Geothermieanlage in Unterhaching eingeweiht

Unterhaching · Eine Vision wird Wirklichkeit

Bundesumweltminister Sigmar Gabriel (2. v. r.) und Unterhachings Rathauschef Wolfgang Panzer (r.) beim Rundgang durch die Geothermieanlage.  Foto: ko

Bundesumweltminister Sigmar Gabriel (2. v. r.) und Unterhachings Rathauschef Wolfgang Panzer (r.) beim Rundgang durch die Geothermieanlage. Foto: ko

Unterhaching · Bundesumweltminister Sigmar Gabriel hat am Dienstag in Unterhaching die derzeit größte deutsche Geothermieanlage eingeweiht. »Leuchtturmcharakter« wird dem Projekt bescheinigt, dass bereits vor sieben Jahren gestartet ist.

Damals unter der Federführung von Unterhachings Altbürgermeister Erwin Knapek, der unter anderem neben seinem Amtsnachfolger Wolfgang Panzer, dem Staatsminister und Leiter der Staatskanzlei Siegfried Schneider, Landrätin Johanna Rumschöttel sowie Bundestagsabgeordneten und Bürgermeister benachbarter Gemeinden am Festakt unter dem Motto »Eine Vision wird Realität« teilnahm.

Sigmar Gabriel attestierte Knapek »enormen Mut«, die Geothermieanlage in Angriff genommen zu haben. Der Altbürgermeister hat, so Gabriel, seinen Mitstreitern mit großer Perspektive gezeigt, »es geht«. Das Unterhachinger Projekt habe in Deutschland eine »Eisbrecherfunk­tion«. Die Technologie­branche der erneuerbaren Energie ist laut dem Bundesumweltminister überhaupt nicht von der Wirtschafts­krise erfasst worden. Sie sei ein »kleines Wirtschaftswunder«. Denn dadurch seien 280.000 Arbeitsplätze geschaffen worden. Bis 2020 solle sich diese Zahl ver­doppeln. Laut Gabriel soll ­darüber hinaus die Leistung aus geothermischer Energie ebenfalls bis in elf Jahren auf zirka 280 Megawatt und somit um das Vierzigfache erhöht werden.

Unterhachings Rathauschef Wolfgang Panzer erinnerte sich während des Festaktes an die Zeit, als am jetzigen örtlichen Geothermie-Standort »buchstäblich nichts war außer Feldern und Wiesen«. Er bezeichnete seinen Vorgänger Knapek, der heute Aufsichtsrat der Geothermie Unterhaching GmbH ist, als »Visionär«. Vom Projekt bis zur funktionierenden Firma sei es ein langer und nicht immer einfacher Weg gewesen, auf dem die Gemeinde viel Geld in die Hand nehmen und Erfahrungen sammeln musste. »Wichtige Meilensteine« habe man mit dem erfolgreichen Abschluss des Probebetriebs sowie nun mit der Einweihung erreicht.

Im Juni 2007 wurden Fernwärmenetz und Heizwerk der Anlage fertig gestellt und in Betrieb genommen. Im Mai 2008 wurde zum ersten Mal Strom produziert. Von Februar bis April wurde heuer zur Probe erfolgreich Strom in das Unterhachinger Netz eingespeist. Einzigartig ist in Unterhaching, dass Geothermie sowohl zur Wärme- als auch zur Stromerzeugung genutzt wird. Die Anlage wird dieses Jahr über 10.000 Megawattstunden Strom produzieren, ab dem Sommer soll nach Installation einer stärkeren Förderpumpe die Energiemenge nochmals erhöht werden. Laut Gerlinde Kittl und Wolfgang Geisinger, Geschäftsführer der Geothermie Unterhaching GmbH konnten bereits 22.500 Tonnen CO2 eingespart werden, langfristig sollen es 40.000 sein. Das entspricht 60 Prozent der gesamten Emissionen der Gemeinde. Im September 2001 hat der Unterhachinger Gemeinderat den Startschuss für das Projekt gegeben. 2003 hat die Kommune für das Strom- und Wärmeerzeugungsprojekt einen Zuschuss in Höhe von 1,2 Millionen Euro vom Umweltministerium erhalten sowie ein Sonderdarlehen von 22,4 Millionen. Im September 2004 wurde in rund 3350 Metern Tiefe Thermalwasser von 123 Grad Wärme gefunden.

Im Mai 2006 begann der Bau des Fernwärmenetzes und des Heizwerkes. Einige Monate später fand im November 2006 das Richtfest zum Bau der »Kalina-Anlage« zur Stromerzeugung statt. Das Investitionsvolumen der Anlage liegt bei etwa 80 Millionen Euro, die unter anderem aus Fördermitteln der Bundesregierung und des Freistaates Bayern stammen.

Kirsten Ossoinig

Artikel vom 03.06.2009
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