Dank beherztem Einsatz eines Defibrillators Leben gerettet

Unterhaching · So sehen Helden aus

Alle Platzwarte der Gemeinde Unterhaching wurden von Wolfgang Ürmösi (r.) im Umgang mit dem Defibrillator geschult: (v. l.) Susi Oettl, Christina Loeser, Michael Baumann, Sebastian Engelbrecht und Waltraud Jentsch. 	Foto: Woschée

Alle Platzwarte der Gemeinde Unterhaching wurden von Wolfgang Ürmösi (r.) im Umgang mit dem Defibrillator geschult: (v. l.) Susi Oettl, Christina Loeser, Michael Baumann, Sebastian Engelbrecht und Waltraud Jentsch. Foto: Woschée

Unterhaching · Rund 2.000 Euro kostet ein Defibrillator. Unbezahlbar hingegen ist die Tatsache, dass dank eines dieser Geräte, die die Gemeinde Unterhaching in zahlreichen öffentlichen Gebäuden aufgehängt hat, kürzlich einem Mann das Leben gerettet werden konnte.

»Wenn ich daran denke, wie der die Augen wieder aufgeschlagen hat, das war ein Gefühl, das ich nie vergessen werde«, erklärte Michael Baumann, der als Platzwart im Sportpark arbeitet und mit dem Defibrillator einen zusammengebrochenen B-Seniorenspieler der SpVgg wieder ins Leben zurückholte, bei einem Pressegespräch.

Der Mann muss wahrlich einen Schutzengel gehabt haben, denn in seiner Mannschaft kicken auch ein Arzt und ein Sanitäter mit, die gleich zur Stelle waren, als der 45-Jährige kurz vor Spiel­ende zusammenbrach.

»Ich hatte um die Uhrzeit eigentlich gar keinen Dienst mehr, habe aber noch ein bisschen bei dem Spiel zugeschaut«, erinnert sich Baumann. »Die Rettungskette ist wie im Bilderbuch angelaufen«, erklärt der Chef der Freiwilligen Feuerwehr, Josef Gmeinwieser nicht ohne Stolz.

Die FFW ist in der Gemeinde Unterhaching dafür zuständig, das gemeindliche Personal in allen Fragen der Ersten-Hilfe und vor allem im Gebrauch des Defibrillators zu schulen. Erst drei Wochen vor dem Unfall waren auch Michael Baumann und die übrigen Platzwarte von Wolfgang Ürmösi, dem Spezialisten für Erste-Hilfe-Techniken der FFW an dem Gerät intensiv geschult worden. Eigentlich sei das Gerät sehr einfach zu bedienen, da es mittels Sprachcomputer klare Anweisungen gebe und außerdem Schaubilder darin enthalten sind. Etwas theoretisch zu beherrschen und es dann im akuten Notfall auch einsetzen zu können, sind ganz klar zwei Paar verschiedene Schuhe. Der Defibrillator kann durch gezielte Stromstöße Herzrhythmusstörungen wie Kammerflimmern und Kammerflattern oder ventrikuläre Tachykardien, Vorhofflimmern und Vorhofflattern beenden.

Bis der alarmierte Notarzt vor Ort eintraf, war der Mann schon wieder bei Bewusstsein, teilt Baumann mit. Er ist sicher, ohne die Schulung hätte das ganze Prozedere deutlich länger gedauert, so war das Gerät innerhalb von zwei Minuten im Einsatz, während die anderen beiden Ersthelfer eine Herz-Lungen-Massage durchführten und ihn beatmeten. »Notfalls kann man auch alleine den Defibrillator benutzen und Erste-Hilfe-Maßnahmen durchführen, aber zu zweit oder noch besser zu dritt ist einfach eine bessere Versorgung möglich«, erläutert Gmeinwieser.

Aber selbst alten Hasen wie ihm würde es noch einen wahren Adrenalinstoß versetzen, wenn es gilt, Menschenleben zu retten. »Das ist einfach immer eine Ausnahmesituation, da gewöhnt man sich nie ganz dran«, bekennt er. Dennoch gilt die Regel, das einzige was man bei einem Notfall wirklich falsch machen kann, ist einfach gar nichts zu machen, betont Gmeinwieser.

Die Schulung am Defibrillator werde alle halbe Jahre wiederholt, damit das Wissen der zuständigen Mitarbeiter immer wieder aufgefrischt werde, erläutert Ürmösi. Derzeit stünde sein Telefon nicht mehr still, denn alle Mitarbeiter der Gemeinde wollten nun an diesen Schulungen teilnehmen, nachdem sie gesehen haben, wie schnell der Ernstfall eintreten und welche Erfolge man mit dem Defibrillator erzielen kann. Angeregt haben den Kauf der medizinischen Geräte die beiden Mediziner im Gemeinderat, Dr. Hirschmann und Prof. Dr. Hofstetter. Die Mehrheit im Gemeinderat habe sich von dieser Idee schnell überzeugen lassen und der Rest müsse spätestens jetzt einsehen, dass sich die Anschaffung mehr als gelohnt habe, betont Gmeinwieser.

Der so glücklich Gerettete hat sich bei seinem Rettungsteam jedenfalls schon ausgiebig bedankt, berichtet Baumann. Derzeit sei er auf Reha, um sich zu erholen. »Es war schon ein tolles Gefühl mit ihm gemeinsam am Tisch zu sitzen und zu sehen, dass es ihm wieder gut geht«, bekennt Baumann auch im Namen seiner Rettungskollegen.

Lob gab es auch von Bürgermeister Wolfgang Panzer: »Mir ist wichtig, dass sich unsere Bürgerinnen und Bürger in Unterhaching sicher fühlen. Zu diesem Zweck haben wir eine lückenlose Rettungskette mit Defibrillatoren in öffentlichen Einrichtungen, ausreichend geschultem Gemeindepersonal und den First-Resondern unserer Freiwilligen Feuerwehr entwickelt. Es freut mich sehr, dass unser Konzept aufgeht und geholfen hat, ein Menschenleben zu retten. Ein herzliches Dankeschön an alle, die so schnell und umsichtig reagiert haben.« Heike Woschée

Artikel vom 05.08.2009
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