Daniel Hilpert, Patrick Vogl, Sven Gerbig: das sind die neuen Akteure des EHC München

Ruppig und aggressiv – ruhig und relaxt

Daniel Hilpert ist eher ein ruhiger Mensch. Auf dem Eis aber setzt er sich mit allem, was er hat und was er kann, für den EHC ein.	Foto: Heike Feiner

Daniel Hilpert ist eher ein ruhiger Mensch. Auf dem Eis aber setzt er sich mit allem, was er hat und was er kann, für den EHC ein. Foto: Heike Feiner

Eishockey ist eine ruppige Sportart. Harte Checks sind Alltag, Schlägereien keine Seltenheit. Aggressivität ist also eine notwendige Eigenschaft eines Eishockeyspielers. Allerdings nur auf dem Eis. Denn trifft man die Profis abseits ihrer Spielstätte, erlebt man meist ruhige, teils wortkarge Menschen. »Wenn ich nicht arbeite, dann relaxe ich. Mit einem Buch oder beim Fernsehen«, sagt etwa Sven Gerbig, einer von drei Neuzugängen beim EHC München, der wie auch Daniel Hilpert und Patrick Vogl als ruhiger Zeitgenosse daherkommt.

Von Jan Lüdeke

Im ersten Testspiel der Saison, beim 3:1 gegen die Nürnberg Ice Tigers hatte EHC-Coach Pat Cortina zwölf Checks von Daniel Hilpert gezählt. Kaum vorstellbar, wie so ein besonnener Mensch soviel Härte entwickeln kann. Im Gespräch bringt Hilpert kaum mehr als ein Nicken, mal ein »Ja« oder »Nein« heraus. Feiern wie auf der anschließenden Saisoneröffnungsparty, das ist nicht die Welt des Daniel Hilpert. Wenn der Verteidiger mal Zeit hat, dann schaltet er am liebsten bei Konsolenspielen ab. Eishockey-Simulationen und Autorennspiele sind Hilperts Favoriten – das verrät er übrigens nicht selber, seine Frau hilft nach, mit einem schelmischen Grinsen im Gesicht.

Hilpert ist ein Familienmensch, ähnlich wie Torhüter Sebastian Elwing, der sich gerade deswegen in München so wohl fühlt, weil die Stadt für seinen kleinen Sohn so viele Möglichkeiten bietet. Und genauso wie Elwing will auch Hilpert bald eine Familien-Jahreskarte für den Münchner Tierpark besorgen. Sobald er mit dem EHC aus Kanada zurückgekehrt ist. In Kanada hat Hilpert neun Monate seines Lebens verbracht, natürlich als Eishockeyprofi. Was er dort vor allem gelernt hat: »Das Stellungsspiel ist meine Stärke.« Nicht nur deshalb ist Pat Cortina bisher »voll des Lobes« über seinen neuen Schützling. Manager Christian Winkler hält Hilpert für einen »DEL-erfahrenen Verteidiger, der allerdings noch nicht ausgereift ist. Er soll bei uns eine Führungsposition einnehmen.«

Auf DEL-Erfahrung haben sie in diesem Jahr bei all ihren Neuzugängen geachtet beim EHC. Schließlich ist die DEL das angestrebte Ziel der Münchner. Dank dieser Perspektive gelang es auch Patrick Vogl zurück in die bayerische Landeshauptstadt zu lotsen. »Bei ihm sind wir uns sicher: Er ist ein guter Griff. Er hat sich in Ingolstadt und Innsbruck weiterentwickelt«, sagt Christian Winkler, der mit Vogl, der bereits von 2003 bis 2007 für den EHC spielte, immer Kontakt hielt. So kamen die beiden irgendwann »ins Ratschen, was ich so mache«, erzählt Vogl, »und beide Seiten waren interessiert.« In der neuen Saison möchte Vogl vor allem sein Spiel nach vorne verbessern, obwohl er wie Hilpert als Verteidiger geholt wurde, der hinten die Schotten dicht machen soll. »Offensiv will ich produktiver werden.« Natürlich nur, »wenn der Zeitpunkt passt«. Beim Eurocancup, wo der EHC trotz dreier knapper Niederlagen, vollends überzeugte, zeigte Vogl, wie es gehen soll. Gegen die London Knights traf der 24-Jährige zum zwischenzeitlichen 1:3 für den EHC.

In naher Zukunft möchte Vogl dann beginnen, was der dritte Neue Sven Gerbig schon tut – ein Fernstudium. Gerbig studiert an einer Fern­uni in Ansbach Internationales Management, einen Studiengang speziell für Leistungssportler. Der »Powerforward«, wie Christian Winkler den Angreifer bezeichnet, passt genau ins Anforderungsprofil von Pat Cortina. »Nur wer hart arbeitet, hat Erfolg. Und nur wer Erfolg hat, hat Spaß«, sagt Gerbig. Cortina hätte es nicht schöner formulieren können. Gerbigs mittelfristiges Ziel: »Ich will mich aufdrängen. Alles liegt an mir.« Klar, der Stürmer möchte in eine der Topreihen, möchte schließlich eine gute Rolle in der zweiten Bundesliga spielen. Deshalb auch der Wechsel, denn »in der DEL musst du schon ein Top-Deutscher sein, um Spaß zu haben«. Spaß neben dem Eis hat Gerbig vor allem beim Essen. »Ich schätze an München besonders die große Auswahl an Restaurants. Und ich koche auch gerne selbst.« Auch eine Art, vom ruppigen Eishockeyalltag abzuschalten.

Artikel vom 01.09.2009
Auf Facebook teilen / empfehlen Whatsapp

Weiterlesen





Wochenanzeiger München
 
Kleinanzeigen München
 
Zeitungen online lesen
z. B. Samstagsblatt, Münchener Nord-Rundschau, Schwabinger-Seiten, Südost-Kurier, Moosacher Anzeiger, TSV 1860, ...