Fotografieausstellung zeigt das Absurde im Alltag

Zentrum · Golfspielen vorm Atommeiler

Wolken über Grafenrheinfeld 2005. Foto: Jürgen Nefzger, Fluffy Clouds, courtesy Galerie F. Paviot, Paris

Zentrum · Aus einem dokumentarischen Blickwinkel heraus setzt sich Jürgen Nefzger mit den Veränderungen der Landschaft durch den Menschen auseinander. Als kritischer Beobachter unserer Zeit richtet er seinen Blick auf eine von Ökonomie und Freizeitkultur geprägte Welt. Seine Motive findet er häufig im Umfeld städtischer Ballungsräume. Zu sehen in der neuen Fotoausstellung im Stadtmuseum am Jakobsplatz (»Fluffy Clouds«, 17. Juli bis 27. September).

Für seinen hier gezeigten Zyklus »Fluffy Clouds« (2003-2006) hat Jürgen Nefzger Atomkraftwerke in Frankreich, Deutschland, England und Spanien fotografiert. Die Meiler werden zu nahezu harmlosen Bestandteilen der Landschaft; hier gehen Menschen arglos ihren Freizeitaktivitäten nach, schwimmen, spielen Tennis oder Golf, fischen am Teich oder pflegen ihren Schrebergarten. Die Kernkraftwerke, gegenwärtig erneut Gegenstand kontroverser Energiedebatten, stehen inmitten einer geradezu klischeehaft schönen Landschaft.

»Anstatt theatralische Darstellungen zu schaffen, bevorzuge ich einen ironischen Blick, wie in diesen Imitationen romantischer Kompositionen. Romantische Künstler treibt der Wunsch, sich mit der Natur vor ihrem Auge zu verbinden. Ich fürchte, kaum jemand, der vor so einem Atomkraftwerk steht, hat diesen Wunsch.«

Touristen in einem Freizeitpark etwa scheinen keine Ahnung zu haben, dass der lustig angemalte Berg in Wirklichkeit ein Atommeiler ist. »Die Menschen an solchen Schauplätzen nehmen das Absurde daran gar nicht wahr«, bemerkt der Fotograf dazu.

Im vergangenen Jahr wurde Jürgen Nefzger mit dem Prix Nièpce, einem der begehrtesten französischen Fotografie-Preise, ausgezeichnet. Jürgen Nefzger wurde 1968 in Fürth geboren und lebt seit 1990 in Frankreich. 1994 schloss er sein Studium an der École nationale supérieure de la photographie in Arles ab und ging anschließend nach Paris, wo er seither lebt.

Artikel vom 22.07.2009
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