Ganze Familie bereits an Borreliose erkrankt

Trudering · Zecken-Plage

Trudering · Ausnahmezustand im Garten der Familie S. in Trudering: Hier tummeln sich derart viele ­Zecken, dass eine normale Nutzung des kleinen Areals kaum möglich ist. Ein ungestörter Grillabend? Fast undenkbar. Und wenn der zweijährige Jakob dort mal spielen möchte, muss er selbst bei Hitze zwingend Gummistiefel tragen. Vater (37), Mutter (33), Sohn (2) – alle drei sind bereits an Lyme-Borreliose erkrankt.

Eine bakterielle Infektion, die von den blutsaugenden Spinnentieren übertragen werden kann. Das Problem liegt in der Lage ihres Grundstücks an der Markgrafenstraße/ Schramminger Weg. Es grenzt direkt an ein Landschaftsschutzgebiet mit dichtem Baumbestand, Sträuchern und hohen Gräsern. Offensichtlich ein Zeckenparadies in diesem feucht-warmen Sommer. Um eine ungefähre Vorstellung von dem Ausmaß des Befalls zu bekommen, führte Maria S. (Name von der Redaktion geändert) einen einfachen Test durch: Sie nahm ein großes Tuch und zog es direkt hinter dem Grundstück über den Waldboden. »Wir haben dann über 150 Zecken gezählt«, berichtet sie entsetzt. Ihre Nachbarn hätten diese Plage nicht in diesem Ausmaß. Aber ein ortsansässiger Apotheker habe ihr gegenüber geäußert, dass es auffällig viele Borreliose-Fälle in der Markgrafenstraße gebe, so die 33-Jährige. Sie vermutet daher, dass sich in unmittelbarer Nähe ihres Grundstücks vielleicht Zeckennester entwickelt haben könnten. Wie auch immer: Das Problem ist da – und guter Rat teuer. »Kammerjäger haben uns empfohlen, den Rasen und Bewuchs kurz zu halten, damit viel Sonne in den Garten kommt«, erzählt die Architektin. Dafür haben sie bereits gesorgt, der Erfolg halte sich aber noch in Grenzen. Der Einflussbereich der Familie endet am Gartenzaun, der Wald dahinter ist Landschaftsschutzgebiet und daher tabu. »Es würde vielleicht schon reichen, wenn man dort einen mehrere Meter breiten Streifen mähen und das Gestrüpp kurz halten dürfte«, meint Maria S. Damit wäre auch der Waldbesitzer einverstanden – nicht aber die Behörden. »Beim Versuch, mich im Gesundheitsamt oder bei der Lokalbaukommission (LBK) zu informieren, wurde ich an mindestens zehn Personen weiterverbunden«, beklagt die junge Mutter.

Doch außer der Aussage, man könne nichts tun, sei ihr nicht geholfen worden. Es handele sich um ein Schutzgebiet, dort dürfe laut Unterer ­Naturschutzbehörde kein »Aufräumen des Waldes« ­erfolgen, so sagte man ihr. In ihrer Not wandten sich die Truderinger jetzt an Stadtrat Dr. Georg Kronawitter (CSU), Mitglied im Bezirksausschuss (BA) 15 – und trafen auf Unterstützung. In einer dringlichen Anfrage an die Stadtverwaltung, unterzeichnet auch von der Stadträtin Beatrix Burkhardt und Stadtrat Hans Podiuk, bittet Kronawitter um schnelle Klärung. Untersucht werden müsse, wer in der Verwaltung für derartige Bürgeranfragen zuständig sei und ob es unter diesen Umständen nicht doch möglich sei, Eingriffe in ein Landschaftsschutzgebiet vorzunehmen. Auch sei zu klären, ob an der Grundschule in der Markgrafenstraße, die am Waldrand liegt, nicht auch vermehrt Zecken aufgetreten seien.

Und wie geht es jetzt weiter? »Ich werde zunächst mit der Familie abklären, ob man mit kräftigen Plastikplanen den Zaun zum Waldsaum sozusagen abdichten kann«, erläutert der Stadtrat. Und von den Behörden erwartet Georg Kronawitter, dass sie der Familie konkrete Hilfe anbieten und den Rückschnitt des Grenzsaumes erlauben. »Und dass sie das Zecken-Problem auf die Agenda nehmen, in der Umgebung begutachten und eventuell Warnschilder aufstellen«, betont Kronawitter. Allerdings will auch Familie S. nicht untätig warten und wird einen entsprechenden Antrag bei der Unteren Naturschutzbehörde stellen. »Auf jeden Fall freuen wir uns schon jetzt auf den kommenden Winter, dann haben wir wohl endlich vor den Biestern Ruhe«, seufzt die Architektin. Auf Anfrage des Südost-Kuriers zum Thema weist das Referat für Gesundheit und Umwelt (RGU) auf sein Impftelefon hin. Die Rufnummer lautet 23 33 76 57. Montags bis freitags, von 11 bis 12 Uhr, werden dort sämtliche Fragen rund um Gesundheit und zum Thema Zecken beantwortet und unter Umständen auch weitergeleitet. Weitere Informationen gibt die Stadtverwaltung auch im Internet unter www.muenchen.de/zecken

K. Kohnke

Artikel vom 26.08.2009
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