Schwabinger Kult-Theaterkneipe »Heppel & Ettlich« schließt nach 33 Jahren

Schwabing · Abschied mit Wehmut

Nach 33 Jahren an der Kaiserstraße schließen am Wochenende Wolfgang Ettlich und Henny Heppel (r.) ihre Theaterkneipe mit Berliner Charme.	Foto: ko

Nach 33 Jahren an der Kaiserstraße schließen am Wochenende Wolfgang Ettlich und Henny Heppel (r.) ihre Theaterkneipe mit Berliner Charme. Foto: ko

Schwabing · Ein wenig Wehmut, aber auch Aufbruchstimmung fühlen Henny Heppel und Wolfgang »Wolle« Ettlich, wenn am Freitag, 31. Juli, ihre Theaterbühne »Heppel & Ettlich« an der Kaiserstraße ihre Pforten für immer schließt. 33 Jahre lang haben sich die beiden Besitzer mit Berliner Schnauze in Schwabings bayerischer Wirtshauskultur erfolgreich behauptet, jetzt ist Schluss: »Wir sind ein bisschen müde«, sagt Wolfgang Ettlich.

Henny Heppel nimmt schon seit einem Jahr Abschied von seiner Theke. Er war für die Gastronomie zuständig, Ettlich fürs Kulturelle. »Vielleicht kommt die Depression ja noch«, sagt Heppel. Im Moment wirkt er eher erleichtert, die Verantwortung für die Kneipe nicht mehr tragen zu müssen. Die Finanzen, das sich über Wasser halten in wirtschaftlich schlechten Zeiten, scheint ihm schwer im Magen zu liegen. Außerdem kämen »die Einschläge immer näher«, erst kürzlich sei ein guter Stammgast gestorben. Das gibt dem 63 Jahre alten Henny Heppel bezüglich der eigenen Gesundheit zu denken.

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Der Gastronomie bleibt Heppel aber treu. Einmal in der Woche will er in »Amandas Bar« hinter der Theke stehen, die Amanda Prehn, Mitarbeiterin im Heppel & Ettlich, an der Herzogstraße 29 am 15. August eröffnet. Wolfgang Ettlich ist Dokumentarfilmer und wird auch weiter drehen. Und ganz können die beiden die Finger von Gastronomie und Kultur auch nicht lassen: »Vielleicht wird es ein neues Theater geben oder doch eine Currywurst-Bude«, sagt Henny Heppel.

1968 zogen die beiden Berliner Studenten nach München. Erst übernahmen sie die Kneipe »Jennerwein«, 1976 entstand das »Heppel & Ettlich«. Noch heute schüttelt Wolfgang Ettlich den Kopf, wenn er an die ursprüngliche Einrichtung im »Jennerwein« denkt: »Kuhwagenräder als Lampen«. Die Leute seien damals »happy« gewesen, dass zwei Berliner den »linken Habitus« der 68er-Generation in die Münchner Wirtshauslandschaft gebracht hätten. Und so brummte zunächst der »Jennerwein«, später dann das »Heppel & Ettlich«. Für viele Stammgäste wurde die Theaterkneipe zum Wohnzimmer, sie ist zum Treffpunkt für Film- und Medienleute avanciert.

Das schwere Erbe der beiden Berliner Kneipiers werden ab Oktober Susanne Rohrer, BR-Moderatorin und Kabarettistin, und Schauspielerin Christiane Brammer antreten und die »Heppel & Ettlich«-Räume übernehmen. Eine »Theaterbar« könnte laut Ettlich aus dem bisherigen Berliner Etablissement dann werden. Von der Einrichtung wird auf jeden Fall nichts mehr an die jetzige Kneipe erinnern. Noch bis Donnerstag, 30. Juli, werden jeweils ab 19 Uhr »Heppel & Ettlich«-Objekte »happeningmäßig« versteigert. Anschließend findet jeden Abend ab 20.30 Uhr ein buntes Programm bei freiem Eintritt statt.

Am heutigen Mittwoch, 29. Juli, steht die Gruppe »Kabarest« auf der Bühne und es wird der Film »Fredl Fesl trifft Udo Lindenberg im Heppel & Ettlich« gezeigt. Ein weiteres Highlight folgt am Donnerstag, 30. Juli, ab 20.30 Uhr: Henny Heppel gibt sein erstes und letztes Rockkonzert mit der Gruppe »Turn To Ten«. Am Freitag wird bei »The Last Dance« getanzt, gegessen und getrunken (Karten unter www.heppel-ettlich.de oder an der Theke). Dort kann auch die Geschichte des »Heppel & Ettlich« als Buch oder DVD kaufen, wer ein Andenken an die Jahre an der Kaiserstraße mitnehmen möchte.

K. Ossoinig

Artikel vom 28.07.2009
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