Neuer Seniorenbeirat: Theo Kempf setzt sich für Belange des Glockenbach ein

Isarvorstadt · Für Wandel und Wohnen

Theo Kempf vor dem Integrationsmaibaum am Karl-Heinrich-Ulrich-Platz. Als neuer Seniorenbeirat will er sich auch für die Belange älterer Schwuler und Lesben einsetzen.	Foto: js

Theo Kempf vor dem Integrationsmaibaum am Karl-Heinrich-Ulrich-Platz. Als neuer Seniorenbeirat will er sich auch für die Belange älterer Schwuler und Lesben einsetzen. Foto: js

Isarvorstadt · Die über 60-Jährigen aus der Isar- und der Ludwigsvorstadt haben einen neuen Vertreter, der sich künftig bei der Stadt für die Interessen der älteren Menschen im Viertel einsetzen wird: Theo Kempf von der Rosa Liste (RoLi), der im März mit großer Mehrheit in den Seniorenbeirat gewählt wurde, hat diesen Mittwoch offiziell sein Amt angetreten. Stark machen will er sich unter anderem für alternative Wohnprojekte für Senioren und einen besseren Zusammenhalt zwischen den Generationen.

»Ich hätte nicht damit gerechnet, dass so viele Bürger ihre Stimme für mich abgeben«, sagt der 61-Jährige, der bis vergangenen April die Seniorengruppe »Gay and Gray« des Schwulen Kommunikations- und Kulturzentrums München e.V. (Sub) geleitet hat. Rund 44 Prozent der Wähler haben für ihn votiert. »Nachdem kaum Werbung für mich gemacht wurde, hat mich das sehr überrascht«, erklärt er.

Allerdings bringt der Wahlmünchner, der seit 2004 im Glockenbachviertel wohnt, für das Amt des Seniorenbeirats gute Voraussetzungen mit: Jahre lang führte der gelernte Krankenpfleger eine Sozialstation der Caritas in Ludwigsburg. Außerdem war er stellvertretender Leiter eines Altenheims in Salmünster. Auch von seiner Tätigkeit bei »Gay and Gray« verspricht er sich Vorteile für die neue Aufgabe. »Ich konnte dadurch einen guten Draht zum Sozialreferat der Stadt aufbauen«, erklärt er. Für seine Amtszeit hat er sich viel vorgenommen – etwa die Schaffung neuer Wohnformen im Alter.

»Ich weiß, dass das schwierig ist«, räumt er ein. Da die Stadt nur noch wenige Häuser im Viertel besitze, sei es problematisch, preisgünstige Räumlichkeiten für derartige Projekte zu finden. Gelungen sei ein solches Vorhaben jedoch kürzlich in der Lindwurmstraße. Dort wurde im vergangenen April eine Wohngemeinschaft für ältere, gleichgeschlechtlich orientierte Männer eingerichtet. »Soweit ich weiß ist das die einzige WG dieser Art in ganz Deutschland«, sagt Kempf. Wichtig sei ihm außerdem, den Kontakt zwischen den Generationen zu stärken. »Altenarbeit bedeutet mehr, als sich um behindertengerechte Straßenübergänge und Haltegriffe in der U-Bahn zu kümmern«, betont er. »Mir geht es um gesellschaftliche Veränderungen.« Vielen älteren Menschen sei es ein großes Anliegen, ihre Erfahrungen an die Jüngeren weiterzugeben. Stattfinden könne ein derartiger Austausch etwa im Rahmen von Wohnprojekten, bei denen Senioren Zimmer zu günstigen Mieten gegen Hilfsleistungen im Haushalt an Studenten vermieten.

Einsetzen will sich Kempf außerdem für die besonderen Bedürfnisse älterer Schwuler und Lesben. »Altenheime sind in erster Linie auf heterosexuelle Biographien ausgerichtet«, sagt er. Für viele gleichgeschlechtlich orientierte Menschen sei es ein schwerer Prozess gewesen, zu ihrer sexuellen Ausrichtung zu stehen. »Wenn sie dann etwa in ein katholisches Heim kommen, glauben sie, sich wieder verstecken zu müssen«, warnt er. Auch die Stadt gehe zu wenig auf die Lebenssituation schwuler und lesbischer Senioren ein. »Ebenso wie die besonderen Bedingungen von Migranten berücksichtigt werden, sollte man auch an die unterschiedlichen sexuellen Orientierungen denken«, fordert er.

Was die Umsetzung seiner Ziele angeht, ist Kempf realistisch. »Das sind Langzeitprojekte, die Wahlperiode von vier Jahren reicht dafür nicht aus«. Bis zur Sommerpause wolle er sich zunächst mit der Arbeitsweise des Gremiums vertraut machen. »Im Herbst werde ich dann erste Vorschläge einbringen«, kündigt er an. J.Stark

Artikel vom 16.06.2009
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