Sonntagsküche für Bedürftige

Milbertshofen · Was Warmes

Pfarrer Christian Weigl (li.) ist stolz auf die Sonntagsküchen-Teams aus Ehrenamtlichen.	Foto: em

Pfarrer Christian Weigl (li.) ist stolz auf die Sonntagsküchen-Teams aus Ehrenamtlichen. Foto: em

Milbertshofen · An der Bushaltestelle hat sie bisher sonntags mittags gegessen, die 60-jährige Christine. »Weil es ja vor dem Kulturhaus noch keine Bänke gab«, erklärt sie, während sie sich an diesem Sonntagmittag bei der »Sonntagsküche« der Dankeskirche keine mitgebrachten Brote, sondern ein warmes Essen – mit Suppe vorweg und einem Dessert hinterher – schmecken lässt.

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Sie wollte einfach nicht die ganze Zeit nur allein in ihrer Wohnung hocken, da hat sie sich einen kalten Snack zubereitet und an der Bushaltestelle gegessen, so kam sie wenigstens mal raus. »Und hinterher habe ich mir eine Apfelschorle gegönnt«; dazu ist sie dann in die Wirtschaft gegangen – weil ja Sonntag war.

Diese Einsamkeit hat Spuren hinterlassen. Auf zufällige Berührungen reagiert sie hektisch, auf absichtliche, liebevolle, fast aggressiv. Doch sie sitzt gerne mit anderen Menschen am Tisch und redet – »daheim schmeckt’s mir nicht.« Sonntags mittags, in dieser einen Stunde im Gemeindehaus der Dankeskirche, kann sie einfach sein, wie sie ist, sich hinsetzen und mal bedienen lassen, Gast sein. Sicher gibt es hier keine »pädagogisch wertvolle« Hilfe zur Selbsthilfe, sagt ihr hier niemand, dass sie mit ein wenig Bedacht eigentlich auch für sich selbst gut und gesund kochen könnte, mit dem Geld, dass sie jeden Monat bekommt. Aus ihrer Opferhaltung, ihrer Passivität wird sie hier nicht gerissen. Aber angenommen wird sie, ein Platz ist immer für sie frei – und wenigstens einmal in der Woche hat sie ein warmes Essen, das mehr als nur Nahrungsaufnahme ist.

»Die seelische Bedürftigkeit ist oft größer als die materielle« – diese Beobachtung macht Sieglinde Remmers, Hauswirtschafterin der Diakonie, immer wieder, wenn sie beim ehrenamtlichen Kochteam der neu eingerichteten Sonntagsküche der Dankeskirche mitmacht. Jeden Sonntag können Bedürftige ohne Anmeldung oder sonstige Formalitäten von 12 bis 13 Uhr im Gemeindehaus der Kirche ein warmes Mittagessen mit Vorspeise und Nachtisch genießen, gegen einen Beitrag von mindestens einem Euro pro Person. Sechs Mal gab es diesen Mittagstisch bis jetzt, und teilweise waren schon über zwanzig Gäste zusammen. Dreißig könnten problemlos versorgt werden.

Am vergangenen Sonntag waren auch Bezirksausschussvorsitzende Antonie Thomsen (SPD) und Bundestagsabgeordneter Johannes Singhammer (CSU), der die Kücheneinrichtungsspende vermittelt hatte, zu Gast. Beide betonten den Wert der Gemeinschaft bei diesem Angebot – ein Aspekt, den auch Pfarrer Christian Weigl als »Gastgeber« unterstreicht. Er zeigt sich begeistert vom Engagement der Freiwilligen, die sich zu regelmäßig arbeitenden Kochteams zusammenfinden. Neue »Köche« und Helfer sind übrigens willkommen – wichtig ist aber, dass sie sich regelmäßig engagieren. Die hohe Motivation der Teams erklärt sich Weigl mit dem Erfolgserlebnis, das den Ehrenamtlichen jeden Sonntag beschert wird: »Was man hier tut, ist unmittelbar einsichtig­, das Ergebnis sofort erlebbar.«

Eva Mäkler

Artikel vom 15.07.2009
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