Radldemo gegen den Autobahn-Südring am Samstag

Hachinger Tal · »Da muss man mit«

Bürgermeister Wolfgang Panzer ruft zur Teilnahme an der Radldemo am Samstag auf. Foto: hw

Bürgermeister Wolfgang Panzer ruft zur Teilnahme an der Radldemo am Samstag auf. Foto: hw

Hachinger Tal · Selten findet sich im Landkreis zu einem Thema eine derartige Übereinstimmung über alle Parteigrenzen hinweg wie bei der Gegnerschaft gegen den geplanten Autobahn-Südring. Egal ob Vertreter von CSU, SPD, Freie Wähler oder Grüne, die ­Politiker aus dem südlichen Landkreis und den Isartal­gemeinden sind sich einig: Einen Autobahn-Südring wollen sie nicht.

Um ihr Anliegen zu unterstreichen hat das Bündnis »Kein Südring« nun am kommenden Samstag, 25. Juli, zu einer großen Sternradldemo aufgerufen. Federführend wird diese Radldemo organisiert von MdL Susanna Tausendfreund (Grüne). Haltepunkte sind um 10.00 Uhr in Neubiberg am Fun-Park, um 10.30 Uhr am Rathausplatz in Unterhaching, um 11.15 Uhr am Parkplatz an der Autobahn-Anschlussstelle Taufkirchen, um 11.30 Uhr an der S-Bahnhaltestelle Furth (Kugler-Alm) und um 12.15 Uhr am Wandererparkplatz in Wörnbrunn. Alle Gruppen treffen sich schließlich um 13.00 Uhr zur Abschluss-Kundgebung auf der Grünwalder Brücke. Dort werden Bürgermeister Jan Neusiedl (CSU/Grünwald), MdB Toni Hofreiter und MdL Susanna Tausendfreund (beide Grüne) so wie MdL Natascha Kohnen (SPD) sprechen. Auch Unterhachings Bürgermeister Wolfgang Panzer (SPD) wird sich am nächsten Samstag auf sein Radl schwingen, denn die Position, die der Unterhachinger Gemeinderat gegenüber den Plänen der Autobahndirektion bezieht, ist eindeutig. In Zusammenschluss mit den Gemeinden Taufkirchen, Oberhaching, Neubiberg und Ottobrunn engagiert man sich allerdings nicht nur gegen den Bau eines Autobahn-Südrings sondern auch gleichzeitig für einen verbesserten Lärmschutz an der A995. »Der Autobahnsüdring würde die Natur massiv zerstören. Außerdem würde das Verkehrsaufkommen dadurch enorm steigen und der Lärm ist schon jetzt für die Anwohner nicht mehr zumutbar«, betont der Rathauschef. »Es ist wichtig, jetzt Flagge zu zeigen«, erklärt er und hofft, dass möglichst viele Unterhachinger Bürger sich ebenfalls an der Radldemo beteiligen werden.

Ins gleiche Horn bläst auch Taufkirchens Bürgermeister, Jörg Pötke: »Alle Taufkirchner sind aufgerufen, mitzufahren.« Schon jetzt belaste der viele Verkehr Taufkirchen, eine Entlastung für die Bewohner seiner Gemeinde würde der Südring auf keinen Fall bringen, ganz im Gegenteil, der Lärm würde durch die geplanten Autobahnkreuze um ein Vielfaches steigen. Deshalb plädiert Bürgermeister Pötke dafür, die bestehende A995 tiefer zu legen und zu überdeckeln statt für teures Geld neue Autobahnen zu bauen. Viel Geld würde diese Maßnahme zwar kosten, doch angesichts der vielen Millionen, die der Bau des Südrings kosten würde, wäre diese Maßnahme im Verhältnis ein Schnäppchen, meint Pötke. »Wir sind gegen jede Trasse, die durch die schützenswerte Natur geschlagen wird«, betont das Taufkirchner Gemeindeoberhaupt. »Da muss man mitfahren, damit der Widerstand auch ein Ge- sicht bekommt«, betont auch Oberhachings Rathauschef Stefan Schelle (CSU). »Die Zeit, die wir jetzt in den Widerstand investieren, ist gut angelegt, wenn wir damit den Südring verhindern können«, so Schelle überzeugt. »Der Nutzen, den ein möglicher Südring bringen würde, steht in keinem Verhältnis zu dem Schaden, den die Straßen in der Natur anrichten würden«, ist sich Grünwald Gemeindeoberhaupt Jan Neusiedl (CSU) sicher. »Den Autobahnlärm hört man kilometerweit, der Lärmpegel würde auch in Grünwald deutlich steigen«, erklärt Neusiedl. »Es ist wichtig, dass möglichst viele Bürger ihren Protest gegen dieses Projekt zeigen«, betont Susanna Tausendfreund. »Die Zerstörung des einzigartigen und bisher unzerschnittenen Landschaftsraumes und Lebensraums für die viele bedrohte Arten wäre fatal und die Folgen nicht wieder rückgängig zu machen. In der Diskussion um den Südring wird immer wieder vernachlässigt, dass es sich um ein äußerst wertvolles Naherholungsgebiet handelt, auch der von Lärm und Verkehr geplagten Münchner. Diese ›grüne Lunge‹ ist enorm wichtig für den Ballungsraum München und für den Frischluftaustausch der Stadt.«

