Anwohner ruft Polizei: Schranke am Bahnübergang Thomas-Hauser-Straße defekt

Trudering/Riem · Roulette am Bahnübergang

Schranke hoch, freie Fahrt – von wegen! Zwei Tage war die Schranke am Bahnübergang Thomas-Hauser-Straße defekt.	Foto: Privat

Schranke hoch, freie Fahrt – von wegen! Zwei Tage war die Schranke am Bahnübergang Thomas-Hauser-Straße defekt. Foto: Privat

Trudering/Riem · »Das kann ja wohl nicht wahr sein«, dachte Michaela Hornung und traute ihren eigenen Augen nicht. Vom Balkon aus sah die 35-Jährige, wie am Abend des 18. Juni ein Güterzug mit hoher Geschwindigkeit über den Bahnübergang an der Thomas-Hauser-Straße raste – bei geöffneter Schranke. »Es war eigentlich ein Wunder, dass da nichts passiert ist«, sagt die Bürokauffrau entsetzt. Sie informierte die Polizei, die nur kurze Zeit später mit einer Doppelstreife eintraf und den Übergang sicherte.

Doch schon wenige Tage später wiederholte sich der Vorfall. Bislang wurde niemand verletzt. Dem Thema nahm sich jetzt der Bezirksausschuss Trudering-Riem (BA 15) auf seiner jüngsten Sitzung an. »Wir werden die Bahn auffordern, diese Situation endlich zu beenden«, betonte BA 15-Vorsitzende, Dr. Stephanie Hentschel.

Michaela Hornung berichtet weiter: »Seitdem haben wir das Ganze immer wieder beobachtet. Die Lokführer haben dann auf einmal angefangen zu hupen, wenn sie sich dem Bahnübergang näherten.« Durch dieses Signal jeweils alarmiert, gelang es ihr gemeinsam mit Ehemann Karl, am 24. Juni sowie am 11. Juli diese unglaublichen Situationen zu fotografieren. »Wir haben es sogar mit dem Handy gefilmt«, erzählt die Augenzeugin. Man könne von Glück reden, dass die Autofahrer bislang so geistesgegenwärtig gehandelt hätten. Die zuständige Bundespolizei bestätigt den Einsatz am 18. Juni: »Gegen 20.50 Uhr war tatsächlich eine Doppelstreife zum besagten Bahnübergang unterwegs«, erläutert dazu Berti Habelt, Pressesprecher der Bundespolizeiinspektion München.

Die Beamten hätten darüber hinaus die Deutsche Bahn AG verständigt, die umgehend einen Techniker geschickt hätte. Dieser habe denn auch eine ganze Weile versucht, den Defekt zu beheben – was ihm schließlich auch gelungen sei, so Habelt. Damit sei die Sache geregelt gewesen. Über weitere Vorfälle dieser Art sei nichts im Einsatzprotokoll zu finden. Ein Sprecher der Bahn zu den dokumentierten Vorfällen: Ja, an beiden Tagen sei eine Störung an besagtem Bahnübergang aufgetreten.

Darauf sei eine Regelung eingesetzt, die seit vielen Jahren in allen vergleichbaren Fällen praktiziert werde: »Die Züge erhielten die Anweisung, sich dem Bahnübergang langsam zu nähern, sich zu vergewissern, dass keine Gefahr besteht, ein Warnsignal abzugeben (Pfeifen) und erst dann über den Bahnübergang zu fahren«, so der Bahnsprecher. Dabei beschleunige der Zug, damit er den Übergang wieder schnell verlassen kann. Auf diese Weise lasse sich erklären, dass ein schnell fahrender Zug bei offener Schranke beobachtet wurde. »Diese Beobachtung bedeutet jedoch keine Gefahr, denn die Straßenverkehrsteilnehmer können den Zug auf dem Bahnübergang erkennen und können sich genauso verhalten, wie bei einer geschlossenen Schranke«, meint der Bahnsprecher. Gefahr entstünde nur, wenn ein Zug für einen Straßenverkehrsteilnehmer überraschend auftauchen würde.

Grünes Licht gibt jedenfalls der Bahnsprecher den Güterzügen am Bahnübergang Thomas-Hauser-Straße: »Die DB hat in beiden Fällen die Störung vor Ort behoben. Vorsorglich, und um etwaigen Sorgen der Anwohner entgegen zu kommen, hat die DB am Freitag (24. Juli) erneut eine außerordentliche Prüfung der Anlage veranlasst: Ergebnis ohne Befund.« Deswegen seien weitere Kontrollen im Rahmen der üblichen Wartungszyklen vorgesehen.

Der BA 15 drängt jedoch auf eine hinreichende Klärung der Vorfälle. Auf seiner letzten Sitzung wurde deshalb ein Fragenkatalog erarbeitet, der unter anderem an die Stadt und an die DB adressiert ist. »Geklärt werden soll unter anderem, welche Geschwindigkeit der Zug am Signal für die Schranke hat, wie lang der Bremsweg bei der Sollgeschwindigkeit ist und auch, wie die Fälle defekter Schranken dokumentiert wurden«, erläutert Stadtrat Dr. Georg Kronawitter, Mitglied des BA 15.

Weiterhin müsse ermittelt werden, ob das Eisenbahnbundesamt (EBA) überhaupt Kenntnis von den Vorfällen habe und wie häufig es bereits zu offenen Schranken gekommen sei – und dies seit Januar 2008. Schließlich, so Kronawitter, ist grundlegend von Interesse, welche Maßnahmen ergriffen wurden, um die Defekte nachhaltig zu beseitigen. »Die Stadt wird außerdem aufgefordert, den Fragenkatalog auch an das EBA weiterzuleiten«, betont Kronawitter. Man erwarte, dass das Problem dann dauerhaft gelöst werde. »Es kann doch nicht sein, dass man hier eine offene Schranke hat«, ist der Stadtrat verärgert.

Kathrin Kohnke

Artikel vom 04.08.2009
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