Radunterführung erhält buntes, neues Gewand

Ottobrunn · Kunst geschaffen

(v. Reihe v. l.): Gemeinderätin Melanie Plitz, Steffi und Madeleine, Simon und Thomas. (H. R. v. l.) Bernhard Herz (Bautechnik), Thomas Loderer, Tim Proetel, Achim Lebert und Birgit Weierer. Foto: Schwarz-Mehrens

(v. Reihe v. l.): Gemeinderätin Melanie Plitz, Steffi und Madeleine, Simon und Thomas. (H. R. v. l.) Bernhard Herz (Bautechnik), Thomas Loderer, Tim Proetel, Achim Lebert und Birgit Weierer. Foto: Schwarz-Mehrens

Ottobrunn · Ottobrunn ist um ein Stück cooler junger und dabei glasklar konzipierter Kunst reicher, Kunst durch die man sogar gehen und radeln kann. Auf Veranlassung der Gemeinde verpassten Schüler des Ottobrunner Gymna­siums der Karl-Valentin-Unterführung direkt neben dem S-Bahnhof ein neues, künstlerisches Gesicht. Herausgekommen ist eine Unterführung im Farbrausch, die sich von allen Seiten und bei jedem Wetter sehen lassen kann.

Schade nur, dass die Vorstellung des fertigen Kunstprojekts durch beteiligte Lehrer und Schüler in so kleinem Rahmen verlief, aus Termingründen war eine vorherige Vorstellung des Projekts aber leider nicht möglich. Die Unterführung gibt sich schon von fern zu erkennen, will in ihrer verschwenderischen Farbigkeit gesehen werden, mit der sie alle Unterführungswände innen wie außen überzieht. Kunsterzieher Tim Proetel, der zusammen mit dem Leistungskurs Kunst die künstlerische Gestaltung von der Idee bis zur Ausführung geplant und durchgeführt hat, erklärt das dahinterliegende Konzept der Farbverläufe aus waagrechten Balken. Sie durchziehen die Karl-Va­lentin-Unterführung rhythmisch, verschränken sich miteinander und haben ihr dynamisches Ballungszentrum in der Mitte der Unterführung. Dort leuchtet oben an der Wand ein großes Graffiti in Gelb und Grün mit dem Schriftzug »Ottobronxx«. Aber auch Spuren der alten Ausmalung von 2001 und einiger wilden Graffitis wurden bewahrt und – gleichsam als Fenster in die Vergangenheit – durch Rahmen hervorgehoben. Kurz vor Ende des Schuljahres war das Kunstprojekt an vier Tagen mit geballter Anstrengung in die Tat umgesetzt worden. Statt Mathe und Englisch zu pauken wurden Unterführungswände bemalt. Birgit Weierer, Kunster­zieherin der 11d beschreibt, wie die zwölf Schüler des ­Leistungskurses, unterstützt durch 30 Schüler der 11d, in der für Passanten abschnittsweise gesperrten Unterführung ans Werk gingen. Dabei war das Herstellen der Farben aus Pigmenten und Bindemittel zwar sehr mühsam, hat sich aber gelohnt. Jetzt leuchten und glänzen die selbst angerührten Farben ungewöhnlich intensiv. Thomas aus der 11d berichtet, dass die Ausführenden auch gestalterische Freiheiten hatten.

Zwar gab das Konzept die Farbverläufe vor, doch den jeweils für eine Farbe zuständigen Schülern blieb selbst es überlassen, wo sie die einzelnen Farbbalken hinsetzten. Die Pinselstriche mussten dabei in eine Richtung gehen und korrigieren war verboten. Selbst »Nasen« durften nicht ausgebessert werden. Sein Mitschüler Simon ergänzt, dass die Farb-Nasen teilweise sogar gewollt waren. Für ihn war es richtig spannend, beim Malen die Farbverläufe immer deutlicher entstehen zu sehen. Madeleine vom Leistungskurs, die den zur Ausführung gekommenen Entwurf mit angefertigt hat, war überrascht, wie schnell das Ausmalen vor sich ging. Und Steffi, ebenfalls aus der K 12., findet es wichtig, dass die Ausmalung nicht mehr so leicht zerstört werden kann, weil neue Graffitis nicht so auffallen. Für die Kunsterzieher Proetel und Weierer waren beim Kunstprojekt der Spaß und das super funktionierende miteinander arbeiten besonders bemerkenswert. Schulleiter Achim Lebert sieht im Projekt sogar ein Spiegelbild des Gymnasiums mit seiner starken Schülerorientierung. Hier zeigen sich, so Lebert, »Lebendigkeit, Kreativität und die Bereitschaft etwas zusammen zu machen und damit nach außen zu gehen.« Dass die Ottobrunner nun täglich ein aufregendes Kunstwerk statt der Tristesse einer vergammelten Unterführung neu erleben können, wurde von Bürgermeister Thomas Loderer, der selbst oft dort durchradelt, und von Bernhard Herz von der Bautechnik der Gemeindeverwaltung initiiert, in dessen Zuständigkeitsbereich die Unterführung liegt. Beide hatten genug vom »verheerenden Anblick«, so Herz, der sich ihnen bot. Eine neue und einheitliche Gestaltung musste her. Deshalb sprach Herz mit Lehrkräften des Ottobrunner Gymnasiums. Und Kunsterzieher Tim Proetel sagte zu. Es kam zu einer beeindruckend guten Zusammenarbeit, bei der die Gemeinde für die Rahmenbedingungen des Projekts und die Finanzierung der Materialien zuständig war. Die Kunst entstand in den Köpfen und mit den Händen der Gymnasiasten.

esm

Artikel vom 12.08.2009
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