Berg am Laim · So geht’s: Spielerisch sozial lernen

Kinder mit und ohne Behinderung turnen bei Sonja Klauber-Zierer (rechts) beim ESV München-Ost. Im Juli hat die Gruppe den »Sportintegrationspreis« der Stadt München gewonnen. Foto: ko

Berg am Laim · »Benno, Benno der Knochen ist weg« singt Sophia (4) gerne auch zu Hause. Gelernt hat sie das Lied in der Turnstunde bei ihrer Sportlehrerin Sonja Klauber-Zierer.

Und ihr ist es auch zu verdanken, dass die kleinen Nachwuchsturner jetzt Preisträger sind. Denn Klauber-Zierer hat sich für ihre Turngruppe mit behinderten und nicht behinderten Kindern für den »Sportintegrationspreis« der Stadt München beworben – und den ersten Preis gewonnen. Vor allem Rücksicht nehmen verankert sich bei den kleinen Turnern ab drei Jahren. Denn neben den Kindern ohne körperliches Handicap betreut Sonja Klauber-Zierer vom »Eisenbahn-Sportverein (ESV) München-Ost« unter anderem Kinder mit Down-Syndrom, Gehörlose und Kinder mit Lernbehinderung. In der Gruppe wird daher nicht geschubst, laut sprechen ist normal und die Kleinen sind auch daran gewöhnt, dass Sonja Klauber-Zierer manches doppelt erklären muss.

Die Turnlehrerin und Sozialpädagogin beobachtet versteckt, wo Defizite bei ihren Schützlingen sind, und gleicht diese dann sensibel aus. Zum Beispiel mit Balanceübungen für alle, die aber besonders für die gehörlosen Nachwuchsturner wichtig sind, um den Gleichgewichtssinn zu schulen. Klauber-Zierer legt beim Sport viel Wert darauf, dass die Kinder Spaß haben. Weil die Kleinen mit Behinderung oft schon von Therapien überfordert seien.

Die Nachwuchsturner finden den gemeinsamen Sport auch »prima«. Genauso wie übrigens die Mütter, die am vergangenen Donnerstagnachmittag im ESV-Vereinsheim an der Baumkirchner Straße gemeinsam auf das Ende der Turnstunde ihres Nachwuchses warten. Sabine Schulz freut sich, dass die Kinder beim gemeinsamen Sport »keine Schwellenangst« haben. Ihr Sohn Severin (5) turnt seit zwei Jahren mit. Er hat Schwierigkeiten mit der Motorik. Um ihn zu motivieren und um sein Selbstbewusstsein zu stärken, lasse sich Sportlehrerin Klauber-Zierer einiges einfallen, sagt Sabine Schulz.

Seit ein paar Wochen turnt auch Severins Kindergartenfreund Frédéric (4) mit. Seine Mutter Helena Sattler findet das Konzept toll, »es tut Frédéric gut«. Neben der körperlichen Ertüchtigung ist für die Mütter das soziale Lernen wichtig. »Spielerisch helfen sich behinderte und nicht behinderte Kinder beim Turnen. Das Bewusstsein für Andersartigkeit muss man somit nicht mehr extra anerziehen«, sagt Sabine Schulz.

Anfang Juli hat der ESV München-Ost für die Übungsstunde »Spiel, Spaß und Bewegung, integratives Turnen für Kinder mit und ohne Behinderung« den »Sportintegrationspreis« der Landeshauptstadt München unter Schirmherrschaft von Zweiter Bürgermeisterin Christine Strobl erhalten. 7.000 Euro haben die kleinen Turner damit gewonnen. Das Geld verwendet Sonja Klauber-Zierer für die Anschaffung neuer Sportgeräte.

Das Projekt startete zunächst im Januar 2008 als zehnstündiges Angebot. Nach einer Idee der Sportlehrerin, die den behinderten und nicht behinderten Kindern »gemeinsamen Sport als normal und jenseits des Therapiecharakters« vermitteln wollte. Die Turnstunde fand bei den Eltern so großen Anklang, dass sie mittlerweile als laufendes Projekt fortgesetzt wird. Bis zu 25 Kinder ab drei Jahren können mitturnen.

Nach der Sommerpause hat Klauber-Zierer ab Mitte September wieder einige Plätze für Nachwuchsturner frei. Weitere Infos gibt es in der Geschäftsstelle des ESV München-Ost unter Tel. 4 31 06 54 und im Internet unter www.esv-muenchen-ost.de. Weitere lokale Informationen gibt es auf www.wochenanzeiger.de. ko

Artikel vom 05.08.2009
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