Pfarrer Josef Schlossnikel von St. Sylvester hört nach 28 Jahren Dienstzeit auf

Schwabing · »Ich bin hier verwurzelt«

Leicht fällt es Josef Schlossnikel nicht, St. Sylvester zu verlassen, aber dafür hat er im Ruhestand endlich mehr Zeit für seinen Hund »Rocky«.	Fotos: ko

Leicht fällt es Josef Schlossnikel nicht, St. Sylvester zu verlassen, aber dafür hat er im Ruhestand endlich mehr Zeit für seinen Hund »Rocky«. Fotos: ko

Schwabing · Wenn Pfarrer Josef Schloss­nikel zum 1. September in den Ruhestand geht, heißt das nicht, dass er aufhört zu arbeiten. Seelsorge, also Gottesdienste, Trauungen und Beerdigungen etwa, wird er an seinem künftigen Wohnort Deisenhofen in der dortigen katholischen Kirche Sankt Bartholomäus weiter betreiben. Die leidige Verwaltungsarbeit aber, die bisher auch zu seinen Aufgaben als Pfarrer der Schwabinger katholischen Kirche Sankt Sylvester zählte, fällt weg.

Am Sonntag, 26. Juli, findet um 10 Uhr ein Festgottesdienst mit anschließender Feier zur Verabschiedung Joseph Schlossnikels in Sankt Sylvester statt. Leicht ist der Abschied von Schwabing nach über 28 Jahren Dienst für den Pfarrer nicht. »Ich bin hier verwurzelt.« Viele Ortsansässige hat er von der Erstkommunion bis zur Trauung begleitet. Aber der Geistliche, der im August 74 Jahre alt wird, merkt nun das Alter und ist froh, dass er seine Aufgaben in Sankt Sylvester abgeben kann. Und bis zum letzten Tag in Schwabing steht einiges an Arbeit an.

Schlossnikel hat sich für seinen Umzug nach Deisenhofen ab Mitte August Urlaub genommen. Trotzdem wird er währenddessen noch die Schwabinger Gottesdienste abhalten. Danach ruht sich der Pfarrer aus. Bei einem Urlaub in Italien etwa, dem Heimatland von Hund Rocky, den der Geistliche gemeinsam mit seinem Bruder vor sieben Jahren aus einem italienischen Tierheim gerettet hat. Und für den der Pfarrer nun auch mehr Zeit hat, zumal Bruder und Hund ebenfalls in Deisenhofen wohnen. Ansonsten kann Schlossnikel in seiner Freizeit künftig wieder mehr seiner Leidenschaft für Musik frönen. »Früher bin ich mindestens einmal im Monat in eine Oper oder ein Konzert gegangen.«

Bei der Frage, was sich ihm denn in den vergangenen Jahren bei seiner Tätigkeit in Schwabing besonders eingeprägt habe, zögert der Geistliche keine Sekunde: Die großzügige Hilfe von Gemeindemitgliedern über die Jahre habe ihn sehr beeindruckt, »dass man nicht lange um Geld betteln muss«. Etwa zugunsten einer älteren Dame, die sich mit der Bitte um Hilfe an den Pfarrer wandte, weil sie 3.000 Mark Schulden hatte. Der bat daraufhin eine Schwabingerin, von der er dachte, sie könne eventuell ein wenig unterstützen, um eine Spende: »Egal wie viel Sie geben können, jede Summe hilft«, hatte der Geistliche damals zur Spenderin gesagt. Die sei daraufhin im Nebenzimmer verschwunden und zurückgekommen mit einem Briefumschlag, der 3.000 Mark enthalten hätte. »Einfach so. Ich war in dem Moment sprachlos, denn ich hätte nie gewagt, komplett um diese hohe Summe zu bitten«, erinnert sich der Pfarrer.

Auch bei zahlreichen nötigen Kirchenrenovierungen hat sich Schlossnikel immer auf die finanzielle Hilfe seiner Gemeindemitglieder verlassen können. Darunter etwa 170.000 Euro für ein neues Dach und damals 1,5 Millionen Mark für den Pfarrsaal, die die Spender zu den jeweiligen Gesamtkosten beigetragen haben. »Den Löwenanteil hat zwar immer die Diözese aufgebracht, trotzdem hätten die Bürger das nicht besser hinbringen können«, sagt Schlossnikel. Das wunderschön renovierte Kirchenensemble, zu dem der Pfarrer einen großen Teil beigetragen hat, ist wohl ein Grund mehr, der es ihm schwer macht, seinen Wirkungskreis zu verlassen. Erhalten bleiben auf jeden Fall die Spuren Josef Schlossnikels – bei den Menschen in Schwabing und auch am kirchlichen Gemäuer.

Kirsten Ossoinig

Artikel vom 14.07.2009
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