Ausstellung über bewusstes Leben wie die Vorfahren

Lehel · »UrSprung in der Südsee«

Vorläufer des Bungeespringens auf der Südseeinsel Pentecost.	Foto: Martina Kleinert

Vorläufer des Bungeespringens auf der Südseeinsel Pentecost. Foto: Martina Kleinert

Lehel · Auf eine virtuelle Reise um den halben Globus, von München in die Südsee, in das Kastom Dorf Bunlap auf der Insel Pentecost/ Vanuatu, können sich derzeit Besucher der Ausstellung »UrSprung in der Südsee – Begegnung mit den Turmspringern von Pentecost« begeben: Noch bis 13. September ist die Ausstellung im Staatlichen Museum für Völkerkunde München, Maximilianstraße 42, zu sehen (Dienstag bis Sonntag, 9.30 bis 17.30 Uhr, Erwachsene: 4 Euro, ermäßigt 3 Euro, sonntags 1 Euro, Kinder und Jugendliche bis 18 Jahre sowie Schulklassen frei).

Im August finden auch Führungen statt (3 Euro zuzüglich Eintritt). Am Samstag, 29. August, 14 Uhr, etwa können Jugendliche nach der Führung ein Auslegerboot basteln. Und am Sonntag, 30. August, 15 Uhr, führen die Kuratoren Erwachsene durch die Ausstellung.

Schritt für Schritt nähert sich der Besucher einer ihm völlig fremden Welt. Die Menschen in Bunlap, sie nennen sich Sa, haben vor vielen Jahren den Vorläufer des Bungeespringens »erfunden«. Fünf Männer aus Bunlap treten zugleich ganz real eine Reise an, von Vanuatu nach Deutschland, und wirken als Partner an der Ausstellung mit. Durch den Bau eines Modells ihrer Sprungtürme – ein traditioneller Naghol – auf dem Platz vor dem Museum wird dabei die Ausstellung in den öffentlichen Raum hinein erweitert und Raum für Begegnungen zwischen Besuchern und Gästen geschaffen. Der Weg durch die Räume im Museum führt den Besucher von der Peripherie an Juban Masken und einem Wohnhaus vorbei in das Zentrum des Dorfes, den Tanzplatz. Die Objekte und Installationen gewähren Einblick in die Lebenswelt der Kastom Sa. Sie scheinen aus einer anderen, vergangenen Zeit zu stammen.

Sie tragen Penisbinde und Grasrock, lehnen Kirchen und Schulen ab. Sie kennen die »Welt draußen« aus eigener Anschauung genau, haben sich jedoch – ganz bewusst! – dagegen entschieden und leben weiterhin sehr weitgehend nach den Regeln ihrer Vorfahren. In den letzten 50 Jahren haben die Kastom Sa ihre Kultur erstaunlich hartnäckig gegen Zwänge von außen verteidigt. Dies überrascht angesichts eines zunehmenden Globalisierungsdruckes, und widerspricht unseren Paradigmen von Fortschritt und Wachstum. Dennoch bedeutet Kastom keineswegs Stillstand, sondern ein ständiges kreatives und behutsames Weiterentwickeln einer eigenständigen Vision von Gesellschaft.

Artikel vom 18.08.2009
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