In Neubiberg sieht man die Dinge ähnlich, auch Bürgermeister Günter Heyland wird deshalb am Samstag auf sein Fahrrad steigen. »Wir wollen die Natur erhalten und für die Bürger einen verbesserten Lärmschutz statt neuer Autobahnen«, erklärt er. Er hofft deshalb, das viele Bürger sich an der Radldemo beteiligen um so auf ihr Anliegen aufmerksam zu machen. Aber nicht nur die Politiker rühren die Werbetrommel für die Radldemo, sondern auch der Verein zur Erhaltung und Pflege des Perlacher-/Grünwalder Forstes. Schatzmeister Dieter Hügenell betont den Wert, den der Forst für die Bewohner von Giesing und Harlaching hat, denn wer am Wochenende durch den Wald läuft, radelt oder skatet, sieht, wie viele Leute dort unterwegs sind. »Der Siedlungsdruck auf München wächst, ebenso der Verkehr und die Belastungen der Menschen. Ein Erholungsgebiet vor der Haustür, in der man die Natur noch erleben und ein Kind sich austoben kann, ist unverzichtbar«, weiß Hügenell. Er lädt alle Teilnehmer und Freunde des Forstes zum großen Waldfest ein, das der Verein heuer bereits zum 20. Mal organisiert. Es findet ebenfalls am Samstag auf der Wiese am Ende der Säbener Straße, zwischen Giesinger Waldhaus und Münchner Kindl-Heim statt und geht um 15.00 Uhr los. Dort kann sich aber nicht nur über die neuesten Erkenntnisse zu den Planungen des Autobahn-Südrings austauschen, sondern auch seinen Hunger und seinen Durst nach der Radldemo stillen. Auf die Kinder wartet ein buntes Programm. Der Eintritt ist frei.

Zwischenbericht

Die Autobahndirektion Süd teilte in ihrem Zwischenbericht Ende April mit, »dass nach den ersten Untersuchungen von den ursprünglich 18 möglichen Trassen nur noch acht Stück, inklusive Untertrassen« weiter verfolgt werden. Untersucht wurde unter anderem, welcher Verkehr einen Autobahnsüdring nutzen würde und wie das sonstige Straßennetz be- und entlastet würde. Die Verkehrsuntersuchung hat zum Ergebnis, dass je nach Trassenwahl eine Verkehrsbelastung von durchschnittlich 24.000 bis 70.000 Fahrzeuge in 24 Stunden auf dem Südring zu erwarten ist und die Autobahn mit zwei Fahrstreifen (plus Standstreifen) pro Fahrtrichtung geplant werden sollte. Die verkehrswirksamste Variante besteht in einer stadtnahen Linienführung mit Anschluss an die ›Garmischer Autobahn‹ A95 und zusätzlichen Anschlussstellen an das Straßennetz. »Ein Autobahnringschluss im Münchner Süden führt zu einer höheren Verkehrsbelastung auf dem Autobahnwestring, entlastet aber den Nord- und Ostabschnitt des Autobahnrings, den südlichen Abschnitt des Mittleren Rings und teilweise das Umland südlich von München«, heißt es in einem Schreiben der Autobahndirektion zum zweiten Zwischenbericht der Machbarkeitsstudie. Allerdings, so räumte die Autobahndirektion ein, sei die Entlastung der übrigen Straßen durch den Südring mit nur etwa 10 Prozent anzusetzen.

Woschée

Artikel vom 22.07.2009
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