Albrecht Ackerland über Theater

München · Da schau her!

Hörens mir auf mit Theater! Ich mag nichts davon hören. Geht mir wirklich auf die Nerven! Warum? Weil ich viel zu selten hin gehe. Alle paar Monate, zwei, drei Mal im Jahr schaffe ich's dann doch ins Residenztheater, in die Kammerspiele, ins Volkstheater. Und jedes Mal denke ich mir schon in der Pause: Wieso komme ich eigentlich so selten her? Tut doch nicht weh. Und dann vergeht doch wieder ein halbes Jahr. Die Beziehung Theater-Ackerland: nachhaltig gestört.

Dabei ist sogar die schlechteste Inszenierung immer noch ein Erlebnis. Einem Schauspieler dabei zuzuschauen, wie er mit Hingabe seine Arbeit macht, ist mit das Schönste, was unsere Kultur hervorbringt. Von manchen Erlebnissen erzähle ich noch nach Jahren, vielleicht auch deshalb, weil es so wenige gibt in meinem Leben.

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Sei's drum: Klaus Maria Brandauer im Wiener Burgtheater als Nathan in Lessings „Nathan der Weise“ zu sehen, war schlicht fantastisch. Ach, die Burg. Jetzt könnte ich freilich losmarodieren und jammern, es liege nur daran, dass wir in München kein ordentliches Theater haben. Waren Sie einmal im Burgtheater zu Wien? Diese Größe, diese Aura, die unglaublich steilen Ränge, die Stachus-große Drehbühne, der ganze Bombast, die Würde, die Geschichte – das Haus ist schon bevor überhaupt ein Schauspieler die Bühne betritt ein Erlebnis.

Ja, das fehlt in München. Vielleicht. Trotzdem haben wir hier wirklich keinen Grund zum Jammern. Die großen Häuser in unserer Stadt erledigen eine Spitzenarbeit, das kann ich auch sagen, ohne regelmäßig hinzugehen, dafür beschäftige ich mich doch recht ausgedehnt mit deren Programm und den entsprechenden Kritiken. Auch fehlen in München nicht die kleinen Bühnen, auf denen ausprobiert wird – oder einfach aus reinem Spaß gespielt wird.

Was mir aber wirklich fehlt – und ich hoffe, dass ich einfach nur zu wenig Ahnung habe – sind nachkommende Schauspieler in der Tradition von Gustl Bayrhammer, Karl Obermeier, Erni Singerl, Toni Berger, Ruth Drexel. So genannte Volksschauspieler, die auch auf renommierten Bühnen zu Gange sind und ein Bild von München und Bayern prägen, das fernab liegt von Hollaröh und Jagerzaun, von Sepplhut und allen anderen furchtbaren Klischees, wie sie etwa derzeit auch das Bayerische Fernsehen in „Dahoam is Dahoam“ zeigt, diese Serie, die jeden Bayern beleidigt, der noch für ein Fünferl Verstand hat. Und die mich versuchen lässt, zu schimpfen: Geh' hörens mir mit dem Fernsehen auf. Pumuckl, hilf!

Artikel vom 28.05.2009
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