Guildo Horn zeigt den Lesern der Nord-Rundschau sein »Doppel-Ich«

Münchner Norden · Clown und Philosoph

Wenn in der Nord-Rundschau von Krise die Rede ist, erschreckt das Guildo Horn natürlich ganz besonders …  	F.: Holthausen

Wenn in der Nord-Rundschau von Krise die Rede ist, erschreckt das Guildo Horn natürlich ganz besonders … F.: Holthausen

Münchner Norden/Ismaning · »Das wird eine Unterhaltungsshow, kein politisches Manifest«, beruhigt Guildo Horn, bürgerlich Horst Köhler, die Leser der Münchener Nord-Rundschau. Die Rede ist von seiner Lesung aus »Doppel­Ich – die andere Seite des Horst Köhler« am kommenden Freitag, 19. Juni, um 19.30 Uhr in der Ismaninger Hainhalle, Erich-Zeitler-Straße 5, zu der ihn die Volkshochschule im Norden des Landkreises München eingeladen hat.

»Ich habe den Leiter der VHS, Dr. Lothar Stetz, in Konstanz kennengelernt, als ich dort gelesen habe. Damals wusste er schon, dass er in den Münchner Norden gehen würde. Wir hatten viel Spaß bei der Lesung, und er wollte unbedingt, dass ich auch nach Ismaning komme.«

An diesem Abend wird man mehr erleben als nur die bekannte »Kunstfigur«, wie er sie selbst nennt, Guildo Horn. »Nussecken, fröhlich, bunt, Schmerbauch und Schweiß – das ist schon ganz schön viel, was die Menschen von mir wahrnehmen«, sagt Köhler ganz ernsthaft über das Bild, das Guildo Horn via Medien transportiert. »Wenn sich dann die Menschen noch mehr für einen interessieren, dann kann man tatsächlich in die Tiefe gehen.« Und das bringt einige Überraschungen ans Tageslicht: Der Schlagerclown hat Pädagogik studiert und unter anderem bei der Lebenshilfe Trier mit Menschen mit Down-Syndrom, die als geistig behindert gelten, gearbeitet, Theater gespielt und Musik gemacht. Und in Sachen Musik haben ihm, der doch immer ein richtiger »Musiker-Musiker« (O-Ton Horn) werden wollte und der Schlagzeug spielt, seitdem er 13 ist, die so genannten »Behinderten« einiges beigebracht, verrät er: »Zu diesem völlig losgelösten Guildo Horn bin ich über meine Arbeit mit den geistig Behinderten gekommen. Ich war ja eher so ein Musik-­Denker. Und dann habe ich in den Lebenshilfe-Werkstätten gesehen, wie die da abgehen – da waren die Gitarren noch gar nicht ausgepackt. Da habe ich mir gedacht: Was haben die, was ich nicht habe …«

Vier Monate lang hat er an seinem Buch geschrieben. Er, der doch eigentlich, wie er meint, »gar keine Zeit habe«, über sein Leben nachzudenken. Waren dann diese vier Monate vielleicht so etwas wie eine Therapie – auch, wenn er keine gebraucht hätte? »Also, eine Therapie braucht bestimmt jeder mal«, antwortet er lachend. »Ich wohne ja auf dem Land, im Oberbergischen. Da habe ich mich hingesetzt und richtig rein vertieft. Und zwischendurch bin ich in den Wald gegangen und wieder zurück gekommen. Ich bin tatsächlich beim Schreiben wieder richtig in die Stimmungen von damals reingekommen. Da hab’ ich dann schon mal gedacht, Mensch, warum bist du denn jetzt so aggressiv …«

Doch manche Erfahrungen, von denen Guildo Horn erzählt, weisen weit über das Private hinaus. Wenn er beschreibt, warum die »Nichtbehinderten« vielleicht dringender den Kontakt zu »geistig Behinderten« brauchen als umgekehrt, zum Beispiel: »Wir haben unseren Planeten an den Rand des ökologischen Kollaps gebracht, auf die ökonomischen Fragen keine Antworten gefunden, stehen vor den Scherben unserer Welt. Wir sollten alle Qualitäten nutzen, die uns helfen, von festgefahrenen Denkmustern loszukommem, vom permanenten Leistungsstreben, von der Illusion, alles zu beherrschen und zu durchblicken.«

Der Eintritt zu Guildo Horns Lesung kostet zehn Euro. Mit der VHS-Vortragskarte ist er kostenlos. Eva Mäkler

Artikel vom 16.06.2009
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