„Art Party“: Künstler entscheidet, wer das Werk bekommt

München · Kaufwunsch begründen

Für Nghia Nuyen, der seit zwei Jahren ein Atelier im Glockenbach unterhält, hat sich die Auktion gelohnt. Zahlreiche Besucher haben für seine Werke ein Gebot abgegeben. Foto: js

Für Nghia Nuyen, der seit zwei Jahren ein Atelier im Glockenbach unterhält, hat sich die Auktion gelohnt. Zahlreiche Besucher haben für seine Werke ein Gebot abgegeben. Foto: js

München · Junge Künstler haben es in München schwer. Galerien setzen auf bekannte Namen, Neueinsteiger hätten kaum eine Chance, berichten die Kreativen der Stadt. Zeigen konnten Studenten und Absolventen der Akademie der Bildenden Künste ihre Werke kürzlich bei der „Art Party“ in Bogenhausen.

Bei der Auktion, zu der rund 300 Gäste gekommen sind, wurden 89 Gebote abgegeben und 26 der 115 ausgestellten Werke zu Preisen zwischen 50 und 3.200 Euro verkauft.

Zufrieden hält Nghia Nuyen einen Packen Zettel mit Geboten in der Hand. Bei den Besuchern haben seine großformatigen, mit grobem Strich gemalten Männerporträts Anklang gefunden. Allerdings tut sich der junge Künstler, der ursprünglich aus Vietnam kommt und vor zwei Jahren sein Studium an der Akademie beendet und ein Atelier in der Baumstraße im Glockenbachviertel hat, nicht immer leicht, seine Werke an den Mann oder an die Frau zu bringen. „München ist eine gute Stadt, um Kunst zu schaffen, aber nicht, um sie zu verkaufen“, sagte er. Der Grund: Zu viele etablierte Künstler verdrängen ihre jungen Kollegen vom Markt: „Hast Du was, bist Du was, ist hier das Motto.“

Ähnliche Erfahrungen hat Matthias Wurm gemacht, der noch an der Akademie studiert und in Schwabing wohnt. „Die junge Szene hat es schwer hier“, klagte er. Anders als etwa in Berlin, wo es zahlreiche experimentelle Galerien gebe, halte man sich in München vorwiegend an die Standards. „Man bekommt hier zwar auch seine Ausstellungen, aber man muss sich das viel härter erarbeiten als in anderen Städten“, sagte er.

Das Publikum der Auktion zeigte sich indes nur wenig elitär. Zwischen wohlhabenden Bogenhausenern und gut situierten Unternehmern tummelte sich junges Partyvolk, das begeistert mitsteigerte. „Ich mag es nicht, wenn Kunst so abgehoben ist, das ist hier aber nicht der Fall“, lobte Andrew Nosochy, der in der Innenstadt wohnt und nicht nur zum Schauen zu der Veranstaltung gekommen ist. „Ich möchte das Bild mit dem Eisbären ersteigern“, verriet er.

Anders als bei regulären Auktionen zählte bei der „Art Party“ allerdings nicht nur die Höhe des Gebots. Auf sechs Zeilen konnten die Interessenten den Schöpfern der Werke mitteilen, warum sie ein Bild ihr Eigen nennen möchten – eine Möglichkeit, von der reichlich Gebrauch gemacht wurde. Gäste wie etwa der Unternehmer Hansjörg Zimmermann zogen sich in ruhige Ecken zurück, um ihren Kaufwunsch zu begründen. Andere ließen sich die Aussage der Werke im Vorfeld von den Künstlern selbst erklären. „Wenn ich Maler wäre, würde ich mein Bild jemandem geben wollen, der mir einen guten Preis macht und es zu schätzen weiß“, sagte Zimmermann. „Eine gute Idee“, findet auch Nosochy. „So kann man durch gute schriftstellerische Leistung sein Bild vielleicht ein bisschen billiger bekommen.“ Die Veranstalterin Melanie von Wangenheim plant, künftig weitere Auktionen dieser Art zu organisieren. Bislang fehlt es dazu aber noch an geeigneten Räumlichkeiten.

Von Julia Stark

Artikel vom 27.08.2009
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