Erste Auswertungen der historischen Funde aus Grünwald

Grünwald · Spannende Entdeckungen im Erdreich

Spektakulär war der Fund eines hervorragend erhaltenen Frauenskeletts, in dem auch bronzene Gewandnadeln entdeckt wurden.	Foto: Gemeinde

Spektakulär war der Fund eines hervorragend erhaltenen Frauenskeletts, in dem auch bronzene Gewandnadeln entdeckt wurden. Foto: Gemeinde

Grünwald · »Noch im Herbst planen wir eine Veranstaltung, bei der die Bürger Funde und Ergebnisse der archäologischen Grabungen bei der Baustelle am Hirtenweg sehen können«, berichtete Bürgermeister Jan Neusiedl den interessierten Räten in der letzten Sitzung des Gemeinderates vor der Sommerpause.

Wie Stefan Biermeier, Geschäftsführer und Grabungsleiter bei SingulArch, die für die Grabung in Grünwald zuständig waren, erläuterte, konnten an insgesamt 50 Tagen rund 900 Befunde gemacht werden, über 1000 Fotos dokumentieren die Grabung und zirka 12.000 Einzelkoordinaten benötigte die gründliche Vermessung.

»In den Bereichen entlang der Isar gab es eine intensive Besiedelung, die sich erwartungsgemäß auch am Platz der Grabung zeigte«, erklärte er. Zum Schmunzeln der Räte meinte er, dass gleich in der ersten Humusschicht Funde gemacht wurden, nämlich Golfbälle von der nahe gelegenen Golfranch. Doch gleich darunter fanden sich Zeichen für bronzezeitliche Gehöfte, deutlich erkennbar an dunklen Spuren im Untergrund, wo einstmals Pfähle aus Holz eingegraben waren. Spektakulär war der Skelettfund einer Frau, der sehr gut erhalten ist.

Im Grab wurden Bronzeplättchen gefunden, die vermutlich Gewandbesatz waren ebenso wie eine bronzene Gewandnadel. Auch das nicht mehr gut erhaltene Grab eines Mannes enthielt eine Nadel sowie einen großen Dolch. In einem weiteren Grab trat ein Leichenbrand zu Tage, wobei Humusschichten mit Holzkohle abwechseln.

Man nimmt an, dass dort neben den verbrannten Überresten der Leiche auch Reste des Leichenschmauses oder von Speiseopfern mit bestattet wurden. In einer großen Grube fanden sich außerdem rund 1,5 Zentner Keramikteile, was nach seinen Worten aufgrund der Menge auf eine rituelle Deponierung hinweist.

»Highlight für die Archäologen war aber eine Erosionslinie, die als Senke erhalten ist, und bedeutet, dass an einer Stelle der Grabung ein Weg mit Kieselpflaster verlief, der auf zirka 1000 vor Christus datiert werden kann.

Gerhard Sedlmair regte an, nach Abschluss der Baumaßnahme an der Fundstelle eine Tafel mit entsprechenden Informationen aufzustellen, was einhellig begrüßt wurde. hol

Artikel vom 05.08.2009
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