Der EHC demütigt die Nürnberg Ice Tigers beim 3:1-Erfolg und feiert eine Saisoneröffnung nach Maß

Clevere kleine Dinge können zum Zaubern schon reichen

Die Spieler des EHC München hatten bei der Saisoneröffnung mehr Spaß als die Nürnberg Ice Tigers. Der Zweitligist gewann mit 3:1.   Foto: Heike Feiner

Die Spieler des EHC München hatten bei der Saisoneröffnung mehr Spaß als die Nürnberg Ice Tigers. Der Zweitligist gewann mit 3:1. Foto: Heike Feiner

Die EHC-Spieler waren heiß, die Fans nach der langen eishockeyfreien Zeit sowieso. Die Gegner aus Nürnberg waren eher müde, aber sie waren immerhin da. Und dann? Tja, dann kam Alex. Der junge Mann musste im Zuge einer Fernsehshow eine Mutprobe ablegen. Doch er probte eher die Leidensfähigkeit der Ohren aller Anwesenden. Was die EHC-Fans danach geboten bekamen, machte diese Qual vergessen – der EHC siegte 3:1 gegen den DEL-Klub Nürnberg Ice Tigers und präsentierte sich danach auf der Saisoneröffnungsfeier. Zu der sich Trainer Pat Cortina ganz besonders herausgeputzt hatte. Der sonst meist dunkel gekleidete Italo-Kanadier präsentierte sich ganz sommerlich in beigem Anzug.

Von Jan Lüdeke

Cortina hatte Spaß an dem, was ihm auf dem Eis vorgespielt wurde. Seine Mannschaft, Zweitliga-Vizemeister der letzten Saison, dominierte Nürnberg von Beginn an mit Powereishockey. »Wir haben clevere Dinge gemacht, viele kleine Dinge.« So wie Cortina das mag. Clevere Dinge machten vor allem die Neuen: Zwölf Checks zählte Cortina bei Daniel Hilpert, der gemeinsam mit Patrick Vogl neue Qualität ins Team bringt. Die beiden neuen Verteidiger können das Spiel des Gegners sehr gut lesen, fangen so viele Pässe in die Spitze ab. Angreifer Sven Gerbig trug sich beim ersten Münchner Treffer direkt in die Scorerliste ein. »Die Neuen waren gut«, lobte folglich Cortina, dem lediglich bei Vogl einige Dinge negativ aufgefallen waren. »Aber Patrick kommt noch.« Gerbig durfte sich zum Start zwar »nur« in der vierten Sturmreihe präsentieren, doch das Zusammenspiel mit dem umsichtigen Christian Wichert und dem quirligen Martin Buchwieser funktionierte gut. Nach 16 gespielten Minuten war es Buchwieser, der auf Vorarbeit von Wichert und Gerbig bei eigenem Powerplay zum 1:0 einnetzte – eine herrliche Kombination. EHC-Rekordspieler Mario Jann erhöhte im zweiten Spielabschnitt nach einem Traumpass von Oldie Niklas Hede auf 2:0, bevor David Wrigley die Demütigung für Nürnberg perfekt machte. Ein Verteidiger der Ice Tigers hatte sich bei Nürnberger Überzahl blind auf seinen Nebenmann verlassen. Doch der war nicht da. Also schnappte sich Wrigley den Puck und traf in Unterzahl zum 3:0.

Dass die 2.024 Zuschauer, die vom Spielbeginn weg auch selbst ordentlich Gas gaben, noch ein Gegentor für den starken Sebastian Elwing im EHC-Kasten sehen mussten, störte keinen so wirklich. Oder? »Die Jungs sind schon wieder im Kraftraum. Denn das Gegentor hat schon sehr geschmerzt«, scherzte Manager Christian Winkler, als die Mannschaft nach dem Spiel etwas länger auf sich warten ließ. Als dann alle Spieler da waren und der Reihe nach auf die Bühne vor den verharrenden EHC-Anhängern gerufen wurden, gab es auch Sprechchöre für Torhüter Joey Vollmer. Doch das Verhältnis zwischen dem (einstigen?) Publikumsliebling und den Fans scheint nach Vollmers vorübergehender Suspendierung abgekühlt.

Vollmer soll sich hinterher sogar von einigen Fans die Frage »Alles fit?« gefallen lassen haben müssen. Hauptgesprächsthema war aber ein anderes: das Trainingslager in Kanada, zu dem der EHC am Sonntag aufbrach. »Das wird so hart für uns«, drohte Pat Cortina vorsorglich. Täglich stehen zwei Trainingseinheiten auf dem Programm. Und beim Turnier, bei dem es gegen Gastgeber London Knights, den EV Zug (Schweiz) und die Black Wings Linz geht, »sind wir auf dem Papier das schlechteste Team«, weiß Cortina. Ein guter Trip werde das Trainingslager dann, wenn der EHC in jedem Spiel ein wenig besser werde.

EHC-Boss Jürgen Bochanski hat für den Aufenthalt in Kanada ein Golfturnier in Aussicht gestellt. Cortina will vor allem auf die Kanadier Rücksicht nehmen, die in der Heimat ihre Familien treffen können. »Family time und tea time«, will der Coach also einräumen. Nicht ganz ohne eigenen Hintergedanken. Denn auch Cortina hofft darauf, dass er seine Schwester und ihre Kinder treffen kann. Er freut sich darauf so sehr, dass er sogar versucht, es auf Deutsch auszudrücken. »Ick will mein Neff und mein Nickte sehen.«

Artikel vom 25.08.2009
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