Nach erfolgreicher Premiere jetzt in Unterhaching

Landkreis · Frei-Schau-Spiel-Festival

Das Schauspieler-Ensemble bei Proben zu »Der Menschenfeind«.  Foto: M. Kammin

Das Schauspieler-Ensemble bei Proben zu »Der Menschenfeind«. Foto: M. Kammin

Landkreis · Es gibt viele moderne Inszenierungen alter Klassiker, die gründlich in die Hosen gehen. Regisseur Bernd Seidel jedoch ist mit »Der Menschenfeind« von Moliére eine Aufführung gelungen, bei der trotz puristischer Bühnenelemente und Turnschuhe tragender Schauspieler der Zeitgeist Moliéres noch zu spüren ist, die wunderschöne dichterische Sprache erhalten und die Botschaft des Stückes eindeutig bleibt.

Der Idealist und Menschenfeind Alceste (Patrick Gabriel) erhebt für sich den Anspruch, ohne Heuchelei zu leben. Obwohl er Adeliger ist, zelebriert er seine Unabhängigkeit gegenüber dem königlichen Hof. Er sagt immer, was er denkt, auch wenn er sich dadurch Feinde macht, beispielsweise den Möchte-Gern-Dichter Oronte (Norman Sonnleitner). Daher ist es vorprogrammiert, dass in seiner Beziehung zu Célimène (Sandra Heuer), einer jungen, koketten und intriganten Witwe, Probleme auftreten. Dann ist da noch Philinte (Tristan Fabian), der die resignierte Philosophie der Anpassung und Kompensation vertritt, Éliante (Katja Schanz), die den Traum von der großen Liebe kennt, aber lieber der Vernunft vertraut, Arsinoé (Rita Schlesinger-Spies), die das Spiel Célimènes durchschaut, und der arrogante und gleichzeitig komische Clitandre (Georg Bütow).

Ein nüchternes Metallgerüst mit vergitterten Flächen ist das einzige Bühnenelement. Ständig sind die Schauspieler in Bewegung, wechseln die Ebenen auf dem Gerüst, hängen oder hangeln zwischen den Rohren, ohne jedoch Unruhe in das Stück zu bringen. Vielmehr ist es ein geschickt eingesetztes Mittel, die Zuschauer bei der Stange zu halten, denn sonst bestünde die Gefahr, dass bei den teilweise sehr langen Dialogen in der für uns ungewohnten Sprache ohne wirkliche Handlung Ermüdung eintreten könnte.

Dem wirkt auch die Musik der Begleitband »Hammerling trifft Michaela Dietl« im französischen Caféhaus-Stil entgegen, die immer dann einsetzt, wenn neue Charaktere ins Spiel kommen oder besondere Szenen unterstrichen werden sollen. Die Premiere in Ottobrunn konnte zwar aufgrund des Wetters nicht wie geplant draußen stattfinden, was einige akustische Probleme im Wolf-Ferrari-Haus zur Folge hatte, dennoch gab es tosenden Applaus, nicht zuletzt für die brilliante Leistung der jungen Nachwuchsschauspieler, die Seidel bundesweit aus 300 Bewerbern ausgewählt hatte.

»Der Menschenfeind« ist ein Teil des mehrtägigen Frei-Schau-Spiel-Festivals, das Bernd Seidel erstmals dieses Jahr organisiert hat und das bis September an verschiedenen Orten in und um München stattfindet – vom 17. bis 19. Juli im Kubiz in Unterhaching, Jahnstraße 1.

Der Menschenfeind kommt am Samstag, 18. Juli, um 20.30 Uhr zur Aufführung, am Freitag, 17. Juli, wird um 11.00 und um 15.00 Uhr »Aschenputtel« in einer Neufassung von Rita Schlesinger-Spieß aufgeführt, die das Stück humorvoll unserer heutigen Medienwelt angepasst hat (für Kinder ab vier Jahren und Erwachsene). Am Sonntag, 19. Juli, ist um 20.30 Uhr die Kabarettistin Lisa Fitz zu Gast mit ihrem Programm »Singledämmerung«.

Karten gibt es unter Tel. 6 65 55-3 16 oder E-Mail: tickets@unterhaching.de

Infos unter www.frei-schau-spiel-festival.de

Sybille Föll

Artikel vom 08.07.2009
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