Bewohner der Haffstraße besuchen Informationsveranstaltung

Trudering · Rettungsanker

Mit großem Interesse verfolgten die Haffstraßen-Anwohner die Informationsveranstaltung der Stadt im Pfarrsaal St. Augustinus. Foto: Kathrin Kohnke

Mit großem Interesse verfolgten die Haffstraßen-Anwohner die Informationsveranstaltung der Stadt im Pfarrsaal St. Augustinus. Foto: Kathrin Kohnke

Trudering · Endlich, nach jahrelangem Konflikt mit der Stadt und Baufirmen haben die Bewohner des Neubaugebiets Haffstraße wieder Hoffnung, dass es für sie und ihre Familien hier eine Zukunft gibt: Ohne Sorge vor dem nächsten Regenguss und vollgelaufener Keller, wie erst jüngst geschehen. »Die Lösung heute ist wirklich akzeptabel«, erklärte einer der Betroffenen, stellvertretend für die meisten, die in den Pfarrsaal St. Augustinus gekommen waren.

Dort hatte das Baureferat zur bereits zweiten Informationsveranstaltung eingeladen. Diesmal, um endlich den Rettungsanker zu werfen. Und zwar in Form eines Konzepts zur Sanierung der öffentlichen Grün- und Ausgleichsflächen. Es gab keinen freien Stuhl mehr im Pfarrheim, rund 60 betrof­fene Anwohner verfolgten die Veranstaltung mit Spannung. Ihnen gegenüber standen Vertreter der Stadtverwaltung sowie zweier Gutachter-Büros. Kernproblem ist der zirka 30 Meter breite und 500 Meter lange Grünstreifen, der parallel zu den 120 meist Doppel- und Reihenhäusern verläuft. Anstatt aus dem Streifen eine parkähnliche Anlage zu schaffen, erfolgte dessen Ausbeutung: Kies wurde abgebaut, Fremdmaterial statt- dessen eingebracht. In der Folge verdichtete sich der Boden bis zu zwei Metern tief. Regenwasser kann seither nicht mehr versickern, es bilden sich enorme Lachen, die sich im schlimmsten Fall, wie am 3. Juli, in die Keller der angrenzenden Häuser ergießen. In einer Stellungnahme des Planungs- sowie Baureferats heißt es dazu: »Wäre von Anfang an klar gewesen, dass es dem Unternehmer oder den beteiligten Firmen um die Auskiesung und Verfüllung nahezu des gesamten Grünstreifens ging, hätte ein Genehmigungsverfahren durchgeführt werden müssen.« Die Landesbaukommission sei erst Anfang 2008 aktiv geworden.

Ein privater Investor hatte sich vertraglich verpflichtet, die Grünanlage zu erstellen. »Die Abnahme durch die Stadt ist bislang aber nicht erfolgt, weil der Ausbau gravierende Mängel aufwies«, erläuterte Ulrich Schneider, Leiter des Hauptreferats Gartenbau im Baureferat, den Bürgern. Nachdem der Investor erst kürzlich eine gesetzliche Frist zur Behebung der Mängel verstreichen ließ, sei die Stadtverwaltung nun in der Lage, die Dinge selbst zu regeln. »Die Stadt tritt finanziell in Vorleistung, wird aber versuchen, das Geld von den Verantwortlichen wiederzubekommen«, betonte Ulrich Schneider. Der städtische Sanierungsplan sieht schnellstmöglich eine komplette Geländeprofilierung vor. Bodenproben bis in sechs Meter Tiefe wurden dazu bereits an mehr als 25 Stellen des betroffenen Gebiets durchgeführt. »Zunächst muss die Bodenverdichtung abgetragen werden, die wir stellenweise in bis zu zwei Metern Tiefe registriert haben«, erklärt der Baureferats-Leiter. Auf diese Weise bekäme man gleichzeitig das Gefälle des Geländes von den Häusern fort. Das restliche Material werde mit Fräsen und Bagger­schaufeln tiefengelockert. »Wir gehen davon aus, das der Regen dann wieder ganz normal versickern kann«, erläutert Ulrich Schneider und ergänzt: »Über die gesamte Länge des Grünstreifens wird außerdem eine fünf Meter breite, zirka vierzig Zentimeter tiefe Versickerungsmulde angelegt, die extremen Starkregen aufnehmen soll.« Alle hundert Meter böten Sickerschächte zusätzlichen Schutz. Der Verlauf des jetzige Gehwegs bliebe dabei erhalten, doch sei dieser dann bis zu siebzig Zentimeter tiefer als zuvor. Der Plan werde derzeit noch von einem externen Gutachterbüro geprüft, um 100-prozentige Sicherheit zu haben. »Bereits Anfang September könnte Sanierungsbeginn sein«, vermutet der Leiter des Baureferats, der die Dauer dieser ersten Maßnahme mit vier bis sechs Wochen angibt.

Genau so lang wird es noch einmal dauern, die gesamte Vegetation wieder herzustellen und neue Gehölze zu pflanzen. »Viele der jungen Bäume haben durch die Verdichtung bereits gelitten und werden ausgetauscht werden müssen.« Weil hier Gefahr im Verzug sei, werde es eine Ausschreibung unter bewährten Unternehmen geben. Um die erneute Belästigung der Anwohner durch die Sanierungsmaßnahmen so gering wie möglich zu halten, wird es für die ausführenden Baufirmen entsprechende Auflagen geben. Viele der anschließende Bürger-Fragen konnte Ulrich Schneider beantworten. Bei der nach dem oder den Verantwortlichen blieb der Landschaftsarchitekt erwartungsgemäß die Antwort schuldig: »Die Geschichte wird auf jeden Fall ein juristisches Nachspiel haben, die Ermittlungen dazu dauern an.« Dass die Stadt eilends bemüht ist, die Lage der Anwohner zu verbessern, haben bereits deren Kinder gemerkt. Schließlich ist zumindest der größte Teil des neuen Spielplatzes freigegeben, der noch vor kurzem durch Bauzäune abgesperrt und unbenutzbar war.

Kohnke

Artikel vom 12.08.2009
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