Schüler des Anna-Gymnasiums testen den Stadtteil auf seine Barrierefreiheit

Stille Ampeln im Lehel

Gar nicht so einfach sich mit Handicaps durch das Lehel zu bewegen: die Schüler beim Stadtteilcheck »Auf Herz und Rampen prüfen«.	Foto: VA

Gar nicht so einfach sich mit Handicaps durch das Lehel zu bewegen: die Schüler beim Stadtteilcheck »Auf Herz und Rampen prüfen«. Foto: VA

Lehel · Auf Herz und Rampen wurde das Lehel geprüft: 13 Kinder des St.-Anna-Gymnasiums hatten sich am Donnerstag, 23. Juli, im Rahmen eines Projekttags mit Rollstühlen, Augenbinden und Blindenlangstöcken auf den Weg gemacht, um ihren Stadtteil auf Barrierefreiheit zu testen: Etwa welche baulichen Gegebenheiten förderlich sind wie Rampen oder taktile Signale, und welche hinderlich wie Stufen und großes Kopfsteinpflaster.

Bei den Stadtteilchecks in Münchner Stadtvierteln erfahren Kinder von sechs bis 13 Jahren ihre gewohnte Umgebung aus einer ganz anderen Perspektive. Seit Februar dieses Jahres läuft das Projekt, das der Kreisjugendring München-Stadt organisiert und von der Stadt München gefördert wird. Im Lehel stießen die Schüler gleich zu Beginn auf die ersten Hindernisse, als sie versuchten, über das Kopfsteinpflaster auf den St.-Anna-Platz zu kommen. So manch einer blieb mit dem Rollstuhl oder dem Blindenlangstock in den breiten Fugen hängen.

Besonders schwierig und oftmals ohne Hilfe unüberwindbar sind die vielen Stufen im Lehel an Gebäuden, etwa bei der Sparkasse in der Wagmüllerstraße oder beim Zugang zum Briefmarkenautomaten in der Unsöldstraße, aber auch die nicht abgesenkten Bordsteine, etwa in der Widenmayerstraße Ecke Maximilianstraße. »Solche Stufen sind sehr schwer zu überwinden, und das Kippen kann ziemlich ins Auge gehen«, stellte ein Junge fest, der sich für den Check in den Rollstuhl gesetzt hatte. Besonders schwierig war es auch für die Kinder mit Augenbinde oder Simulationsbrille, die nichts oder kaum etwas sehen konnten, denn keine der getesteten Ampeln im Lehel ist mit einem taktilen Signal ausgestattet.

Vor allem an großen Kreuzungen und stark befahrenen Straßen sind diese jedoch dringend nötig, z.B. an der Ampel Maximilianstraße Ecke Widenmayerstraße. Beim Einkaufen im Supermarkt trafen die Kinder auf sehr freundliche Mitarbeiter, die ihre Hilfe anboten und Auskunft gaben. Anders war es jedoch in einem Schreibwarengeschäft im Stadtteil, wo die Kinder gleich mit der Aussage »Da passt ihr sowieso nicht rein« empfangen wurden. »Ziel von ›Auf Herz und Rampen prüfen‹ ist es, die Teilnehmer des Stadtteilchecks für die Bedürfnisse von Menschen mit Behinderung(en) nachhaltig zu sensibilisieren«, sagt Projektleiterin Marie-Luise Hess. »Wie wichtig dies ist, erleben wir bei jedem Stadtteilcheck.«

Die nächsten Touren finden in Pasing, im Hasenbergl und in Bogenhausen statt. Und im Oktober erkunden Schüler der Dachauer Straße die Maxvorstadt.

Für dieses Jahr ist das Projekt schon ausgebucht. Wer für 2010 Klassen anmelden möchte, der kann sich an Marie-Luise Hess, Tel. 5 52 73 18 30 oder 01 75/ 5 82 73 52 wenden. Weitere Infos gibt es unter www.herzund­rampen.de.

Artikel vom 04.08.2009
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