitag, 25. und Samstag, 26. September, wenn jeweils ab 19.30 Uhr Bernard Shaws Komödie »Helden« auf dem Programm steht. Das zweite Stück der Herbstspielzeit ist »Der eingebildete Kranke« von Molière – am Donnerstag, 1., Freitag, 2. und Samstag, 3. Oktober, Beginn ebenfalls jeweils um 19.30 Uhr. Der Eintritt ist bei allen Aufführungen frei. Da das Theater aus Denkmalschutzgründen nicht geheizt werden kann, sollten sich Zuschauer warme Kleidung mitnehmen. Kirsten Ossoinig

Artikel vom 08.09.2009
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