Gern · »Nimm Abschied und gesunde«

Gern · »Einer der zentralen Punkte der christlichen Gesellschaftslehre lautet: Der Mensch ist Mittelpunkt – und nicht: Der Mensch ist Mittel, Punkt«, sagt der Diplomtheologe Anton Aschenbrenner, der seit 1987 Sterbende und Trauernde betreut und sich seit einigen Jahren speziell dem Thema »Friedhofskultur« widmet. Er fragt: »Wie sieht ein Friedhof aus, der für die Menschen da ist. Für die Verstorbenen, für den Menschen in seiner Trauer, aber auch für die Stadtgesellschaft, in der ein Mensch lebte und starb?«

Die Friedhofsverwaltung lädt zu drei Vortragsnachmittagen auf dem Westfriedhof, Baldurstraße 28, mit Anton Aschenbrenner ein: Donnerstag, 4. Juni, ist das Thema »Nimm Abschied und gesunde«: Scheiden tut weh. Anderseits eröffnet Loslassen neue Möglichkeiten. Alte Rituale und moderne Psychologie regen an, sich der Trauer zu stellen und die Krise als Chance zu entdecken. Die Friedhöfe wollen diesen Prozess hilfreich begleiten.

Am Donnerstag, 18. Juni, geht es um das Thema »Jeder, der geht, belehrt uns ein wenig über uns selbst«: Mit diesem Zitat beginnt das Gedicht »Unterricht« von Hilde Domin. Sterben und Tod zeigen nicht nur das Leben eines Angehörigen, sondern auch das Eigene. Die Friedhöfe halten nicht nur Namen und Daten, sondern auch Daseinsentwürfe im Gedächtnis.

Donnerstag, 9. Juli, heißt es »Leben will ich«: Limitierte Güter werden wertvoll. Die Grenzen seines Lebens ahnen, verleiht den Tagen besonderes Gewicht. Was zählt wirklich? Einer lauten Stadt der Reklame stellen die Friedhöfe andere Werte gegenüber. Sie sind Aufbruch zu entschiedenem Leben. Die Vorträge beginnen jeweils um 17 Uhr. Nach den Vorträgen von Anton Aschenbrenner gibt es umfangreiche Gelegenheit zu Gespräch und Diskussion. Der Eintritt ist frei. Eine Anmeldung ist nicht erforderlich. Bei schlechtem Wetter findet der Vortrag am überdachten Forum beim Haupteingang statt.

Eine Führung durch den Westfriedhof (Beginn: jeweils um 16.15 Uhr am Haupteingang) begleitet die Besucherinnen und Besucher zum Begegnungs-Ort »Steinkreis«, geschaffen von der Künstlerin Karolin Bräg. Eingravierte Zitate von Trauernden und Friedhofsbesuchern laden zum Nachdenken, zur Stille, zum Verweilen ein, aber auch zur Begegnung und zum Austausch.

Dieser Begegnungs-Ort bildet den passenden Rahmen für die Münchner Friedhofsgespräche. Die »Münchner Friedhofsgespräche« sind Bestandteil des neuen Veranstaltungsprogramms der Friedhofsverwaltung, das im Internet unter www.muenchen.de/friedhof abrufbar ist und an allen Friedhöfen sowie verschiedenen weiteren Stellen in der Stadt ausliegt.

Der Westfriedhof ist mit der U1, den Trambahnlinien 20 und 21 oder den Buslinien 151, 163, 164 und 165 (Haltestelle Westfriedhof) zu erreichen.

Artikel vom 03.06.2009
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