Wandbilder verweisen im Hasenbergl auf Mitbürger, die Gutes für andere tun

Hasenbergl · »Graffiti« mit Botschaft

»Toll« finden Georg Grau und Monika Mühldorfer von der Diakonie Hasenbergl die Aktion von Naomi Lawrence (l.) im Hasenbergl. 	Foto: ko

»Toll« finden Georg Grau und Monika Mühldorfer von der Diakonie Hasenbergl die Aktion von Naomi Lawrence (l.) im Hasenbergl. Foto: ko

Hasenbergl · Kein einziges Gorilla-Kunstwerk von Naomi Lawrence ist im Hasenbergl beschädigt worden. Die Künstlerin aus der Isarvorstadt, die im Moment mit ihren 18 Plakaten im Münchner Norden gastiert, freut sich, dass ihre Bilder, die absichtlich nicht hinter Glas präsentiert werden, weder von Menschenhand noch von der Witterung angegriffen wurden. Anfang August hat Lawrence ihre Bilder installiert: Die Tierkarikaturen sind Menschen gewidmet, die Gutes tun.

»Dabei habe ich jedes Mal darauf gewartet, dass jemand die Polizei ruft«, sagt die Künstlerin. Denn ihre Plakate haben schon »Graffiti-Charakter«: Sie wurden zwar nicht gesprüht, aber direkt auf Wände ganz legal angebracht – von und auf Gehwegen vor sozialen Einrichtungen. »Plakate hinter Glas hätte ich unattraktiv gefunden, denn so, wie es jetzt ist, fragt man sich schon, ist das erlaubt oder nicht«, meint Lawrence. Gegen die Plakataktion hatte aber eine Anwohnerin nahe dem Gebäude der »GWG Gemeinnützige Wohnstätten und Siedlungsgesellschaft« etwas, obwohl die Künstlerin dort offiziell die Rückseite einer Tiefgarage bemalen durfte. »Die Dame hat richtig geschimpft, ich bin dann unverrichteter Dinge wieder gegangen.«

Den umgekehrten Fall hat die Malerin aber auch erlebt, als ein älterer Herr, der »ganz bieder wirkte«, ihr Kunstwerk lobte und den Tipp gab, um die Ecke sei auch ein »schönes Graffiti«. Auch den Mitarbeitern der Diakonie Hasenbergl macht die Aktion Spaß: »Die Idee, mal mit positiven Nachrichten die Menschen zu beglücken, fand ich gut«, sagt Georg Grau, geschäftsführender Vorstand der Diakonie Hasenbergl. Nach einigen Formalitäten, um das Kunstwerk an der Mauer der Diakonie-Geschäftsstelle am Stanigplatz anbringen zu dürfen, ging es los: Naomi Lawrence schmückte dort die Hauswand mit »Elenor R. aus M.« als Hasenfigur, die Kindern, drei Enten, über »gefährliche Straßen« hilft.

Fehlen darf dabei natürlich auch nicht der Gorilla, das Wahrzeichen der Aktion: Der pinkfarbene Affe verweist auf gute Taten von Mitbürgern, als Schülerlotse, Haushaltshilfe oder Vorleserin etwa. Von schlechten Nachrichten und Krisenstimmung hat Naomi Lawrence »die Nase voll«. Mit ihrem Projekt, bei dem sie der Fotograf Erol Gurian auf der eigenen Homepage mit Porträts der 18 Personen begleitet (www.stadt-gorilla.de), zeigt sie Gutes, das im Verborgenen blüht. »Und Betrachter meiner Bilder sehen, was man alles tun könnte, wenn man sich nur dazu aufraffen würde – statt etwa shoppen zu gehen.« Die Wanderausstellung bringt die plakativen Bilder vier Monate lang in die Stadtteile: Isarvorstadt, Westend, jetzt Hasenbergl und im September nach Au-Haidhausen.

Für die Menschen, die im Gebäude der Diakonie Hasenbergl ein und aus gehen, gehört das Bild mit Gorilla, Hase und Enten und die gute Botschaft dahinter mittlerweile zum Alltag. »Ich finde es toll«, sagt Diakonie-Mitarbeiterin Monika Mühldorfer. Auch wenn sie das Plakat am Anfang fälschlicherweise für ein Graffiti gehalten hatte. Mittlerweile hat sie sich ausgiebig zu Naomi Lawrences Aktion im Internet informiert. Wer ebenfalls Genaueres erfahren möchte, findet weitere Informationen unter www.stadt-gorilla.de.

Kirsten Ossoinig

Artikel vom 01.09.2009
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