Gedenkveranstaltung zum Kriegsbeginn vor 70 Jahren

München · „Zum Frieden mahnend“

Mit der vom Münchner Schriftsteller Wilhelm Hausenstein entworfenen Inschrift auf der Südseite des Siegestors wurde es in den 50er-Jahren zum Friedensmahnmal. Foto: ms

Mit der vom Münchner Schriftsteller Wilhelm Hausenstein entworfenen Inschrift auf der Südseite des Siegestors wurde es in den 50er-Jahren zum Friedensmahnmal. Foto: ms

München · Für ein Kriegsgedenken völlig ungeeignet sei das Siegestor zwischen Leopold- und Ludwigstraße, so die Meinung vieler Bürger, als der Bezirksausschuss Maxvorstadt (BA 3) vor ein paar Monaten ebendort eine Gedenkveranstaltung zum 70. Jahrestag des Beginns der Zweiten Weltkriegs plante. Mit dem ersten „Maxvorstädter Gedenken“ am 1. September will der BA 3 an den Beginn des Zweiten Weltkriegs erinnern, der sich am kommenden Dienstagabend zum 70. Mal jährt.

An diesem Datum findet auch jedes Jahr der Internationale Antikriegstag statt. Der wurde in München bisher immer vom Deutschen Gewerkschaftsbund (DGB) ausgerichet. Heuer haben sich DGB, BA, die katholische Pfarrei St. Ludwig, das Münchner Friedensbündnis und Attac zusammengeschlossen, um an den heimtückischen Überfall von Nazi-Deutschland auf Polen am Morgen des 1. September 1939 zu erinnern.

Trotz aller Versöhnungsarbeit zwischen Polen und Deutschen ein bis heute hochsensibles Datum, betont Dr. Ulrich Babinsky, Pfarrer der benachbarten Ludwigskirche. Deswegen war wohl der Ort der Maxvorstädter Gedenkveranstaltung so umstritten, übrigens die einzige in München zu diesem bedeutsamen Datum. Dabei werde mit dem Monument, erbaut ab 1843, auf keinen wesentlichen Sieg angespielt, erklärte Dr. Oskar Holl, Vorsitzender des BA 3, bei einer Pressekonferenz diesen Montag, bei dem die Veranstalter das Programm für das „Maxvorstädter Gedenken“ vorgestellt haben.

Bei seiner Beschäftigung mit der Architektur der Ludwigstraße und der Geschichte des Münchner Wahrzeichens, fasst Holl kurz die komplexe Geschichte des Bauwerks zusammen, habe sich herausgestellt, dass es sich vielmehr um politische Propaganda zu Beginn des 19. Jahrhunderts handelt. Erbauer Ludwig I. wollte als König von Napoleons Gnaden zeigen, dass er auf der richtigen Seite stehe, nämlich auf der deutschen und bayerischen. Auch Pfarrer Babinsky hält den Triumphbogen für einen „militärischen Fake“ und eher für einen städtebaulichen Abschluss der Ludwigstraße. Schon als Student habe ihn der Anblick des Siegestors bewegt, das im Zweiten Weltkrieg schwer beschädigt und 1958 bewusst als Friedensmahnmal wieder aufgebaut wurde mit der Inschrift „Zum Sieg geweiht. Vom Krieg zerstört. Zum Frieden mahnend“. Diese Botschaft des Bauwerks scheint heute vergessen und werde nicht dementsprechend genutzt, wundert sich Babinsky: „Jeder fährt darum herum, keiner schaut darauf.“

Das soll sich mit der Gedenkveranstaltung am Dienstag ändern: Nach einem Vortrag von Dr. Andreas Heusler vom Stadtarchiv über den 1. September 1939 in der Münchner Stadtgeschichte (17.30 Uhr, LMU-Hauptgebäude, Geschwister-Scholl-Platz 1, Raum D 209, 2. OG) folgt um 19 Uhr das Gedenken vor dem Siegestor mit Münchner und einem polnischen Zeitzeugen. Danach ist eine ökumenische Andacht im Pfarrsaal (20 Uhr) von St. Ludwig. „Gebete wird es aber nicht geben“, sagt Pfarrer Babinsky, „die Veranstaltung ist bewusst religiös neutral gehalten.“

Von Michaela Schmid

Artikel vom 27.08.2009
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