Die Lauinger Gang ­– zwischen Kindheit, »Arche« und Kriminalität

Moosach · »Kinder brauchen Halt«

Freuen sich über die noch im Bau befindlichen neuen Räume: (hinten) Tim Rauchhaus, Pressesprecher Wolfgang Büscher und Bernd Siggelkow (v.l.) sowie Robby und Milano, zwei der 60 Kinder der »Arche«.	Foto: bm

Freuen sich über die noch im Bau befindlichen neuen Räume: (hinten) Tim Rauchhaus, Pressesprecher Wolfgang Büscher und Bernd Siggelkow (v.l.) sowie Robby und Milano, zwei der 60 Kinder der »Arche«. Foto: bm

Moosach · Seit 15 Jahren ist die »Lauinger Gang« aktiv. Die rund 80 Jugendlichen zwischen zwölf und 21 Jahren »hängen« nicht nur miteinander ab und sprayen stolz die symbolischen Buchstaben »LG« auf Wände, Mülleimer oder Parkbänke. Einige Mitglieder randalieren auch, prügeln sich oder stehlen. Neue werden nicht rekrutiert. Denn die Gegend um die Lauinger Straße ist gerade so groß, dass man sich untereinander kennt.

Die Kinder wachsen schlichtweg in die geordnete Hierarchie hinein und später auch wieder hinaus. Aber wie kommt es, dass Kinder bereits mit zwölf Jahren Mitglied dieser Gang sind? Die Gründe sind so simpel wie tückisch. Die scheinbar ungefährliche Langeweile ist ein Grund. Hinzu kommen fehlende Rückzugsräume, wenig Anerkennung oder Perspektivlosigkeit.

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»Das lässt Kinder mal Blödsinn machen oder sie gar kriminell werden. Und nicht, weil sie von Beginn an schlechte Menschen sind«, erklärt Pastor Bernd Siggelkow, Gründer des Jugendtreffs »Die Arche« an der Brieger Straße. »Oft braucht es nur einen geregelten Alltag mit Beschäftigung, warmem Essen und Zuwendung.« Das glaubt man ihm sofort, wenn der kleine Robby, mit Zahnlücke und Stecker im Ohr, ihm freudestrahlend in die Arme hüpft.

Um diesen Kindern eine Perspektive zu bieten, wurde vor drei Jahren die Arche in Moosach eröffnet. Etwa 60 Kinder und Jugendliche nutzen derzeit das Angebot. Um den engen Raum nicht zu sprengen, muss die Arche das Alter der Besucher auf 15 Jahre beschränken. »Und genau das ist das Problem. Denn je älter die Jugendlichen werden, desto eher fühlen sie sich verloren. Die erreichen wir nicht mehr«, erklärt Leiter Tim Rauchhaus.

Deshalb wird ausgebaut. Dank der Spende in Höhe von 100.000 Euro der Wacker Chemie AG und der Unterstützung durch die Stadt München entstehen neue Räume, um noch mehr Kinder und Jugendliche aufzufangen. »Das bewahrt sie davor, in ihrer Freizeit sinnlos abzuhängen oder gar gewalttätig zu werden«, erklärt Dr. Peter-Alexander Wacker, Aufsichtsratsvorsitzender der Wacker Chemie.

»Aber das hilft nicht bei jedem. Manche sind unbelehrbar«, weiß Alexandra Denk, Jugendbeamtin der Moosacher Polizei zu berichten. »Und dennoch: Ein Großteil der Kids in der Gang sind nicht kriminell. Die meisten suchen einfach nur Halt in der Gruppe.«

Bente Matthes

Artikel vom 28.07.2009
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