Film »Sonic Boyhood« neuer Höhepunkt gemeinschaftlichen Wirkens

Neuperlach · 20 Jahre ZAK: Beispielhafte Initiative

Filmteam: 15 Jugendliche aus dem Wohnring haben einen Film über sich und ihr Leben gedreht.  Foto: Angela Boschert

Filmteam: 15 Jugendliche aus dem Wohnring haben einen Film über sich und ihr Leben gedreht. Foto: Angela Boschert

Neuperlach · 1988 wurde im Neuperlacher Wohnring die Garteninitiative »Neuperlach soll blühen« gegründet, um die Lebensbedingungen im Stadtteil zu verbessern. Entstanden ist daraus eine engagierte Initiative für alle Bewohner. Vor zwei Wochen wurde der 20. Geburtstag gebührend gefeiert.

ZAK sei ein »Modellprojekt für den integrierten Ansatz für Gemeinwesenarbeit« lobte Stefan Fischer vom Stadtjugendamt bei der Feierstunde. Schon bald nach der Gründung waren aus den neuen Bewohnergärten Treffpunkte geworden, wo noch heute immer viel los ist sowie viele Aktionen stattfinden. 1989 wurden ein Wasserspielplatz und zwei kleine Holzpavillons eingeweiht, die von den Bewohnern zu einer Art Cafe, Werkstatt und Spielhaus ausgebaut wurden. 1994 nannte sich der Verein um in »ZAK e.V.« (Zusammen Aktiv in Neuperlach), um zu unterstreichen, dass hier Menschen unabhängig von Alter, sozialer, nationaler und ethnischer Herkunft durch gemeinschaftliches Handeln Probleme lösen, Initiativen entwickeln und ihre Wohnumwelt verbessern können.

Jüngstes Projekt ist der Wasserspielplatz im Wohnring (2007), der gemeinsam gestaltet und vom Bürgerverein Neuperlach bezuschusst wurde. »Das Wichtigste ist, dass wir es immer wieder schaffen, alle zu beteiligen. Ob Kinder, Jugendliche oder Erwachsene: Alle, die wollen, machen mit, von der ersten Idee bis zur Fertigstellung«, betont Christl Willmitzer, Projektleiterin bei ZAK. Außerdem bietet der Verein seit Jahren Projekte an für Schulen und Kindertagesstätten im Wohnring. Die beispielhafte Stellung von ZAK als Kontaktbörse und Netzwerk, als Treffpunkt und Projektinitiator für den Wohnring und Neuperlach betonten auch Norbert Gutzeit von Regsam, Stadtrat Yasar Fincan und Kurt Damaschke vom Bezirksausschuss 16.

Außerdem beweisen dies mehrere Diplomarbeiten sowie der Film »Sonic Boyhood«: 15 Kinder aus dem Wohnring Neuperlach haben ihn während der letzten zwei Jahre gedreht. Er hatte beim Fest zu 20 Jahre »ZAK Zusammen Aktiv in Neuperlach e.V.« Premiere. Grundlage für den Film über das Leben im Wohnring sind tatsächliche Ereignisse. Das Drehbuch ist von Kids, mit Kids und für Kids, völlig frei und »jeder der Jugendlichen spielt eine Rolle!«, betont Andreas Zsiros vom Filmworkshop bei ZAK. Er hat mit den 15 Jugendlichen im Alter zwischen zwölf und 15 Jahren jedes Wochenende, außer in den Ferien, das Drehbuch geschrieben, über die Szenen für den sehr authentisch wirkenden Film diskutiert und sie gefilmt.

Enz, wie ihn alle nennen, war Ansprechpartner und Bezugsperson. »Dass die immer wieder gekommen sind, ist ein Erfolg«, sagt Enz und seine Kollegin, die Schauspielerin Esther Urbanski, betont: »Nie waren wir so dicht an den Jugendlichen und ihren Empfindungen dran, wie während der Dreharbeiten«. Etwa 1000 Kinder leben im Wohnring, in acht bis 15 Stockwerke hohen Häusern. Die Aufgabe, einen Film über sich, ihren Wohnring, ihr Lebensumfeld zu machen, hat die Jugendlichen gefordert und gefesselt. »Es war eine tolle und schöne Erfahrung für uns«, sagt Yvonne (15), die gelernt hat, für sich einzustehen – im Leben und im Film: Mit Disziplin, Geduld und Ausdauer, immer wieder, bis die Szene stand.

Die Szenen spielen im »Hof«, wie die Jugendlichen den Wohnring nennen. Hier treffen sie sich, reden über Langeweile, Hausaufgabenstress und ihre Gruppe ebenso wie sie Partys planen. Wie sich Boys und Girls dafür schminken ist ebenso Thema wie Fabio, »der Neue«. Ihm, dem Außenseiter, bleibt in seiner Einsamkeit nur ein brutales Computergame, das im Film zur schrecklichen Wirklichkeit wird: Fabio ist mitten drin, zwischen den Kids, weil er sie jagt. Anschluss findet er erst, als er mit einem der Kids im Fahrstuhl stecken bleibt und ­Verständnis zeigt für dessen Platzangst. Die Botschaft: Nicht Gewalt hilft, sondern Menschlichkeit und Kommunikation.

Ist der Film von 40 Minuten Dauer auf 23 Minuten Gesamtlänge runtergeschnitten, soll er bei Festivals oder beim Bayerischen Rundfunk gezeigt werden. Unterstützt wurde die Produktion vom Kulturreferat der Landeshauptstadt und von ZAK. aha

Artikel vom 05.08.2009
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