Die Deutsche Post spart Kosten – und schränkt den Service ein

München · Gleiche Kosten, weniger Service!

Stress mit der Post? Dann schreiben Sie uns, wenn Sie möchten, per Post. Bestimmt schneller geht’s per E-Mail.	Foto: cr

Stress mit der Post? Dann schreiben Sie uns, wenn Sie möchten, per Post. Bestimmt schneller geht’s per E-Mail. Foto: cr

München · Die Deutsche Post AG hat ein Imageproblem, und zwar ein hausgemachtes. Immer wieder klagen Postkunden über mangelhaften Service des Dienstleisters. Gleichzeitig gerät das Unternehmen in schöner Regelmäßigkeit durch umstrittene Sparmaßnahmen ins Licht der Öffentlichkeit. Besonders negativ fällt dabei auf, dass die Post dabei immer „erwischt“ werden muss. So sind vor wenigen Wochen die montags spärlich gefüllten Briefkästen aufgefallen.

Weil in den Sommermonaten Juli und August weniger Postsendungen befördert werden müssten als im Rest des Jahres, wurden überregionale Sendungen nicht mehr sonntags sortiert, sondern erst montags. Das bedeutet: Diese Sendungen konnten erst am Dienstag zugestellt werden. Die Frankfurter Allgemeine Sonntagszeitung (FAS) hat hierzu einen Test gemacht. Das Ergebnis: Von 33 an einem Samstag aufgegebenen Briefen seien lediglich drei am darauf folgenden Montag zugestellt worden.

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Die Deutsche Post macht das natürlich nicht aus Willkür, sondern aus wirtschaftlichen Zwängen heraus. Sie muss sparen. Das Unternehmen, das im Jahr 2008 einen Umsatz von über 50 Milliarden Euro gemacht hat, spart dabei vor allem am Service. Ein schlechtes Gewissen plagt die Verantwortlichen dabei nicht, wenn sie die Leistungen kürzen, dafür aber trotzdem die vollen Gebühren verlangen. Schließlich müssten im Jahresdurchschnitt lediglich 80 Prozent der Briefe innerhalb eines Werktags zugestellt werden. Das allerdings muss der Kunde auch wissen. In der Regel verlässt man sich darauf, einen heute eingeworfenen Brief morgen beim Empfänger zu wissen. Jetzt weiß der Kunde es besser: Er muss mit einer Fehlerquote rechnen.

Diese Fehlerquote lag nach Angaben der Deutschen Post AG im Jahr 2007 bei 4,4 Prozent. Das bedeutet, dass 95,6 Prozent aller im Jahr 2007 aufgegebenen Briefe innerhalb Deutschlands am nächsten Werktag zugestellt wurden. Für 2009 muss man mit einem Rückgang dieser Quote rechnen, einkalkuliert von der Deutschen Post. Die maximal zulässigen 20 Prozent werden es nicht werden. Anders als im Test der FAS. Da lag die Fehlerquote in dem speziellen Fall bei gut 90 Prozent. Der Test ist zwar nicht repräsentativ, aber das ist der eine wichtige Brief eines Verbrauchers auch nicht. Worauf soll der sich jetzt verlassen?

Verlässlich ist die Tatsache, dass die Deutsche Post regelmäßig Schlagzeilen macht. Wie zum Beispiel das in den letzten Jahren mehrfach kolportierte und dementierte Vorhaben der Deutschen Post, samstags überhaupt nicht mehr zustellen zu wollen. Oder wie die seit Jahren praktizierten Filialschließungen in ganz Deutschland bis hin zur Aufgabe aller Filialen und deren Integration in Partneragenturen.

Die Kunden zeigen wenig Verständnis. Schon vor Jahren haben einige den Verein PostKundenForum e.V. als Reaktion auf miserablen Service bei der Post gegründet. Dessen Vorsitzender Elmar Müller kritisiert das aktuelle Vorgehen der Post: „Dass die Deutsche Post in vielen Zustellbezirken die Zustellung an einem Tag in der Woche ausfallen lässt und gleichzeitig eine Mehrwertsteuerbefreiung für die Erbringung des Universaldienstes für sich in Anspruch nimmt, ist nicht akzeptabel. Die zuständige Bundesnetzagentur muss hier tätig werden und prüfen, ob der Universaldienst noch flächendeckend erbracht wird. Ist dies nicht der Fall, muss die einseitige Mehrwertsteuerbefreiung der Deutsche Post AG sofort beendet werden. Zudem müsste die Bundesnetzagentur dann auch die Erbringung von Postdienstleistungen in den betroffenen Zustellbezirken ausschreiben.“ Beide Maßnahmen würden den nach wie vor künstlich gebremsten Wettbewerb beleben, was wiederum den Kunden größere Vorteile bringen kann. Der Mobilfunkmarkt hat es vorgemacht: größerer Service bei geringeren Kosten.

Gegen den Ärger mit der Post kann man etwas unternehmen. Die Bundesnetzagentur erklärt: „Nach § 5 der Postuniversaldienstleistungsverordnung (PUDLV) ist (…) jedermann berechtigt, bei der Bundesnetzagentur Maßnahmen anzuregen, die die Einhaltung der PUDLV sicherstellen sollen (Bürgereingabe). Die Bundesnetzagentur ist verpflichtet, auf die Bürgereingabe zu antworten.“ Wenn auch Sie Ärger mit der Post haben, schreiben Sie uns. Wir leiten die Anfragen an die Bundesnetzagentur weiter, damit Sie sicher eine Antwort bekommen.

Schildern Sie uns Ihr Problem. Schreiben Sie an Münchner Samstagsblatt, Stichwort: Post, Moosacher Straße 56 – 58, 80809 München. Oder per E-Mail an redaktion@wochenanzeiger.de, Betreff: Post.

Artikel vom 03.09.2009
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