»D’Ammertaler Ottendichl« auch nach 90 Jahren noch angesagt

Haar · Plattler ersten Ranges

D’Ammertaler Ottendichl haben stolze 200 Mitglieder. Der Verein sorgt seit 90 Jahren dafür, dass bayerisches Brauchtum erhalten wird.  Foto: Privat

D’Ammertaler Ottendichl haben stolze 200 Mitglieder. Der Verein sorgt seit 90 Jahren dafür, dass bayerisches Brauchtum erhalten wird. Foto: Privat

Haar · Mit einem Gauheimatabend feierte am vergangenen Wochenende der Trachtenverein D’Ammertaler Ottendichl sein 90- jähriges Gründungsfest, verbunden mit dem Gaufest des Trachtengau München und Umgebung.

Wie es Brauch ist standen die Mitglieder Spalier für die befreundeten Vereine, die Böllerschützen schossen ihr Salut und auch der Fahnengruß durfte nicht fehlen. Der Verein wurde am 10. Juli 1919 im Fottnerschen Gasthaus zu Ottendichl mit zwölf Mitgliedern gegründet. Er erhielt den Namen Gebirgstrachten- & Erhaltungsverein »D’Ammertaler Ottendichl und Umgebung«.

In der ersten Satzung, die im März 1920 erstellt wurde, steht unter Zweck des Vereines: »Unsere oberbayerische Gebirgstracht, sowie die guten alten Sitten und Gebräuche zu erhalten. Die Landflucht zu bekämpfen durch gesellige Unterhaltung, Förderung der Kameradschaft, Pflege der Liebe zur Heimat, Pflege der Musik und des Naturgesanges.

Bekämpfung der modernen unsittlichen Tänze, Erlernen von alten National- und Schuhplattlertänzen. »Das hat sich natürlich ein wenig geändert«, sagt schmunzelnd Peter Betz, 2. Vorstand. In erster Linie wolle der Verein heute die traditionellen bayerischen Tänze und die Musik erhalten. Wer möchte, kann im Verein sogar das Spielen der Bayerischen Quetschn (Akkordeon) erlernen. Rund 200 Mitglieder zählt der Verein, davon etwa 70 Aktive, die auch eine Tracht besitzen. Es ist die Miesbacher Tracht, die man bereits bei der Gründung wählte.

Der Verein entwickelte sich gut, 1922 hatte er bereits zwölf männliche und sieben weibliche Aktive, sowie acht Passive und drei Ehrenmitglieder, und am 16. Juli 1922 konnte die Fahnenweihe abgehalten werden. Neben Schuhplattlern und Trachtentänzen wurden auch Theaterstücke mit Titeln wie »Kraxenbach«, »Rehbock« oder »Herrgottschnitzer von Oberammergau« aufgeführt. Theaterleiter war der Vorplattler des Vereins, Georg Attenberger. Er gehörte dem Tegernseer Bauerntheater an. Zur Faschingszeit veranstaltete man Hunde- und Ochsenrennen zur Belustigung der Bevölkerung. Heute gibt es keinen Theaterverein mehr. »Er ist irgendwann eingeschlafen, aber was nicht ist, kann ja noch werden«, sagt Betz.

Am 8. Juli 1939 konnte der Verein das 20-jährige Stiftungsfest feiern, das letzte Fest vor dem Zweiten Weltkrieg. Von 1939 bis 1950 ruhten dann die Vereinsgeschäfte. Erst am 21. Oktober 1950 rief Kamerad Franz ­Poschner alle Altmitglieder des Trachtenvereins »D’Ammertaler« zu einer Versammlung ins Gasthaus Fottner, neun alte Mitglieder sowie zwölf Interessenten kamen. Am 17. August 1951 wurde der Verein in den damaligen »Gau Oberbayern«, dessen heutiger Name »Trachtengau München und Umgebung« ist, aufgenommen. In dem Jahr nahm der Verein erstmals am Oktoberfest Trachten- und Schützenzug teil.

Im Dezember 1962 wurde das Vereinslokal von Ottendichl zu Jahn Herber nach Haar verlegt. Dort war auch im Juni die erste Sonnwendfeier. Im Januar 1972 musste sich der Verein ein neues Vereinslokal suchen. Da es in Haar nichts geeignetes gab, ging man in die Bahnhofsgaststätte nach Vaterstetten. Im Mai 1977 übernahm der Verein die Patenschaft der »Alt Münchener Trachtengruppe«.

Ottendichl, der Gründungsort des Vereins, war stolz, am 18. und 19. Juli 1981 die 1000-Jahrfeier zu begehen. Am 4. Juli 1982 wurde eine neue Fahne geweiht, im Januar 1990 wurde das neue Vereinslokal im Bürgerhaus Haar bezogen. Seit Februar 1992 ist der Verein mit seinem Vereinslokal wieder da, wo alles einmal angefangen hat, in Ottendichl. Zu verdanken hat man das dem Bürgerverein und seinen Mitgliedern, die durch den Ausbau der Räume in der alten Schule ermöglicht haben, dass wieder regelmäßig Vereinsabende in Ottendichl abgehalten werden können. Auch für das Inventar und die Fahnen wurde ein geeigneter Raum eingerichtet.

Im Jahr 1994 beging der Verein sein 75-jähriges Jubiläum unter der Leitung des heutigen 1. Vorstandes Arnold Lainer, der dieses Amt 1993 übernahm. Der Verein zählte damals 110 Mitglieder. Seither ist die Mitgliederzahl auf über 200 angestiegen. Offen ist der Verein für alle. »Wir haben sogar einen Holländer unter uns und der Fähnrich ist Schotte«, erzählt Betz.

Immerhin kann der Verein sich über stattliche Erfolge freuen, z. B. die hervorragenden Platzierungen von Mitgliedern beim Gaupreisplatteln und vor allen Dingen beim Bayerischen Löwen, dem internationalen Wettbewerb der besten Schuhplattler und Dreherinnen aus den einzelnen Trachtengauen, der seit 2002 jährlich ausgetragen wird. Veronika Baylacher von den »D’Ammertalern Ottendichl« konnte in diesem Jahr in ihrer Altersgruppe sogar den 1. Platz erringen.

Laptop und Lederhose

Dass auch in Ottendichl »Laptop und Lederhosen« zu Hause sind beweist der Internetauftritt des Vereins: Unter www.huad.de kann das ganze Vereinsleben nachvollzogen werden. sf

Artikel vom 29.07.2009
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