Regisseur Willy Purucker hat Geburtstag will aber nicht feiern

Grünwald · 84 Jahre »Bayer pur«

Der bekennende Bayer Willy Purucker an seinem Lieblingsplatz in seiner Grünwalder Villa. Auch an seinem 84. Geburtstag will er hier sitzen.  Foto: ks

Der bekennende Bayer Willy Purucker an seinem Lieblingsplatz in seiner Grünwalder Villa. Auch an seinem 84. Geburtstag will er hier sitzen. Foto: ks

Grünwald · Als der »Pu« nach Grünwald kam, »war die Gemeinde wirklich noch ein Wald und von all den Reichen keiner zu sehen«, sagt Regisseur Willy Purucker, von dem die Serie »Die Löwengrube« stammt, über seinen Heimatort.

Ohne Wehmut aber mit einer kräftigen Prise Lokalkolorit blickt der gebürtige Haidhausener anlässlich seines 84. Geburtstags zurück auf sein Leben und seine Karriere. Ende der 50er Jahre zog es den Regisseur und Autor, der eine Vorliebe für das Bergsteigen in den Alpen, raus aus der Stadt nach Grünwald. Nicht nur er selbst sei älter geworden, auch sein kleines Gartenhaus von damals hat sich zu einer stattlichen Villa entwickelt.

Doch Purucker setzt nicht auf Prunk. Schon allein die biedere Erziehung seines Vaters, der Bankangestellter war, habe es ihm Zeit seines Lebens verboten ein Selbstdarsteller zu werden. »Zwar fand ich mich am Anfang meiner Karriere schon bedeutender als ich war«, erklärt er »Heute weiß ich aber, dass schon der Gedanke etwas haben zu können schön ist. Ich muss es nicht wirklich besitzen.« Das sei der wirkliche Reichtum seines Lebens, seine Kindertage seien jedoch eher von bescheidenen Verhältnissen geprägt gewesen.

Die Zeit im Jungvolk sei für Purucker vor allem eine Flucht aus seinem Kleinbürgermilieu gewesen. »Ich hätte nie Ski fahren lernen können und schon gar nicht Bergsteigen. Die Ideologie der Nazis hab ich nicht begriffen, für mich zählte der Sport«, erklärt er. Vor allem eine tiefe Dankbarkeit und Zufriedenheit begleite ihn seit dieser Zeit. »Ich bin immer den geraden Weg der Wahrheit gegangen, das hat mich zum Beispiel mit Jörg Hube verbunden, der kein einfacher Mensch war«, meint Purucker. Sein »Ziehsohn«, wie er Schauspieler Jörg Hube liebevoll nennt, erlag vor wenigen Wochen einem Krebsleiden. »Er ist in der Blüte seiner Jahre heimgeschickt worden, ich hätte mir gewünscht, er hätte meine Buch-Triologie »Die Grandauers und ihre Zeit« noch als Hörbuch vertont«, sagt Purucker.

Hube habe die Kleider eines Schauspielers von innen abgenutzt und so authentisch gespielt wie wenige. Purucker selbst setzte sich für sein Leben keine Ziele mehr, vielmehr habe er der Konkurrenz gegenüber eine gewisse Ignoranz entwickelt. »Ich bin Bayer, hier spricht man meine Sprache. Doch diese wirkt in den neuen Projekten der anderen oft gekünstelt«, sagt er. Da mache er lieber sein eigenes Ding. So wie an seinem Geburtstag, am Montag, 10. August. Er will zu Hause bleiben, vielleicht gehe er auf seine Alm bei Garmisch, auf eine Feier habe er aber keine Lust. »Zu sowas lasse ich mich nicht mehr zwingen«, grinst er. Kathrin Schubert

Artikel vom 05.08.2009
Auf Facebook teilen / empfehlen Whatsapp

Weiterlesen





Wochenanzeiger München
 
Kleinanzeigen München
 
Zeitungen online lesen
z. B. Samstagsblatt, Münchener Nord-Rundschau, Schwabinger-Seiten, Südost-Kurier, Moosacher Anzeiger, TSV 1860, ...