»A la recherche de Joséphine«: Im Juli im Deutschen Theater

Fröttmaning · Die Geschichte des Jazz – und viel mehr

»A la recherche de Joséphine« bietet eine musikalische Zeitreise durch ereignisreiche Jahrzehnte des vergangenen Jahrhunderts.	Foto: VA

»A la recherche de Joséphine« bietet eine musikalische Zeitreise durch ereignisreiche Jahrzehnte des vergangenen Jahrhunderts. Foto: VA

Fröttmaning · Am 3. Juni hätte Joséphine Baker ihren 103. Geburtstag gefeiert. 1906 wurde das Mädchen, das später mit dem Tanz im Bananenröckchen weltweit für Aufsehen sorgen sollte, als uneheliche Tochter des jüdischen Schlagzeugers Eddie Carson und der Waschfrau Carrie McDonald in St. Louis, Missouri, geboren. Als »das sensationellste Weib, das Menschenaugen je gesehen ­haben« bezeichnete der Schriftsteller Ernest Hemingway die Frau, die mit ihrem Revue-Ballett in den zwanziger Jahren erst New York und später Paris eroberte.

Für Bayern war das allerdings damals noch zu freizügig. 80 Jahre ist es heuer genau her, dass ein geplanter Auftritt von Joséphine Baker im Deutschen Theater wegen »Verletzung des öffentlichen Anstands« untersagt wurde. Eine Tatsache, die im damaligen Satire-Magazin »Simplicissimus« natürlich nicht unerwähnt blieb. Unter der Karikatur, die einen Geistlichen und einen Gendarm zeigt, die hinter Joséphine Baker her rennen, konnte man lesen: »Hinaus mit Dir! In Bayern dürfen nur wir bodenständigen Schwarzen auftreten.« Erst sehr viel später gab sich München weltoffener und bescherte Joséphine Baker 1953 schließlich doch noch einen umjubelten Auftritt im Deutschen Theater.

Dorthin zurück bringt sie im Juli der bekannte französische Regisseur Jérôme Savary mit seiner Hommage »A la recherche de Joséphine«. Sein Musical widmet er sowohl der Künstlerin als auch dem Jazz. »A la recherche de Joséphine« erzählt die Geschichte der schwarzen amerikanischen Musik, von Haiti und Kuba bis hin zum traditionellen Jazz, dem Blues und dem Boogie der 50er-Jahre. »Unter allen Shows, die ich im Laufe der letzten Jahre mit meinem Team geschaffen habe, liegt mir Joséphine am meisten am Herzen, da sie vor einem ernsten Hintergrund spielt: dem fast biblisch anmutenden Szenario, das durch den Hurrikan Katrina provoziert wurde. In weniger als einer Woche wurde mehr als die Hälfte der Bevölkerung aus der Stadt New Orleans vertrieben. Anhand des Schicksals der Menschen, die man eigenartigerweise Afroamerikaner nennt, und deren Entwicklung wir von ihren Vorfahren im afrikanischen Dschungel über Haiti und Cuba bis nach New Orleans mitverfolgen, erzählen wir die Geschichte des Jazz und dieser unglaublichen, 17-jährigen kleinen Tänzerin, die das Paris der Années folles durch ihren Tanz mit dem Bananengürtel als einziges Kleidungsstück revolutioniert hat«, sagt Jérôme Savary.

Er lässt in seinem Stück zwei Geschichten aus Gegenwart und Vergangenheit verschmelzen. Im ersten Teil kommt ein französischer Produzent in das vom Hurrikan Katrina verwüstete New Orleans, um Sänger, Tänzer und Schauspieler zu finden. Mit ihnen will er die »Schwarze Revue« wiederbeleben – die Revue, in der das Paris des Jahres 1925 im Théâtre des Champs-Elysées die ausgelassene, wilde Josephine Baker entdeckte. Bei seiner Suche trifft der Produzent auf den Musiker Old Joe, der stoisch darauf wartet, dass sein durch den Hurrikan versenktes Klavier wieder an der Oberfläche auftaucht. Während Old Joe in Erinnerungen über die Ursprünge des Jazz schwelgt, hält der Produzent ein Vorsprechen für sein Stück »Auf der Suche nach Joséphine« ab und wählt Cindy aus.

Im zweiten Teil der Show findet man sich im Paris des Jahres 1925 wieder und erlebt in der »Schwarzen Revue« die besten Tänze und Lieder von Joséphine Baker. Am 8. April 1975 feierte Joséphine Baker ihr 50-jähriges Bühnenjubiläum. Kurze Zeit später erlitt die Tänzerin, Sängerin und Entertainerin eine Gehirnblutung, an deren Folgen sie vier Tage später, am 12. April 1975, in Paris starb.

Das Deutsche Theater zeigt »A la recherche de Joséphine« von Jérôme Savary mit deutschsprachigem Erzähler vom 7. bis 19. Juli in der Werner-Heisenberg-Allee 11. Die offizielle Premiere ist am Mittwoch, 8. Juli.

Artikel vom 17.06.2009
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