Geothermieprojekt nimmt seine Arbeit auf

Oberhaching/Grünwald · 3.500 Meter tief

Bürgermeister Stefan Schelle (r.) freute sich über den Start des Geothermieprojekts, das (v. l.) von Jochen Bernhardt, Christian Stalter, Rüdiger Karmann und Josef Schranner gesegnet wurde. Mit dabei (l.) Grünwalds Bürgermeister Jan Neusiedl und Stefan Ro

Bürgermeister Stefan Schelle (r.) freute sich über den Start des Geothermieprojekts, das (v. l.) von Jochen Bernhardt, Christian Stalter, Rüdiger Karmann und Josef Schranner gesegnet wurde. Mit dabei (l.) Grünwalds Bürgermeister Jan Neusiedl und Stefan Ro

Oberhaching/Grün-wald · In wenigen Tagen wird sich der Bohrmeißel bei Laufzorn erstmals in Bewegung setzen und in die Tiefe bohren, um schließlich auf rund 3.500 Metern unter der Erdoberfläche in wasserführende Gesteinsschichten vorzudringen.

Der Bohrturm und alle nötigen Nebenanlagen sind hergerichtet. Nach der offiziellen Abnahme des Bergamtes Südbayern, die jetzt erfolgen soll, steht der Bohrung nichts mehr im Weg. »Nachhaltig wirkende Energiekonzepte sind rund um die Erde ­dringend erforderlich«, betonte Grünwalds Bürgermeister Jan Neusiedl am Wochenende auf der Bohrstelle am Waldrand von Laufzorn. Zusammen mit dem Nachbarn Oberhaching, auf dessen Gebiet der Grünwalder Claim liegt, wurde die Bohrstelle gleich von vier Pfarrern aus beiden Gemeinden gesegnet. »Sorgsamer Umgang mit unseren Ressourcen, damit diese dauerhaft zur Verfügung stehen, ist unser Ziel«, legte er weiter in seiner Ansprache an die Gemeinderäte der beiden Gemeinden Grünwald und Oberhaching sowie geladene Gäste dar.

Nach seinen Worten steht für die Erdwärme Grünwald GmbH die Versorgungssicherheit der Bürger an erster Stelle, da diese durch Geothermie unabhängig von fossilen Energieträgern wie Öl oder Gas leben können. Der rund 800 Tonnen schwere Turm samt Zubehör soll dazu dienen rund 120 Grad heißes Wasser auf 3.500 Metern Tiefe zu erreichen, damit dieses zur Wärmegewinnung genutzt werden kann. »Wir freuen uns auf eine gute Zusammenarbeit mit Oberhaching, die der erste Großkunde der EWG sein werden«, meinte Neusiedl. Dem schloss sich auch Oberhachings Bürgermeister Stefan Schelle an, der dem Unternehmen ein herzliches »Glück auf!« wünschte. Nach seinen Worten ist es ein Glücksfall, dass die geothermische Bohrung vollständig in kommunaler Hand liegt.

Oberhaching beschäftigt sich bereits seit einigen Jahren mit der Planung eines Netzes für die Wärmeversorgung mit dem heißen Wasser aus dem Erdinneren, da das Unternehmen Astherm, die letztes Jahr Claim samt Bohrungsrechten an Grünwald verkauft haben, in Oberhaching ansässig ist. Für die Gemeinde, die sich von Beginn des Projekts an um den Ausbau der Nahwärmeleitungen kümmern wollte, bedeutet der Übergang in kommunale Hand eine zusätzliche Sicherheit. In einer offiziellen Absichtserklärung wurde zwischen beiden Gemeinden bereits im Frühling geklärt, dass Oberhaching Großkunde wird, wenn die Bohrung die entsprechenden Ergebnisse erzielt.

Bei der anschließenden Segnung erinnerte Pfarrer Christian Stalter von der evangelischen Thomaskirche in Grünwald an Jules Vernes Roman »Die Reise zum Mittelpunkt der Erde«, wo den Reisenden das Wasser den Weg weist in eine phantastische Welt. »Dieser Weg hilft uns, verantwortungsvoll mit der Schöpfung Gottes umzugehen. Die Geothermie ist eine verheißungsvolle Energie«, betonte er. Gemeinsam segneten er und Pfarrer Josef Schranner von St. Peter und Paul sowie ihre Oberhachinger Kollegen Pfarrer Rüdiger Karmann vom Katholischen Pfarrverband Oberhaching und Pfarrer Jochen Bernhardt von der evangelischen Gemeinde »Zum guten Hirten« das Unternehmen. Als danach nach guter bayerischer Tradition gefeiert wurde, freute sich Josef Daldrup, Geschäftsführer des Bohrunternehmens Daldrup & Söhne, die mit dem Projekt betraut sind, das erste Bierfass seines Lebens anzuzapfen, was ihm auch mit wenigen kräftigen Schlägen gelang.

Auf reichlich Erfahrung aus 60 Jahren kann das Unternehmen bezüglich der Bohrung bauen. Ähnliche Projekte wurden jüngst bereits in Garching oder Aschheim durchgeführt. »Erstmals gehen wir aber jetzt bis auf eine Tiefe von 3.500 Metern«, erklärte Daldrup und betonte, dass »es nach einem alten Bergmannsspruch vor der Hacke duster ist«. hol

Artikel vom 29.07.2009
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