Nach fünf Jahren: Der Münchner Osten feiert – der Richard-Strauss-Tunnel ist eröffnet

Bogenhausen · Jetzt ist Schluss mit Lärm, Staub und Dreck

Ein bisschen neidisch schien die anwesende Politik-Prominenz schon zu sein, dass nicht sie, sondern Louisa und Felix den Tunnel symbolisch durch das Zerschneiden des Bandes freigeben durften. Foto: ak

Ein bisschen neidisch schien die anwesende Politik-Prominenz schon zu sein, dass nicht sie, sondern Louisa und Felix den Tunnel symbolisch durch das Zerschneiden des Bandes freigeben durften. Foto: ak

Bogenhausen · »Wir wohnen seit drei Jahren in der Parkstadt Bogenhausen und hoffen, dass nun endlich der Schleichverkehr durchs Viertel auffhört«, sagt Andreas Schmid beim Bürgerfest zur Eröffnung des Richard-Strauss-Tunnels am vergangenen Samstag. Auch er hatte es sich wie die meisten Besucher im großen Festzelt gemütlich gemacht.

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Nur ein paar wenige standen vor der großen Bühne am Böhmerwald Platz und lauschten dem Haidhauser Männerchor, bestaunten die Akrobaten der Majostics oder tanzten zu den Rhythmen der Schülerband »Rebels’ Delight«. Dauerregen und herbstliche Temperaturen ließen nicht recht Stimmung aufkommen.

Bunte Parteienlandschaft

Während die Bogenhauser noch ungeduldig in Scharen vor dem Eingang zum Tunnel warteten, war die Party wenige Meter unter ihnen schon voll im Gange. Um Punkt 11 Uhr eröffnete Baureferentin Rosemarie Hingerl den Festakt. Oberbürgermeister Christian Ude (SPD), Innenminister Joachim Herrmann (CSU) und Verkehrsminister Martin Zeil (FDP) reihten sich in die Rednerliste ein. Dass dieser Tag vor allem ein Fest für die jahrelang von Lärm, Dreck und Staub geplagten Anwohner ist, darüber waren sich alle einig.

Ude und der Tunnel

Sogar Oberbürgermeister Ude räumte ein, dass seine anfänglich negative Einstellung zum Tunnel rückblickend betrachtet falsch gewesen sei – »weil sich mit dem Tunnel der Verkehr verflüssigt und durch Bündelung aus den Wohnquartieren herausgezogen wird«. Lediglich die Unterhaltskosten machten dem Rathaus-Chef noch Sorgen. Die jährlichen Aufwendungen für Instandhaltung und Unterhalt »reißen ein neues Finanzloch auf«, gab er zu bedenken. Zum Thema Mae West sagte Ude nur: »Genießen Sie die freie Aussicht, solange Sie diese noch haben.« Bei der Neugestaltung des Vogelweideplatzes vermied es Ude bewusst das Wort »Hochhaus« in den Mund zu nehmen, sondern beschrieb das angedachte »Bogenhausener Tor« lieber als »großstädtische Einfahrt« in die Stadt. Für ihn war klar: »Es wird sich noch sehr viel im Münchner Osten ändern – doch es wird nur eine Aufwertung sein.«

»Allzeit gute Fahrt!«

»Allzeit gute Fahrt«, wünschte Verkehrsminister Zeil den Autofahrern bei seiner Rede. Gab jedoch zu bedenken, dass man bei aller Euphorie über den Tunnel nicht vergessen dürfe, dass sich die Verkehrsbewegungen zwischen München und dem Umland bis 2015 um 18 Prozent erhöhen werden. »Deshalb ist auch ein weiterer Ausbau der öffentlichen Verkehrsmittel unerlässlich«, sagte Zeil.

»Ja« zum Bürgerentscheid

Innenminister Herrmann hob die Bedeutung des erfolgreichen Bürgerentscheids (1996) für den Bau des Tunnels hervor: »Dieser Entscheid war ein wichtiges Signal für München, dass dieses Instrument auch für ein Projekt und nicht nur dagegen genutzt werden kann.« Im Anschluss an die politischen Reden und den ein oder anderen Seitenhieb in Richtung des politischen Gegners später, kehrte bei der kirchlichen Weihe des Tunnels wieder Frieden ein.

Louisa und Felix

Was zum Schmunzeln gab es als Louisa Süß und Felix Espe das Mikrophon ergriffen. Die beiden Fünfjährigen hatten die Ehre, den Tunnel symbolisch für den Verkehr freizugeben. Aber warum gerade Louisa und Felix? Natürlich weil die beiden am 25. September 2003 – dem Tag des Spatenstichs zum Bau des Tunnels – geboren wurden. Nachdem die beiden mit Unterstützung der politischen Prominenz das Band durchschnitten hatten, durften die anwesenden Politiker mit Oldtimern schon einmal den Tunnel befahren und sogar die Sirene des historischen »Isar 12« BMW ausprobieren. Ab dieser Woche dürfen auch alle Münchner und Pendler den Tunnel befahren. Und die Hoffnung von Familie Schmid aus der Parkstadt, dass sich künftig weniger Autos durch das ohnehin schmale Straßennetz der Parkstadt schlängeln, wird sich wohl auch erfüllen. »Damit wird auch der Schulweg für unseren Sohn Jeremias endlich wieder sicher«, freut sich Eveline Juka-Schmid.

Andrea Koller

Artikel vom 21.07.2009
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